Quantcast
Channel: Betriebsrätewesen und BetrVG – LabourNet Germany
Viewing all articles
Browse latest Browse all 227

[Q-commerce] Schneller, als die Eiscreme schmilzt: Lieferservice Gorrilas

$
0
0

Dossier

Riders United Gorillas“Das Start-up Gorillas, ein neues Unternehmen mit Sitz in Berlin, hat sich vorgenommen, Lebensmittel und Haushaltswaren besonders schnell zu liefern. Nicht nur am Tag der Bestellung, sondern sogar fast sofort sollen Produkte aus dem supermarktähnlichen Sortiment beim Kunden ankommen. Und das zu branchenüblichen Preisen plus einer Liefergebühr von 1,80 Euro. Von der Bestellannahme bis zur Ankunft des Boten sollen nur zehn Minuten vergehen, verspricht das Unternehmen auf seiner Website. Derzeit wird das je nach Adresse bei der Bestellung noch auf bis zu 15 Minuten korrigiert. (…) Das Sortiment von Gorillas ist abgestimmt auf die Bedürfnisse der wohlhabenden Bewohner des Liefergebiets Prenzlauer Berg (…) Kein Preisaufschlag im Vergleich zum Supermarkt, geringe Liefergebühr, dabei Kosten für Warenlagerung und Löhne – wie soll das gehen? (…) wo werden die Produkte ­gelagert, wer verpackt sie wo und wer liefert sie aus? Vor allem: Wie sind die Arbeitsbedingungen? Wie hoch sind die Löhne? Was ist mit dem Trinkgeld? (…) Ein besonders wichtiger Bestandteil des Geschäftsmodells ist, dass die Kommunikation über Apps erfolgt, sowohl die Bestellung als auch die Beauftragung der Fahrer und Fahrerinnen. Während die Unternehmen mit betriebswirtschaftlichen Begriffen wie Logistik und Zeiteffizienz hantieren, weisen Gewerkschaften darauf hin, dass letztlich die Fahrer und Lagerarbeiterinnen die schnelle Lieferung ermöglichen. (…) So praktisch es ist, schnell zu bekommen, was man braucht, ohne dafür das Haus zu verlassen – Verbraucher sollten sich fragen, was es bedeutet, wenn zwischen Ware und Käufer eine Plattform geschaltet ist…“ Artikel von Lisa Bor vom 10.09.2020 in der Jungle.World online externer Link, siehe Gorillas Workers Collective auf Twitter externer Link und hier dazu:

  • GorillasWorkers haben auch in der II. Instanz vor dem LAG Berlin gewonnen: Betriebsratswahl am 26.11. / Nächste Kündigungsschutztermine am 24.11. New
    • Gorillas: Auch Landesarbeitsgericht will Betriebsratswahl nicht abbrechen – Keine Rechtsmittel mehr gegen die Wahl am 26.11.
      Das Management des Lieferdienstes scheitert auch beim zweiten Versuch, die laufende Betriebsratswahl noch zu verhindern. Die kann jetzt wie geplant weitergehen. Die Betriebsratswahl beim Lieferdienst Gorillas kann weitergehen. Das Landesarbeitsgericht Berlin hat die Beschwerde des Unternehmens gegen eine Entscheidung der Vorinstanz am Dienstagvormittag zurückgewiesen, bestätigte ein Gerichtssprecher gegenüber heise online. Die Betriebsratswahl, die am Montag begonnen hat und noch bis Freitag läuft, kann damit weitergehen (Az. 13 TaBVGa 1534/21). (…) Eine Betriebsratswahl könne gerichtlich nur abgebrochen werden, wenn der Wahlvorstand bei Einleitung der Wahl offensichtlich nicht im Amt war oder die festzustellenden Mängel im Wahlverfahren zu einer nichtigen Wahl führen würden, teilte das Gericht mit. Diese Voraussetzungen lägen nicht vor. Gegen die Entscheidung des Landesarbeitsgerichts hat das Unternehmen nun keine Rechtsmittel mehr, teilte das Landesarbeitsgericht weiter mit. Die Betriebsratswahl kann wie geplant bis 26. November stattfinden. Das Unternehmen hat dann noch die Möglichkeit, die Wahl in einem regulären Verfahren anzufechten. (…)
      Unterdessen kündigt das Unternehmen an, die Fahrradflotte für die Rider in Berlin mit 1200 E-Bikes aufzustocken, die robuster und komfortabler sein sollen. Zudem will Gorillas in 15 deutschen Städten auch elektrische Lastenräder einsetzen. “In naher Zukunft” will das Startip “mehrere Tausend” Jobs schaffen. Alle Rider erhalten überdies ein “vollständiges Ausrüstungs-Kit” mit “Winterjacken, Handschuhen, Powerbanks, Telefonhalterungen, Sicherheitsbrillen und Nackenwärmern”. Damit geht das Management auf einige Forderungen der Rider ein.” Beitrag von Volker Briegleb vom 23.11.2021 bei heise news externer Link, siehe
    • den Tweet des RA Martin Bechert am 23.11. externer Link: “Die @GorillasWorkers haben auch in der II. Instanz vor dem LAG #Berlin gewonnen. Betriebsratwahl bei #gorillas kann weitergehen!
    • und den Tweet des Gorillas Workers Collective am 23.11. externer Link: “Today is won, the struggle continues tomorrow (24.11) at Magdeburger Pl.1: Numerous cases of fired workers (October Strikes) starting at: 12.30 in Saal 523, 13.15 in Saal 334 #b2411
  • Gorillas: Kandidaten der Betriebsratswahl in den Mühlen der Justiz – Solidaritätsaufruf zur Berufungsverhandlung am 23. November
    “… Im Juni 2021 wählen die Berliner Rider Muhammad als Ersatzmitglied in den Wahlvorstand. (…) Im Hintergrund bereiten die Gorillas allerdings Schritte vor, die die Betriebsratsgründung vereiteln sollen. (…) Auf der Sitzung vom Wahlvorstand am 8. Oktober 2021 erhielt Muhammad, der gerade nachgerückt war und an der Sitzung teilnahm, einen Anruf. Es meldete sich eine Frau, die erklärt, sie heiße Maria und sei von den Gorillas: Er sei gefeuert. Eine schriftliche Kündigung erhält Muhammad nicht. Von einem auf den anderen Tag erhält Muhammad von den Gorillas keinen Cent mehr. Er steht vor dem Nichts. (…) Muhammad geht zum Arbeitsgericht. (…) Es kommt zu einem Gütetermin, in dem sich das Gorillas-Management allerdings nicht mit ihm einigen will. Der Kammertermin soll erst Anfang Dezember sein. (…) Muhammad sieht nur eine Möglichkeit: Es soll eine schnelle Entscheidung her, über die Verpflichtung des Arbeitgebers, ihn zu beschäftigen. (…) Muhammad wünschte sich (…) vom Arbeitsgericht eine Entscheidung, dass er zumindest bis zum Urteil über die Kündigungsschutzklage von den Gorillas als weiter beschäftigt werden muss. Muhammad ist im Falle der Gorillas nicht alleine: Auch anderen Ridern, die auf der Liste, auf der Muhammad kandidiert hat, hat das Management gekündigt. Alle sollen sich an den wilden Streiks Ende September/Anfang Oktober beteiligt haben. (…) Die Kündigung, die Muhammad erhalten hat, ist ganz offensichtlich unwirksam. Zunächst einmal ist die Kündigung ja nur mündlich ausgesprochen. Schon dies allein macht sie unwirksam. (…) In der dargestellten Situation der Beschäftigten bei Gorillas könnte man meinen, dass das Arbeitsgericht ohne Weiteres für den Lohnabhängigen entscheidet; dass es offensichtlich so sein müsste, dass der Lieferdienst Gorillas Muhammad bis auf weiteres weiterbeschäftigen muss. Weit gefehlt. Alle mit den einstweiligen Beschäftigungsanspruch betrauten Kammern des Arbeitsgerichts erkannten die Misere der Arbeitnehmer auch an. Gleichwohl ergingen alle Entscheidungen immer gegen die Arbeitnehmer. Das Arbeitsgericht verweigerte ihnen also die einstweilige Beschäftigung. (…) Immerhin: Das Arbeitsgericht Berlin lehnte am 17.11.2021 die Anträge des Lieferdienstes Gorillas auf Abbruch der Betriebsratsgründung ab. Doch das Gorillas Management zieht in die nächste Instanz. (…) Wir rufen zur solidarischen Begleitung des Verhandlungstermins auf… “ Gastbeitrag von Rechtsanwalt Martin Bechert vom 19. November 2021 bei Arbeitsunrecht externer Link und Solidaritätsaufruf zur Berufungsverhandlung am 23. November, 10 Uhr,  beim LAG Berlin-Brandenburg, Magdeburger Platz 1, Raum 334 – siehe auch den RA Martin Bechert am 19.11.21 auf Twitter externer Link: “#Gorillas geht wegen Abbruchs der Wahl in die II. Instanz. Dienstag 23.11.21 um 10 Uhr Saal 334.”
