“Ende August hatten sie zur Wahl eines Betriebrates aufgerufen, eine Woche später saßen sie vor der Tür: Eine Mitarbeiterin des Autoverleihers Sixt am Düsseldorfer Flughafen erhielt eine fristlose Kündigung, zwei weitere stellte der Arbeitgeber frei und überreichte ihnen Aufhebungsverträge. Die gekündigte Kollegin habe „in gravierendem Umfang gegen ihre arbeitsvertraglichen Pflichten verstoßen“, so eine Sixt-Sprecherin gegenüber der Tageszeitung Rheinische Post
. Die beiden anderen Mitarbeiterinnen hätten angekündigt, das Unternehmen ohnehin verlassen zu wollen, so die Sprecherin weiter. Die Mitarbeiterinnen bestreiten die Aussagen des Arbeitgebers und auch der zuständige ver.di Gewerkschaftssekretär Özay Tarim sieht einen Zusammenhang zwischen dem Vorgehen der Geschäftsführung gegen die Mitarbeiterinnen und der geplanten Betriebsratsgründung. (…) Sie hatten vierzig weitere Kolleg*innen der beiden Sixt-Filialen in Düsseldorf für den 21.September zur Wahlversammlung für einen Betriebsrat eingeladen. Dort wollten sie auch die Missstände im Betrieb ansprechen: Regelmäßige Unterbrechung der Pausen und unvergütete Bereitschaftsdienste, wenn kein Einspringen nötig war, die Kolleg*innen aber trotzdem gebunden waren. (…) Nachdem Stimmen laut wurden, kein Auto mehr bei Sixt zu leihen, hat die Geschäftsführung zumindest die Freistellung der beiden Kolleg*innen zurückgenommen. Gegen die Kündigung werde man dann eben klagen, so Özay Tarim (ver.di) …” Bericht vom 8. September 2021 bei work-watch.de
und neu dazu:
- Sixt: Bossing nach Lehrbuch – auch am Frankfurter Flughafen
“Drei engagierte Mitarbeiterinnen, drei fristlose Kündigungen: So geht die Geschäftsführung des Autoverleihers Sixt mit Beschäftigten um, die einen Betriebsrat gründen wollen. Das ist der vorläufige Höhepunkt eines Konflikts am Düsseldorfer Flughafen (Work Watch berichtete) – und eine Methode, die offensichtlich auch in anderen Filialen des Autoverleihers Schule zu machen scheint. An einem Freitag Ende August hatten die drei Frauen Einladungen zu einer Betriebsversammlung am 21.September ausgehängt. Dort sollte ein Wahlvorstand gewählt werden, um die Betriebsratswahl einzuleiten. (…) Der Hauptinitiatorin, eine langjährige Sixt-Mitarbeiterin, händigten die Vertreter der Geschäftsführung die fristlose Kündigung aus. Die beiden anderen Mitstreiterinnen erhielten einen Aufhebungsvertrag, den sie unterschreiben sollten, mit einer Abfindungssumme von 10.000 Euro, obwohl sie erst weniger als drei Jahre bei Sixt beschäftigt waren. (…) Beide lehnten das Schweigegeld ab, verweigerten die Unterschrift und kehrten, auch aufgrund des öffentlichen Drucks, in den Betrieb zurück. (…) [Doch] die Betriebsversammlung konnte nicht stattfinden, die drei Kolleginnen beantragten deshalb beim Arbeitsgericht einen Wahlvorstand einzusetzen.(…) Stattdessen erhielten die Initiatorinnen Ende Oktober eine Anhörung und Aufforderung zur Stellungnahme: Ihnen wurde unterstellt, sie hätten bewußt einen zu kleinen Raum angemietet, weil sie gar keine Versammlung hätten durchführen wollen. Das sei möglicherweise „Grund für eine [..] Kündigung“. Die Kolleginnen reagierten fristgerecht vor dem 1.November und wiesen den Vorwurf schriftlich zurück. Zwei Tage später erhielten sie alle die außerordentliche Kündigung, unterschrieben von der Personalchefin Reichenberger aus der Firmenzentrale in Pullach. (…) Auch bei Sixt am Frankfurter Flughafen wollten Beschäftigte einen Betriebsrat gründen. Auch hier war anschließend Besuch aus Pullach einige Tage in der Filiale, auch hier erhielten zwei Kolleginnen nach Veröffentlichung der Einladung zur Betriebsversammlung eine fristlose Kündigung.(…) Tarim plant nach §119 Betriebsverfassungsgesetz Strafantrag gegen Sixt einreichen, wegen Behinderung der Betriebsratsgründung. Zusammen mit seinen Frankfurter Kolleginnen und den Sixt-Mitarbeiter*innen will Tarim weiter für Betriebsräte beim erklärten Betriebsratsgegner Sixt kämpfen. „Wenn wir in mindestens zwei Filialen einen Betriebsrat haben, können wir einen Gesamtbetriebsrat einberufen, der dann selbstständig Wahlvorstände bestellen kann“, erklärt Tarim das nächste Etappenziel im Kampf um Arbeitsrechte bei Sixt. Dann werden beim Autoverleiher andere Zeiten anbrechen und er endlich dem üblichen Standard entsprechen, denn andere große Autoverleiher haben längst einen Betriebsrat.” Bericht vom 12. November 2021 von und bei work-watch.de
Der Beitrag Autoverleiher Sixt am Düsseldorfer Flughafen: Betriebsräte unerwünscht erschien zuerst auf LabourNet Germany.