    • Gorillas klagt weiter gegen Betriebsratswahl​
      Der Berliner Lieferdienst gibt sich nicht geschlagen und geht weiter gegen die Betriebsratsgründung vor. Vor dem Arbeitsgericht geht es in die nächste Runde. Der Lieferdienst Gorillas versucht weiterhin, die für nächste Woche angesetzte Betriebsratswahl zu verhindern. Das Unternehmen hat Beschwerde gegen die Entscheidung des Berliner Arbeitsgerichts eingelegt, das den Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen die Wahl abgelehnt hatte. Nun muss die nächsthöhere Instanz den Fall im Eilverfahren prüfen. Dafür ist eine mündliche Verhandlung am Dienstag, dem 23. November, angesetzt, teilte das Landesarbeitsgericht Berlin am Freitag mit. Bei dem Lieferdienst soll vom 22. bis 26. November ein Betriebsrat gewählt werden. Die Vorbereitungen für die Wahl laufen seit dem Sommer; die Mitarbeiter haben dafür bereits einen Wahlvorstand gewählt. Schon die Vorbereitungen der Wahl seien von der Unternehmensleitung massiv behindert worden, werfen die Organisatoren dem Management vor. Das beteuert, nichts gegen einen Betriebsrat an sich zu haben, will aber in der Vorbereitung “diverse schwerwiegende Fehler” erkannt haben und stellt deshalb “die Gültigkeit der anstehenden Wahl infrage”. (…) Für den Rechtsanwalt des gewählten Wahlvorstands ist das ein durchsichtiges Manöver, um die Betriebsratsgründung zu unterlaufen. Es habe zwei Betriebsveränderungen innerhalb von rund zwei Wochen gegeben, sagte Arbeitsrechtler Martin Bechert der dpa. “Ansonsten schaffen sie es nicht, ordentliche Gehaltsabrechnungen zu erstellen. Für mich spricht das Bände.”…” Artikel von Volker Briegleb vom 19.11.2021 bei heise news externer Link
  • Entlassene Gorillas-Arbeiter wollen Wiedereinstellung – bisher alle einstweiligen Verfügungen abgelehnt
    Die Plattform Gorillas Workers Collective hofft, dass die Entlassungen wegen Streiks im nächsten Jahr zurückgenommen werden müssen. Mit Verdi gibt es Spannungen. Die wegen Streiks entlassenen Gorillas-Arbeiter haben bislang vergeblich versucht, ihre Wiedereinstellung mit einstweiligen Verfügungen durchzusetzen. Das sagte ein Sprecher ihrer Organisation Gorillas Workers Collective Golem.de auf Anfrage. “Die Arbeiter werden wieder eingestellt, leider haben bisher alle Richter die einstweiligen Verfügungen abgelehnt, da sie keine Dringlichkeit sehen. Daher werden sie im nächsten Jahr im Rahmen der ordentlichen Prozesse wieder eingestellt.” (…) Ulbrich [ver.di] erklärte: “Den Beschäftigten haben wir unsere Unterstützung angeboten, auch bei der Gründung eines Betriebsrats. Wir stehen auch mit dem Wahlvorstand in Kontakt und haben gemeinsam mit ihm Warehouses besucht, um die Beschäftigten über die anstehenden Wahlen und Arbeiter:innenrechte in Deutschland zu informieren.” Zugleich gibt es offenbar erhebliche Spannungen externer Link zwischen dem Gorillas Workers Collective und Verdi. Ulbrich wies den Vorwurf der Plattform, die Gewerkschaft sei untätig, “entschieden zurück”. Das Gorillas Workers Collective berichtet auf Twitter externer Link, dass es vor illegalen Streiks gewarnt worden sei.” Beitrag von Achim Sawall vom 19. November 2021 bei Golem externer Link
  • Die Gorillas kämpfen für uns alle – Der DGB sollte da mal besser zuhören
    “Der milliardenschwere Lieferdienst zieht harte Seiten gegenüber seinen Kurieren auf. Die aber erzielen vor Gericht einen ersten Sieg – und wollen mehr: Das Grundrecht auf Streik in Deutschland stärken. Der DGB sollte da mal besser zuhören. (…) Die Gorillas-Rider wehren sich auf der Straße und im Gerichtssaal – mit Zielen, die weit über die Branche hinausweisen. Der offizielle Grund für die Massenkündigungen war die Beteiligung an „illegalen“ Streiks, zu denen keine tariffähige Gewerkschaft aufgerufen hat. Die Kolleg:innen, die dagegen vor Gericht ziehen und demonstrieren, wollen diese Begründung nicht gelten lassen, niemals wieder: Sie und ihre Anwälte haben vor, die arbeitnehmerfeindliche Anwendung des Streikrechts in der Bundesrepublik zu kippen. Sie verweisen auf die Europäische Sozialcharta, die das Grundrecht auf Streik als Individualrecht fasst, wogegen die deutsche Rechtsprechung seit Jahrzehnten verstoße. Haben sie Erfolg, wäre die Position aller Lohnabhängigen in Deutschland gestärkt. Deshalb ist nicht nachvollziehbar, weshalb sich die DGB-Gewerkschaften so schwer mit der Unterstützung der Gorillas tun. Vielleicht liegt es daran, dass sie ihre eigenen Strukturen und Vorstellungen davon, wie ein Streik zu laufen habe, herausgefordert sehen. Ja, hier besteht Dissens mit dem auf Selbstbestimmung bestehenden Gorillas Workers Collective, der Basisgewerkschaft der Beschäftigten. Damit aber sollten sich Verdi & Co. ernsthaft auseinandersetzen, wenn sie nicht den Anschluss an die Kämpfe der neuen – oft migrantischen – Arbeiter:innen verlieren wollen.” Artikel von Nelli Tügel und Jan Ole Arps vom 18. November 2021 aus der Freitag Ausgabe 46/2021 externer Link
  • Arbeitsgericht Berlin weist die einstweilige Verfügung gegen die Betriebsratswahl ab nächste Woche ab!
    • ArbG Berlin: Betriebsratswahl bei Gorillas darf stattfinden
      Die Betriebsratswahl beim Berliner Lieferdienst Gorillas kann wie geplant in der kommenden Woche erfolgen. Das hat das Arbeitsgericht (ArbG) Berlin am Mittwoch entschieden (Beschl. v. 17.11.2021, Az. 3 BVGa 10332/21). Damit blieb der Versuch des Unternehmens erfolglos, die Gründung eines Betriebsrats im Eilverfahren zu stoppen. Zwar habe es möglicherweise Fehler bei dem Wahlverfahren gegeben, diese reichten aber nicht aus für eine Unterbrechung der Wahl, erklärte das Gericht. Sollte es stichhaltige Gründe geben, könne der Lieferdienst Gorillas die Betriebsratswahl später immer noch anfechten, so Richter Michael Ernst. Der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig. Beschäftigte des Start-ups hatten bereits einen Wahlvorstand gewählt, der die Wahl des Betriebsrats vom 22. bis 27. November durchführen soll…” Meldung vom 17.11.2021 bei LTO online externer Link
    • Unternehmen scheitert vor Arbeitsgericht: Gorilla mit Knebel
      “… War es eine vorschnelle Sektlaune oder der grundsätzliche Ausdruck einer überheblichen, arbeitnehmerfeindlichen Stimmung in der Managementabteilung von Gorillas? Am Dienstagabend jedenfalls verschickte diese eine Rundmail an alle Beschäftigten, in der es hieß, dass die für nächste Woche geplante Wahl des Betriebsrates nicht stattfinden wird. Doch die Start-up-Führungsriege hat ihre Rechnung ohne das Berliner Arbeitsgericht gemacht. Das nämlich entschied am Mittwoch: Gorillas muss die gewerkschaftliche Organisierung seiner Mitarbeiter:innen zulassen. Etwa 50 Fahrer:innen und Beschäftigte der Warenlager, darunter auch der gewählte neunköpfige Wahlvorstand, waren vor dem Gerichtsgebäude in Tiergarten erschienen. Der Prozess markierte den vorläufigen Höhepunkt ihres Engagements für bessere Arbeitsbedingungen. Immer wieder hatte das Gorillas Workers Collective in den vergangenen Monaten Proteste und Streiks organisiert, nun sollten die eher anarchistischen Strukturen in die Gründung eines ordentlichen Betriebsrates münden. Doch gegen die geplante Wahl war Gorillas mit einer einstweiligen Verfügung vorgegangen. Gorillas hatte in einem noch am Dienstag eingereichten Schriftsatz argumentiert, seine 18 Berliner Lager, im Konzernsprech Warehouses genannt, nun in eigenständige Unternehmen umgewandelt zu haben; die Angestellten mussten vergangene Woche entsprechende neue Verträge etwa mit dem Warehouse Steglitz unterschreiben, wie ein Fahrer aus dem Wahlvorstand der taz sagte. Laut Gorillas sei die anberaumte Wahl damit hinfällig, da nicht klar sei, für welchen Betrieb nun ein Betriebsrat gegründet werden solle. Doch das Gericht folgte der Argumentation der Verteidigung: Gorillas habe keinerlei Informationen zu den neuen Betriebsstrukturen vorgetragen. Es sei damit nicht nachvollziehbar, dass das ursprüngliche Unternehmen nicht mehr existiere. Auch weitere Vorbehalte hielt das Gericht nicht für ausreichend, um nun in den Wahlvorgang einzugreifen. Gorillas hatte etwa eine fehlerhafte Information zur Wahl des Wahlvorstandes angemerkt, da der Aushang in der Zentrale der Führungsetage gefehlt habe, und den Ausschluss einiger leitender Angestellter von der Wahl. Gorillas bliebe gleichwohl die Möglichkeit, im Nachhinein in einem ordentlichen Verfahren die Wahl anzufechten. (…) Der Anwalt des Wahlvorstandes, Martin Bechert, sprach von einem großen Erfolg: „Eine Wahl ist auch von solchen Arbeitgebern nicht zu stoppen“, sagte er. Von Montag an werden die Beschäftigten nun erstmals in dem Unternehmen eine Interessenvertretung wählen können. Kommenden Samstag sollen die Stimmen öffentlich ausgezählt werden. Bechert warf dem Unternehmen „Union Busting“ vor, also die systematische Bekämpfung gewerkschaftlicher Strukturen. Mit solchen Unternehmen existiere „keine Sozialpartnerschaft“, sagte er…” Artikel von Erik Peter vom 17. November 2021 in der taz online externer Link
    • Bisher liegen dazu nur mehrere TwitterMeldungen vor, wie z.B. von Erik Peter externer Link und den von Christoph M. Kluge externer Link samt einem Video der Siegesfeier vor den Gericht
  • Auf Twitter gibt es einen Bericht externer Link über Soli-Aktion in Amsterdam am Hauptsitz von @gorillasapp
  • Demo am 16.11. in Berlin mit über 500 Menschen
    Demo am 16.11. in Berlin in Solidarität mit den Gorillas-KollegInnen fand mit über 500 Menschen stattmit mehreren Kundgebungen mit Reden von u.a. der Berliner Migrantifa, KollegInnen der AWO, der GEW, der Berliner Krankenhausbewegung und dem Anwalt Benedikt Hopmann – siehe #Gorillas #b1611 und ein beispielhaftes Video externer Link sowie:
  • 9 Cent Abrechnung – Interview mit einem Gorillas-Rider
    Ein Fahrer des Lieferdienstes Gorillas berichtet über die Arbeitsbedingungen des Startups, wie es zu skandalösen Falschabrechnungen von 9 Cent kommt, und wie sich die Arbeiter:innen organisieren…” Interview von Anai Paz am 16.11.21 bei Klasse gegen Klasse externer Link
  • Franchise-Pläne: Unterlaufen die Gorillas die Betriebsratswahl?
    Schon seit längerer Zeit versucht das Liefer-Startup Gorillas recht viel, um sich das leidige Thema Mitbestimmung und Betriebsrat vom Hals zu halten. Jetzt hat das Quick-Commerce-Startup in Form einer Franchise-Lösung eine neue Idee – und die könnte funktionieren. (…) Jetzt plant die Geschäftsführung des Startups eine weitreichende Umstrukturierung hin zu einem Franchise-Modell, die die Probleme weg von der Geschäftsführung hin zum einzelnen Betreiber eines Warehouse verlagern könnte. Man wolle, erklärt das Unternehmen, in Berlin bald ein Franchise-Modell testen, wodurch bereits ab dem 16. November eigenständige Unternehmenseinheiten entstehen können, für die dann die jeweiligen Warehouse-Betreiber verantwortlich sind. Ein geschickter Schachzeug angesichts einer möglichen Betriebsratsgründung. Dann nämlich wäre im Rahmen des laufenden Verfahrens nicht klar, für welches Unternehmen und mit welchen Kandidaten der Betriebsrat überhaupt entstehen könnte. Hinzu kommt, dass für den 17. November, also einen Tag später, eine Verhandlung am Arbeitsgericht Berlin ansteht, in der es um die Betriebsratswahl gehen würde – von der nun nicht einmal mehr klar ist, ob sie als Gegenstand überhaupt noch besteht. Kritiker sprechen von einer klaren Aushebelung der geltenden Arbeitsgesetze – und in der Tat dürfte es für die beteiligten Mitarbeiter:innen, die bei den Gorillas Riders heißen, schwieriger werden, mitbestimmungsrechtliche Instanzen umzusetzen. Doch prinzipiell wäre es auch innerhalb dieser kleineren Strukturen möglich, Betriebsräte zu wählen – das müsste dann aber in jedem Fall einzeln erfolgen und die Geschäftsführung hätte das Thema vom Tisch. Hier war ja bereits im Oktober eine Neustrukturierung des Unternehmens durchgesetzt worden, bei der – kurz gesagt – die Rider und Warehouse-Mitarbeitenden ausgegliedert worden waren. Ob die Pläne über Berlin hinaus in den Warehouses umgesetzt werden sollen, ist noch unklar, derzeit sucht das Unternehmen offenbar erst einmal hier unternehmerische Persönlichkeiten…” Artikel von Tobias Weidemann vom 15.11.2021 bei t3n externer Link
  • [Vor der Demo am 16.11. und Verhandlung zur Betriebsratsgründung am 17.11.] Gorillas will in Berlin Franchise-Modell einführen 
    “… Seit Monaten tobt in einem der am schnellsten wachsenden Start-ups Deutschlands ein Arbeitskampf. (…) Nun hat das Start-up jedoch eine weitreichende  Umstrukturierung seines Unternehmens angekündigt. Man werde in Berlin in Kürze »ein Franchise-Modell testen«, schreibt ein Sprecher. Die sogenannten Warehouses, wie der Lieferdienst seine innerstädtischen Lagerhallen nennt, sollen ab dem 16. November »in eigenständige Unternehmenseinheiten« eingeteilt werden. Alle klassischen Aufgaben einer Firma sollen dann durch Franchisenehmer erfüllt werden, darunter die Schicht- und Stellenplanung. »Für die Unternehmenseinheit sind Warehouse Manager verantwortlich«, schreibt Gorillas. (…) Kritiker vermuten hinter der spontanen Aktion einen weiteren Versuch, die für Ende November angekündigte Einsetzung eines Betriebsrats zu verhindern. Wie der SPIEGEL berichtete, plante das Unternehmen bereits, auf juristischem Weg einen sofortigen Abbruch der Wahl durchzusetzen. (…) Tatsächlich hatte Gorillas selbst eine kurzfristige Neustrukturierung des Unternehmens durchgesetzt, die Anfang Oktober in Kraft trat. Seitdem beschäftigt eine zweite Firma alle Kuriere und die Mitarbeiter in den Lagerhäusern. Schon damals lag die Vermutung nahe, dass sich der Schritt in erster Linie gegen die Arbeitnehmervertreter richtete. Nun folgt, nur wenige Wochen später, die nächste Umstrukturierung. (…) Für Martin Bechert, der zahlreiche Fahrradkuriere vor Gericht vertritt, zeigt der Schritt ein »Union Busting wie aus dem Drehbuch«. Man zerstückle sein Unternehmen so stark, dass die Interessensvertretung der einzelnen Kuriere keine Chance auf Organisation habe. »Es ist eine systematische Vereinzelung der Arbeitnehmer«, sagt Bechert. So sei auch der gewählte Termin kein Zufall. Nur einen Tag, nachdem das Unternehmen sein »Franchise-Modell« einführen will, am 17. November, entscheidet das Arbeitsgericht Berlin, ob der einstweiligen Verfügung gegen die Betriebsratswahl stattgegeben wird. Ein Prozess, der nun auf wackeligen Füßen steht – zu einer Wahl dürfte es dank der Bemühungen des Start-ups wohl nicht mehr kommen, glaubt Anwalt Bechert…” Artikel von Anton Rainer vom 12. November 2021 beim Spiegel online externer Link
  • „We are under attack! – We must fight back!“ – Große Gorillas-Demonstration am 16.11. in Berlin gegen illegale Entlassungen und Union Busting  Beschäftigte von Gorillas organisieren am 16. November ab 17 Uhr in Berlin-Kreuzberg eine Demonstration. Sie wehren sich gegen illegale Entlassungen und Union Busting durch die Unternehmensleitung. Unterstützung erhalten sie von Gewerkschafter:innen, solidarischen Aktivist:innen, Studierenden und linken Organisationen. (…) Die Demonstration startet um 17 Uhr vor dem Gorillas-Lagerhaus in der Muskauer Straße 48 und zieht weiter durch Kreuzberg und Neukölln bis zum Hermannplatz. Das Bündnis der aufrufenden Organisationen umfasst neben dem Gorillas Workers Collective (GWC) eine Vielzahl von migrantischen und linken Organisationen sowie Aktivist:innen der antirassistischen Bewegung, der Frauenbewegung und von „Deutsche Wohnen und Co. Enteignen“…” Aufruf dokumentiert am 11.11.21 bei Klasse Gegen Klasse externer Link und der Aufruf im Volltext bei der Berliner Aktion Gegen Arbeitgeberunrecht externer Link zur Demo am 16.11. ab 17 Uhr in der Muskauer Str. 48
  • Gorillas will Betriebsratswahl verhindern, Berichte vom ersten Arbeitsgerichtsverfahren gegen die Kündigung – und ver.dis Probleme mit basisdemokratischer Kultur
    • Gorillas geht offenbar vor Gericht gegen Betriebsratswahl vor
      Einem Bericht zufolge möchte die Geschäftsführung die Wahl einer Beschäftigtenvertretung verhindern – mit einem fragwürdigen Argument. (…) Dem Bericht zufolge beruft sich der Anwalt des Unternehmens auf angebliche Formfehler. Es sei unklar, so die Argumentation, in welchem Unternehmen ein Betriebsrat gegründet werden sollte. Allerdings hat die Geschäftsführung nach Tagesspiegel-Informationen selbst im Oktober eine Umstrukturierung durchgeführt und die Logistiksparte mit Lagerhäusern und allen dazugehörigen Beschäftigten ausgegliedert. Die ersten Schritte zur Betriebsratswahl wurden bereits im Juni eingeleitet, damals gab es nur eine Firma. Auch heute gehören beide Betriebe zusammen, am operativen Geschäft hat sich nichts geändert…” Artikel von Christoph Kluge vom 9.11.2021 beim Tagesspiegel online externer Link – Gorillas Workers Collective kündigt im Vorfeld der Verhandlung zur Betriebsratsgründung am 17. November Aktionen und einen Demonstrationsumzug durch Berlin an. Die Betriebsratswahlen sollen wenige Tage später stattfinden.
    • Gorillas im Nebel. Vertrauen ist entscheidend für erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit in der Plattformökonomie, sagt Daniel Nikolovic von ver.di. Der Weg dahin ist steinig.
      “… ohne die „Picker“ in den Lagern und die „Rider“, die die Waren in zehn Minuten an die Wohnungstür bringen sollen, geht es nicht. Ich rechne deshalb auch nicht damit, dass viele der Entlassenen auf Wiedereinstellung klagen werden, obwohl die Kündigungen wohl nicht rechtmäßig sind. Die meisten haben längst neue Jobs in der Branche gefunden. Die Konkurrenten der Gorillas reagieren mit besserer Bezahlung und unbefristeten Verträgen. [Zunächst aber haben sie ihre Arbeit verloren, und längst nicht überall ist die Position von Beschäftigten in der Plattformökonomie so gut. Woran hat es gelegen, dass die Streikenden nicht die Organisationsmacht z.B. von ver.di und die institutionelle Macht der Beschäftigten, d.h. den Schutz durch das Arbeitsrecht – das legale Streiks ja möglich macht –, genutzt haben? Gibt es eine grundsätzliche Entfremdung zwischen den meist jungen Beschäftigten in diesen Branchen und den gewerkschaftlichen Großorganisationen und dem Staat?] Da muss ich etwas ausholen. Die „Rider“ und „Picker“ bei Gorillas waren zunächst mit unserer Schwestergewerkschaft Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Gespräch. Zusätzlich gibt es im Umfeld der Workers Collective auch andere Organisationen und Berater wie z.B. die FAU (Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union), die sich als Basisgewerkschaft organisieren will. Als ver.di ihre Unterstützung anbot, traf das auf ein gewisses Misstrauen – geschürt von außen durch falsche Beratung. So wurden die Beschäftigten zum Beispiel nicht über die Folgen von bestimmten Handlungen aufgeklärt. Die große Medienaufmerksamkeit für die Anliegen der Gorillas-Beschäftigten hat dann sicher auch noch dazu beigetragen, dass manche gedacht haben, man brauche weder die Unterstützung der großen Gewerkschaft noch das komplizierte deutsche Streikrecht und könne mit direkten und spontanen Formen die Auseinandersetzung gewinnen. Das ist leider schiefgegangen, und die betroffenen Beschäftigten standen schutzlos da. (…) Die Erwartungshaltung an uns war aber eine andere: Ver.di sollte ausschließlich als Dienstleister auftreten, die Streiks im Nachhinein „legalisieren“ – was nicht möglich ist – Flugblätter drucken und sich ansonsten zurückhalten. Das ist aber nicht unser Selbstverständnis von erfolgreicher Gewerkschaftsarbeit im Betrieb. (…) es gibt nun einen Wahlvorstand, der die Wahl eines Betriebsrats vorbereitet, die im November stattfinden soll. Aber das Misstrauen – dass ver.di das GWC „schlucken“ und nur neue Mitglieder gewinnen will – ist noch vorhanden. (…) Für den Betriebsrat gibt es keine eigene ver.di-Liste, aber einige unserer Mitglieder kandidieren. (…) Die Kommunikation muss zu 95 Prozent auf Englisch stattfinden, dass ist auch für ver.di eine Herausforderung, weil z.B. Gesetzestexte und andere wichtige Materialien nicht auf Englisch vorliegen und die ad hoc-Übersetzung manchmal schwierig ist. Dies ist natürlich weit entfernt von den schnellen Erfolgen, die einigen am Anfang möglich schienen, auch wegen der großen medialen Aufmerksamkeit. Hinzu kommt: Die basisdemokratische Kultur des GWC mit verschiedenen Flügeln und mehr oder weniger ausgeprägten politischen Vorstellungen birgt ein gewisses Misstrauen gegenüber großen Gewerkschaften. (…) Ganz klar braucht man gewerkschaftliche Organizer mit einem Hintergrund in der Branche. Das kommt. Dazu sind solide Kenntnisse des jeweiligen Geschäftsmodells notwendig. Und ganz wichtig ist bessere und vor allem die richtige Technik für die Kommunikation mit den Beschäftigten, die ja zum Teil in mehreren prekären Jobs arbeiten und dadurch nicht viel Zeit haben…” Interview von Thomas Greven vom 09.11.2021 im IPG-Journal externer Link mit Daniel Nikolovic, politischer Gewerkschaftssekretär im Bundesfachbereich Handel der Gewerkschaft ver.di.
    • Berichte vom ersten Arbeitsgerichtsverfahren gegen die Kündigung durch Gorillas
      An deutlichen Worten mangelte es im Berliner Arbeitsgericht nicht: „In Deutschland sind seit 60 Jahren die Gewerkschaften dazu berufen, Arbeitsbedingungen zu verbessern“, betonte Richter Thomas Kühn gleich mehrfach. Nach Klagen von gekündigten Mitarbeitern des Lieferdienstes Gorillas muss er nun womöglich entscheiden, ob Arbeitskämpfe auch ohne Gewerkschaften – und damit wilde Streiks – erlaubt sind. (…) Gegen die Kündigungen laufen nun dutzende Klagen vor Arbeitsgerichten, am Montag wurden erstmals eine gekündigte Fahrerin und das Unternehmen angehört. Dabei sieht sich Gorillas im Recht: Den Anwälten des Unternehmens zufolge hatte die Klägerin mehrere Tage lang die Arbeit niedergelegt, kehrte trotz Aufforderungen von Vorgesetzten nicht an den Arbeitsplatz zurück. Die Kündigung zurücknehmen will man deshalb nicht. Für Benedikt Hopmann ist die Lage indes weit weniger eindeutig – mit derartigen Fällen hat der Arbeitsrechtler Erfahrung: Er brachte seinerzeit den Prozess um die wegen eines entwendeten Pfandbons gekündigte Kassiererin Emmely bis vor das Bundesarbeitsgericht, erzwang schlussendliche ihre Wiedereinstellung. „Das sind die prekärsten Arbeitsverhältnisse, die man sich vorstellen kann“, so Hoppmann über die Situation Gorillas-Angestellten. (…) Einen wilden Streik machen solche Kritikpunkte nicht legal, das weiß auch Hopmann. Doch wie er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erklärte, geht es ihm darum, dass der Streik ohne Gewerkschaft entlang von EU-Vorgaben womöglich erlaubt gewesen sein könnte: „Sowohl die Europäische Sozialcharta als auch die Konventionen der internationalen Arbeitsorganisation enthalten ein weiter gefasstes Streikrecht“, so der Anwalt. „An dieser Stelle widerspricht deutsches Recht internationalem Recht.“ (…) Richter Kühn, der schon zu Beginn auf die Zuständigkeit von Gewerkschaften für Streiks verwiesen hatte, nahm derartige Argumente allerdings verhalten auf. Fraglich ist aus seiner Sicht vor allem, warum klassische Gewerkschaften sich des Konflikts zwischen Gorillas und den Fahrern nicht angenommen haben. Verdi hatte den Ridern laut Medienberichten zuletzt attestiert, auch wegen Sprachbarrieren schwer organisierbar zu sein – zugleich aber zum Eintritt in die Gewerkschaft aufgerufen. Ob Hopmann mit seiner Argumentation Erfolg hat, bleibt daher abzuwarten. Richter Kühn zeigte jedenfalls wenig Interesse, das in der Sozialpartnerschaft verankerte Arbeitskampfrecht auf den Kopf zu stellen. Räumte aber ein, dass jetzt womöglich höhere Instanzen gefragt sind: „Es kann sein, dass all das erst in Straßburg entschieden wird“…” Artikel von Christoph Höland vom 08.11.21 im  Kölner Stadt-Anzeiger online externer Link (“Kritik an Lieferdienst: Droht „Gorillas“ ein „wilder Streik“?”) und nahezu textgleich:
      • Prozess gegen Gorillas-Lieferdienst: Waren wilde Streiks doch legal?
        Auf Berliner Arbeitsgerichte rollt eine kleine Prozesswelle zu. Dutzende Kurierfahrer des Lieferdienstes „Gorillas“ klagen, weil sie nach Streiks gekündigt wurden. Doch es handelte sich um wilde Streiks – und die sind eigentlich verboten…” Artikel von Christoph Höland vom 08.11.2021 bei RND externer Link
  • Streik als Arbeitskampf: Über die kämpferischen Strategien der Rider*innen bei Gorillas
    Die Gorilla-Riders motzen die deutsche Streikkultur auf“, schrieb die Journalistin und soziale Aktivistin Nina Scholz kürzlich in einem Kommentar in der Wochenzeitung Freitag. Sie erinnerte mit Recht daran, dass sich die Beschäftigten des Lieferdienstes Gorillas nicht nur in kurzer Zeit organisiert haben, obwohl sie in einer Branche beschäftigt sind, die lange Zeit als schwer organisierbar galt. Sie haben zudem mit kurzfristigen Arbeitsniederlegungen, Demonstrationen und Blockaden von Gorillas-Warenlagern eine kämpferische Note in den Arbeitskampf gebracht, der in Deutschland selten ist. Nicht umsonst spricht man vor allem hierzulande von wilden Streiks, wenn diese ohne die Beteiligung von Gewerkschaften ausgerufen werden. In anderen Ländern gibt es die Unterscheidung nicht. Es waren auch die Arbeitskämpfe der Gorillas-Arbeiter*innen, die dafür gesorgt haben, dass selbst in DGB-nahen Gewerkschaften wieder mehr über solche selbstorganisierte Arbeitskämpfe diskutiert wird. Der Rechtsanwalt Benedikt Hopmann hält die Unterscheidung zwischen sogenannten wilden und offiziellen Streiks sogar mit EU-Recht unvereinbar. (…) Dass die Klagen aus einen Organisierungsprozess am Arbeitsplatz entstanden sich, zeigt sich auch bei den Gerichtsterminen. Die jeweiligen Kläger*innen werden von Kolleg*innen aus unterschiedlichen Firmen unterstützt. Sie verabreden sich zur solidarischen Prozessbegleitung, so dass bei den Terminen oft mehr solidarische Besucher*innen anwesend sind, als unter Corona-Bedingungen im Raum bleiben können. Im Anschluss an die Prozesstermine tauschen sich die Rider*innen noch vor dem Arbeitsgericht über die aktuelle Entwicklung vor Gericht und an den jeweiligen Arbeitsplätzen aus. So schaffen sich die Rider*innen Räume, wo sie sich treffen, austauschen und koordinieren können. Damit soll auch verhindert werden, dass der Arbeitskampf auf der juristischen Schiene an Schwung verliert. Die Klagen sind nicht ein Ersatz für die Organisierung am Arbeitsplatz. Sie sind vielmehr nur eine weitere Ebene im Arbeitskampf…” Artikel von Peter Nowak vom 10. November 2021 in direkte Aktion externer Link
  • FAU Frankfurt solidarisch mit Gorillas Workers Collective
    Am Samstag den 6. November zogen Mitglieder der FAU Frankfurt vor einen der Verteilzentren des Express – Lieferdienstes Gorillas. Dort verliehen sie – sehr zur Freude einiger dort beschäftigter Riders – ihrer Solidarität mit den sich im Arbeitskampf befinden Beschäftigten des Gorillas Workers Collective Ausdruck und richteten sich allgemein gegen Ausbeutungsformen wie Lohndumping, unbezahlte Arbeit und die Befristung von Arbeitsverträgen. Diese sind auch bei Gorillas gang und gäbe. Aktueller Anlass für die Solidaritätsaktion waren die im Oktober im Nachgang eines Streiks von Beschäftigten 3er Berliner Gorillas Filialen für bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung ihrer Arbeit erfolgten fristlosen Kündigungen. Wir fordern die sofortig Rücknahme der Kündigungen sowie die Aufnahme von Verhandlungen um die Streikpunkte mit dem Gorillas Workers Collective. Die Aktion stieß nicht nur bei den Ridern auf Sympathie sondern auch bei vielen Passanten*innen, die sich Flyer geben ließen, mit uns sprachen oder per Autohupe Zustimmung bekundeten.” Bericht der FAU Frankfurt vom 7. November 2021 externer Link – siehe auch Flyer zur Aktion in Deutsch externer Link und Englisch externer Link
  • Gewantifa-Flugblatt: „Solidarität mit den Streikaktionen der Gorillas-Rider!“ 
    Die Streiks bei Gorillas und anderen Lieferer-Diensten sowie in den anderen sich immer weiter ausdehnenden Bereichen mit extrem prekären Arbeitsbedingungen werden weitergehen, hier wie auch international. Auf labournet.de könnt ihr z. B. über die Kämpfe von Ridern in Griechenland und Brasilien lesen. Wir meinen: Es gilt Solidarität zu zeigen und gemeinsam zu kämpfen!...” Gewantifa zu ihrem neuen Flugblatt vom November 2021 externer Link
  • Gorillas: Großes Treffen beschließt gemeinsame Kampagne gegen die 350 Entlassungen und Demonstration am 16. November 
    Beschäftigte von Gorillas, Gewerkschafter:innen, solidarische Aktivist:innen und linke Gruppen haben eine gemeinsame Kampagne gegen die 350 Entlassungen beschlossen, mit denen das Management die Streikbewegung zerschlagen will. Erste Aktionen wie eine Großdemonstration und Mobilisierungen zu Gerichtsterminen stehen bereits fest. (…) Gemeinsam wurden mehrere Aktionen und eine breite gemeinsame Mobilisierung beschlossen. Im Zentrum steht eine große Demonstration am 16. November. Ziel ist es, dort ein breites Bündnis von Arbeiter:innen aus prekären Sektoren – nicht nur von Gorillas – mit Unterstützer:innen aus Gewerkschaften, NGOs und linken Gruppen zu mobilisieren. Alle Arbeiter:innen und Aktivist:innen, die sich der zunehmenden Prekarisierung, Union Busting, Einschnitten in das Streikrecht sowie den rassistischen Arbeitsmarktregelungen in Deutschland entgegenstellen wollen, sind zur Beteiligung an der Demonstration aufgerufen. Der 16. November ist gleichzeitig der Vorabend der Verhandlung um die einstweilige Verfügung gegen die Betriebsratswahl. Bei dieser Verhandlung soll es ebenso Protestaktionen geben, wie auch zum Prozess gegen die Entlassungen aufgrund von Streikbeteiligung am 12. November. In den kommenden Wochen werden zudem weitere Gerichtstermine stattfinden, zu denen kurzfristig mobilisiert werden kann. (…) Auch wenn diese Kampagne noch viel größer werden muss, zeigte die Vielfalt der vertretenen Gruppen, dass ein breites Bündnis zur Unterstützung der Gorillas-Kolleg:innen möglich ist: Unter anderem nahmen antirassistische Aktivist:innen von Migrantifa und den Berlin Migrant Strikers teil, „Deutsche Wohnen und Co. Enteignen“, Linksjugend Neukölln und verschiedene revolutionäre Organisationen (RSO, SOL, KGK) waren vertreten, bis hin zu den Kritischen Jurist:innen. Außerdem waren zahlreiche Gewerkschaftsmitglieder anwesend, hauptsächlich von FAU und ver.di, inklusive Kolleg:innen aus dem Krankenhaus, sowie ehemalige Beschäftigte der Post und der Berliner Stadtreinigung (BSR). Es wurde solidarisch darüber diskutiert, an wen sich die Kampagne und die Mobilisierungen vorrangig richten sollen und wie sie möglichst breit aufgestellt werden kann. Auch wenn es aufgrund von Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit zwischen den Streikenden und den zuständigen ver.di-Hauptamtlichen in den vergangenen Monaten Skepsis herrscht, wurde beschlossen, dass sämtliche Gewerkschaften zur Unterstützung der Mobilisierungen und des Arbeitskampfs eingeladen werden sollen. Auch ein Mitglied der anarchosyndikalistischen FAU sprach sich richtigerweise für eine breite Kampagne aus, die auch NGG, ver.di und die IG Metall miteinbezieht. Aufgrund der kurzen Frist für das Treffen konnten keine hauptamtlichen ver.di-Vertreter:innen teilnehmen. Die Gespräche laufen aber weiter und es wurde auch von ver.di aus Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit mit den aktiven Gorillas-Beschäftigten bekundet…” Bericht von Jan Beere und Dustin Hirschfeld vom 4.11.2021 bei Klasse egegen Klasse externer Link
  • Gorillas Workers Collective bittet um Unterstützung bei den ersten Kündigungsklagen – derjenigen am 1. November BEIDE verlegt!!!!
    Es geht bei dem Termin u.U. auch um die Rechtmäßigkeit der Streiks für die Wirksamkeit der Kündigung: Es kann einige Gründe geben, dass die Kündigung unwirksam ist, ohne dass die Streikteilnahme überhaupt thematisiert wird. Wenn zum Beispiel nur eine mündliche Kündigung ausgesprochen wurde, ist die Kündigung schon deswegen unwirksam. Es kann aber auch sein, dass das Gericht nur über die Wirksamkeit der Kündigung entscheiden kann, indem es darüber entscheidet, ob der Streik rechtswidrig war oder nicht. Wenn es soweit kommt, wird es um die  Frage gehen, ob ein verbandsfreier Streilk rechtswidrig ist und/oder ob die Strekziele rechtswidrig waren…  
    • Die Termine am Montag, den 1. November um  11:45 Raum 513 wurden aufgehoben. Neu terminiert wurde am Freitag, den 12. November 11:45 Uhr derselbe Raum. Voher findet am Montag den 8. November 11.30 Uhr im selben Raum die erste mündliche Verhandlung in einem Kündigungsrechtsstreit einer anderen Beschäftigten von Gorillas statt. Siehe die kommenden Gerichtstermine:
      • 4. November – 10.15 Uhr Raum 214
      • 8. November – 11.30 Uhr
      • 12. November 11:45 Uhr Raum 513
      • 17. November – 09.15 Uhr Raum 513 sowie Fall Betriebsrat 10.30 Uhr Raum 206 – jeweils Arbeitsgericht Magdeburger Platz 1, 10785 Berlin
    • Im Tweet von Gorillas Workers Collective vom 26.10.21 externer Link rufen diese zur Unterstützung am 1. November beim Arbeitsgericht, Magdeburger Pl. 1 um 11.15 Uhr, Raum 513. Die Arbeiter werden u.a. durch den RA Benedikt Hopmann vertreten, siehe daher:
    • Arbeitskämpfe außer der Reihe (Gorillas)
      Vortrag (Text und Video) von Benedikt Hopmann externer Link am Freitag, den 30. Juli bei der Veranstaltung  zum Thema “Mythos ‘wilder’ Streik und Illegalität”
    • Notruf: Jetzt gemeinsam mit den Gorillas-Beschäftigten kämpfen!
      Die Angriffe des Gorillas-Managements haben sich in den letzten Wochen verstärkt. Jetzt ruft das Gorillas Workers Collective zu einem Treffen auf, welches alle Arbeiter:innen und unterstützenden Organisationen zusammenbringen soll, um eine große geeinte Kampagne gegen die Attacken des Unternehmens aufzustellen. Im folgenden spiegeln wir den Aufruf des Kollektivs.
      Liebe Freund:innen und Genoss:innen, Wir, das Gorillas Workers Collective, laden Euch für diesen Sonntag zu einem Treffen in Mahalle ein (Details siehe unten), um über eine gemeinsame Kampagne gegen die Angriffe von Gorillas auf die organisierten Arbeiter:innen und gegen das postfaschistische Streikrecht in Deutschland, das wilde und politische Streiks verbietet, zu diskutieren. Wir werden vom Unternehmen und dem Gesetz selbst auf vielen Ebenen angegriffen, von Massenkündigungen über die Behinderung des Aufbaus eines Betriebsrats bis hin zu den täglichen Problemen am Arbeitsplatz aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen, gegen die wir gestreikt haben und wofür einige von uns entlassen wurden. Wir müssen dringend Maßnahmen ergreifen, um einen öffentlichen Diskurs über diese Themen zu schaffen, um mehr Druck auf das Arbeitsgericht auszuüben, vor dem wir ab dem 1. November eine Reihe von Gerichtsverhandlungen führen werden externer Link. Um Bündnisse in diese Richtung zu schließen und von dort aus so weit zu wachsen, dass wir gemeinsam gegen die Ausbeutung migrantischer Arbeitskräfte und die von den Nazis eingeführten Gesetze zur Selbstorganisation von Arbeitnehmern vorgehen, würden wir uns gerne treffen und gemeinsam daran arbeiten, ein von Gerechtigkeit und Gleichheit geprägtes Leben aufzubauen…” Aufruf der Redaktion von Klasse Gegen Klasse vom 28. Okt 2021 externer Link
  • Lieferdienste: Millionenrendite auf Kosten der Fahrer:innen?
    “Georg Restle: „Solche Radfahrer kennen wir alle. Ständig im Stress, immer rasend unterwegs in den Straßen unserer Städte. Ein ziemlich waghalsiger Job, nur damit wir möglichst schnell all das geliefert bekommen, was wir zu faul sind, selber einzukaufen – im Supermarkt oder in der Pizzeria, Was viele nicht wissen: Die radelnden Lieferdienste sind ein Milliardengeschäft für Investoren; die Branche boomt wie kaum eine andere – auch wegen Corona. Die Rechnung ist simpel: Möglichst hohe Marktanteile durch maximale Ausbeutung. Gerechte Löhne? Mitbestimmung? Das sind dann oft Fremdwörter in einer Branche, die deutsches Arbeitsrecht offenbar als Störfaktor empfindet. Dagegen wollte dieser Mann eigentlich etwas unternehmen. Hubertus Heil, der bisherige und womöglich auch künftige Bundesarbeitsminister. Was daraus wurde? (…) Prof. Stefan Sell, Volkswirtschaftslehre und Sozialpolitik Hochschule Koblenz: „Tatsache ist, dass der Gesetzgeber in der letzten Regierung hier über Jahre versäumt hat, die unseligen sachgrundlosen Befristungen neu zu regeln. Denn das ist ja das Einfallstor, mit dem ich diese ständige existenzielle Unsicherheit über die Leute ziehen kann und dann jeden einzelnen so richtig in die Mangel nehmen kann und abschrecken kann, sich zu organisieren und Widerstand zu leisten.“ Und selbst wenn es den Fahrern gelingen sollte, einen Betriebsrat zu gründen, schützt sie das nicht vor außerordentlichen Kündigungen. Das räumt auch das Arbeitsministerium gegenüber MONITOR ein. Es sei “nicht gelungen, den Schutz vor außerordentlichen Kündigungen im Gesetz zu verankern.“ Schuld daran seien aber CDU/CSU gewesen. Bei den Fahrern bleibt so vor allem eins: Unsicherheit. Und das Gefühl, für wenig Geld ihre Gesundheit zu riskieren. Georg Restle: „Sollte Hubertus Heil tatsächlich Arbeitsminister der neuen Bundesregierung bleiben, kann er sich ja vielleicht nochmal an sein Versprechen erinnern. Die Ausrede, dass der größere Koalitionspartner bessere Gesetze verhindert hätte, gilt dann jedenfalls nicht mehr.“ Bericht von Andreas Maus, Till Uebelacker und Simon Zamora Martin in der Sendung Monitor vom 28. Oktober 2021 externer Link (Videolänge: 8:31 Min.)
  • Befristete Arbeitsverträge nun unbefristet – juristischer Teilerfolg für Gorillas-Arbeiter:innnen
    “Seit im Juni die Streiks beim Lieferdienst „Gorillas“ begannen, macht das Start-up von sich reden. Derzeit laufen mehrere Klagen gegen befristete Arbeitsverträge des Unternehmens. Einer wurde nun stattgegeben. Bis mindestens letztem August war es bei Gorillas nämlich gängige Praxis, für die Arbeitsverträge eine elektronische Unterschrift per E-Mail zu verlangen. So sahen viele Arbeiter:innen des Unternehmens nicht einmal ihre Arbeitspapiere. Deshalb kam es in den vergangenen Wochen und Monaten zu mehreren Klagen gegen den Lieferdienst. Der Klage eines Mechatronikers wurde nun durch das Arbeitsgericht Berlin stattgegeben. „Das ArbG Berlin hat entschieden, dass jedenfalls die hier verwendete Form der Signatur dem Schriftformerfordernis nicht genügt. Auch wenn man annehme, dass eine qualifizierte elektronische Signatur im Sinne des § 126a Bürgerliches Gesetzbuch zur wirksamen Vereinbarung einer Befristung ausreiche, liege in diesem Fall keine solche vor“, heißt es in der Mittwoch veröffentlichten Pressemitteilung des Gerichts. Arbeitsrecht ist in Deutschland jedoch Teil des Privatrechts, weshalb alle betroffenen Arbeiter:innen einzeln vor Gericht gegen das Unternehmen vorgehen, das bereits Berufung beim Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg eingelegt hat. Gleichzeitig hat das Unternehmen wohl begonnen, Arbeiter:innen, die gegen Gorillas geklagt hatten, zu entfristen. Dieses Urteil könnte dennoch ein erster juristischer Teilerfolg für die Arbeiter:innen bei Gorillas sein, die seit Monaten gegen das Unternehmen kämpfen. So wurden erst kürzlich wieder Proteste organisiert, nachdem 350 Kolleg:innen wegen Teilnahme an „illegalen Streiks“ entlassen wurden.” Meldung vom 28. Oktober 2021 von und bei Perspektive Online externer Link
  • Gorillas: “Die Beschäftigten organisieren sich immer mehr”
    Nach den erneuten wilden Streiks beim Lieferdienst Gorillas Anfang Oktober, folgte eine Welle der Entlassungen. Diese werden mittlerweile größtenteils als widerrechtlich angesehen. Über diese illegalen Kündigungen, die schlechte Einstellung der Unternehmensführung gegenüber ihren Arbeiter:innen, sowie die Notwendigkeit zur Organisierung und die Frage nach der Legalität wilder Streiks in Deutschland haben wir uns mit Felix unterhalten. (…) Mein Name ist Felix. Ich wurde unrechtmäßig von Gorillas entlassen und habe im Schöneberger Warehouse gearbeitet, das ist eines der Lager, in denen wir gestreikt haben. Und ich bin auch im Gorillas Workers Collective. [Seit wann bist du Teil davon?] Ähm, seit April. [Seitdem ist eine Menge passiert, es gab neue Streiks, erst kürzlich.] Ja, wir scherzen, dass dies die dritte Welle ist. (…) Einige der streikenden Arbeiter:innen wurden entlassen, andere nicht. Es ist verwirrend, wenn nicht alle Arbeiter:innen, die entlassen wurden, gestreikt haben. Einige von ihnen waren sogar krankgeschrieben. Und andere Kolleg:innen, die gestreikt haben, wurden wiederum nicht entlassen oder illegal gekündigt. Gorillas macht weiter wie bisher und versucht, bei den anstehenden Betriebsratswahlen in den Wahlvorstand einzugreifen. Einige Arbeiter:innen, die wieder eingestellt wurden, mussten dafür sozusagen vor dem Unternehmen in die Knie gehen. (…) Es gibt Wut und Frustration und es gibt auch diese Angst, die ich schon angesprochen hatte. Wir sprechen über prekäre Arbeitnehmer:innen. Nicht nur wegen des Jobs an sich, sondern auch, weil viele von ihnen Angst haben, ihn zu verlieren. Sie müssen für ihre eigene Unterkunft und Verpflegung aufkommen und manchmal auch noch Geld nach Hause schicken. Und vielleicht ist der Job bei Gorillas nicht ihr Einziger. Auch die Beziehungen der Menschen zu Leuten in Machtpositionen sind verschieden, weil wir aus unterschiedlichen Verhältnissen kommen. Man kann die Leute nicht dazu zwingen, zu streiken oder weiter zu streiken, aber es gibt immer noch die Möglichkeit, sich zu organisieren. So läuft das immer. Es gibt Streiks und dann werden die Probleme nicht gelöst. Deshalb ist es so wichtig, dass die Beschäftigten zusammenhalten und sich weiter organisieren. Auch wenn es auf einer kleineren Ebene ist als das, was Anfang Oktober in meinem Warehouse passiert ist. Aber mit dem kommenden Winter und wenn sich die Arbeitsbedingungen nicht ändern, wird sich das fortsetzen und wiederholen, und die Beschäftigten organisieren sich immer mehr, wie man sehen kann. Vor zwei Wochen wurden mindestens vier Warehouses zu verschiedenen Zeiten bestreikt. Es breitet sich aus…” Interview von Mira Ruber vom 27. Oktober 2021 im Lower Class Magazine externer Link
  • 18. Oktober 21: Blue Monday bei Gorillas in Bremen, Köln und Münster (und Berlin?)
    Siehe Details im Tweet von Arbeitsunrecht vom 17.10.21 externer Link und für Aktuelles #Gorillas (siehe den Aufruf weiter unten)
  • Pleite oder Übernahme? Gorillas ohne Zukunft. Proteste am Blue Monday / Gorillas Workers ohne Krankenversicherung?!
    • Pleite oder Übernahme? Gorillas ohne Zukunft. Proteste am Blue Monday
      18. Oktober 2021: Blue Monday @Gorillas - Protest gegen Union Busting durch LieferdienstWenn das Gorillas-Management nicht sofort einlenkt, wird die Marke untergehen. Aufruf zur Solidarität mit den streikenden Gorillas-Beschäftigten. Die Initiative aktion ./. arbeitsunrecht (Aktion gegen Arbeitsunrecht) ruft für Montag, 18. Oktober 2021 zur Protest-Performance „Blue Monday“ vor Warehouses (Auslieferungslagern) des Flash-Supermarktes Gorillas auf. Bislang sind Aktionen in Köln (17 Uhr, Marsiliusstraße 32, Köln-Sülz) und Bremen geplant, weitere Städte mögen sich spontan anschließen. Wir fordern die sofortige Wiedereinstellung aller unrechtmäßig gekündigten Fahrerinnen und Fahrer in Berlin. Die Aktion gegen Arbeitsunrecht hält die Streikforderungen der Riders & Pickers (Fahrer & Kommissionierer*innen) für berechtigt und legitim. Gorillas bietet schlecht bezahlte Knochenjobs, die auf Dauer unweigerlich in die Berufskrankheit (Rückenbeschwerden) und Altersarmut führen…” Pressemitteilung vom 14. Oktober 2021 externer Link zum Aufruf:
      • 18. Oktober 2021: Blue Monday @Gorillas – Protest gegen Union Busting durch Lieferdienst
        Die Aktion gegen Arbeitsunrecht ruft zur Solidarität mit den streikenden Gorillas-Fahrer*innen in Berlin auf. Wir schlagen vor, den 18. Oktober 2021 in einen blauen Montag zu verwandelt. Treffen wir uns vor Gorillas-Lagern und machen wir Lärm! Informieren wir die Anwohner*innen und Fahrer*innen! Wir fordern: Wiedereinstellung der gefeuerten Riders! Wir meinen: Der Streik ist berechtigt! Lärm in Barrios, Veedeln und Kiezen: Union Buster wegbassen! Unser Vorschlag: Blue Monday (New Order) auf Drums und Kochtöpfen performen. (…) Wer kein Streikrecht hat, ist rechtlich betrachtet nicht mehr frei, sondern eine Art Leibeigener. Die Drohung mit fristloser Kündigung stellt eine Nötigung dar. Diesen Zustand, der gegen die Menschenwürde verstößt, dürfen wir nicht akzeptieren! Die Aktion gegen Arbeitsunrecht ruft daher zu phantasievollen und lauten Protesten vor Gorillas-Warehouses auf! Der Bring-Dienst Gorillas ist laut Firmenwebseite momentan in 22 deutschen Städten vertreten. Machen wir Lärm, informieren wir Beschäftigte und Anwohner! Rücken wir den Ruf der Marke Gorillas ins rechte Licht. Sollte das Gorillas-Management nicht unverzüglich einlenken, kann die Antwort nur Boykott sein!Aufruf vom 8. Oktober 2021 externer Link
    • Gorillas Workers ohne Krankenversicherung?!
      Tweet von Gorillas Workers Collective vom 13.10.2021 externer Link: “A colleague just uncovered that @gorillasapp deregistered everyone from health insurance on september 30 and didn’t reregister. Riders are working in dangerous conditions not knowing that they’re not insured! Totally irresponsible!” – “Das hat gerade ein Kollege aufgedeckt: @gorillasapp haben am 30. September alle von der Krankenversicherung abgemeldet und sich nicht wieder gemeldet. Fahrer arbeiten unter gefährlichen Bedingungen, ohne zu wissen, dass sie nicht versichert sind! Völlig verantwortungslos!”
  • Legal, illegal, scheißegal. Lebensmittel-Lieferdienst Gorillas wegen Kündigungswelle weiter unter Druck
    “… Am Freitag sitzt Farooq mit Kolleg*innen zusammen, um zu besprechen, wie sie gegen die Kündigungen vorgehen, als die anonyme Nummer abermals anruft. Am anderen Ende ist eine Gorillas-Managerin. Sie teilt Farooq mit, dass er hiermit ebenfalls gekündigt sei. Farooq erklärt, als Mitglied des Wahlvorstands für die Betriebsratswahl genieße er besonderen Kündigungsschutz. Das spiele keine Rolle, bekommt er als Antwort. »Nach dem Gespräch war ich erst mal geschockt«, erzählt er. »Meine Kündigung ist illegal. Aber das scheint sie nicht zu interessieren.« »Ja, völlig illegal«, bestätigt Martin Bechert. Der Arbeitsrechtler vertritt 20 entlassene Gorillas-Fahrer*innen. Bechert regt es auf, dass in vielen Medien nur zu lesen ist, dass die Kündigungen wegen des »wilden« Streiks »möglicherweise« rechtswidrig seien. Ja, die Rechtmäßigkeit des Streiks sei strittig, sagt er. Streiks gelten in Deutschland nur dann als zulässig, wenn eine tariffähige Gewerkschaft dazu aufruft. »Aber an den Kündigungen ist so vieles ungesetzlich, da gibt es rechtlich gar keine Frage.« Niemand von den Gekündigten habe zuvor eine Abmahnung erhalten. Zudem müssten Kündigungen, gerade bei befristeten Arbeitsverhältnissen, wie sie bei Gorillas üblich sind, schriftlich erfolgen. »Sicher nicht per Telefonanruf«, so Bechert. Schließlich seien 18 Fahrer*innen, die er vertrete, Kandidat*innen für die bevorstehende Betriebsratswahl. Wie Farooq genießen auch sie besonderen Kündigungsschutz. »Das weiß natürlich auch Gorillas, die haben ja auch Anwälte«, sagt Bechert. Dem Management sei es aber egal, ob es später vor Gericht verliere oder Strafen zahlen müsse. Gorillas versuche, mit den Entlassungen Fakten zu schaffen. Dabei mache sich das Start-up die materielle Notlage der Arbeiter*innen zunutze. Die Fahrer*innen verlieren mit der Kündigung nicht nur ihr Einkommen, bei vielen ist auch der Aufenthaltsstatus in Deutschland bedroht. »Die Gorillas-Kollegen können nicht sechs oder acht Monate auf die Entscheidung des Arbeitsgerichts warten. Das Arbeitsrecht ist zu langsam, um sie zu schützen«, sagt Bechert. Zwar werde er gegen die Kündigungen der Betriebsratskandidat*innen per einstweiliger Verfügung vorgehen. Bei allen anderen, deren Kündigungen ebenfalls »klar unwirksam« seien, sei das aber nicht erfolgversprechend. Spricht Gorillas also bewusst rechtswidrige Kündigungen aus, um unliebsame Mitarbeiter*innen loszuwerden? (…) Sollte Gorillas mit der Strategie des Faktenschaffens Erfolg haben, könnten sich andere Unternehmen daran ein Beispiel nehmen. Für Arbeiter*innen in prekären Lebenslagen ist das eine schlechte Nachricht…” Artikel von Jan Ole Arps vom 13.10.2021 im ND online externer Link
  • Kuriere im Fokus der Polizei. Während sich der Kündigungsskandal beim Lieferdienst Gorillas ausweitet, beobachtet das LKA jetzt die Proteste
    “… Indes haben sich mehrere gefeuerte Lieferkuriere gefunden, die auch juristisch gegen die Kündigungen vorgehen werden. Für Duygu Kaya, eine der betroffenen Fahrerinnen, geht dieser Kampf weit über Gorillas hinaus: »Auch wenn wir fünf Jahre kämpfen und bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen müssen. Jetzt geht es nicht nur um pünktliche Lohnzahlungen und grundlegenden Arbeitsschutz. Wir kämpfen gegen das postfaschistische Streikrecht in Deutschland«, erklärt sie im Gespräch mit jW. (…) Die erste öffentliche Aktion gegen die Entlassungen fand vergangenen Mittwoch vor dem Berliner Firmensitz von Gorillas in der Schönhauser Allee statt. Und die weckte nicht nur die Aufmerksamkeit von Faschisten wie dem Fotografen und ehemaligen NPD-Kandidaten Stefan Böhlke. Die Proteste wurden auch von zwei in Zivil gekleideten Beamten observiert. Einer der beiden Zivilenbeamten ist häufig auf antifaschistischen Demonstrationen und Protesten gegen Zwangsräumungsversuche zu sehen. Eine Antifaaktivistin erklärte gegenüber jW, dass die Polizisten »szenekundige Beamte« des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) des Landeskriminalamts (LKA) seien. (…) Auf Nachfrage der jW bestätigte Polizeisprecher Michael Gassen, dass vergangenen Mittwoch »szenekundige Beamte des Landeskriminalamtes« bei der Protestaktion im Einsatz waren. Er stellt den Einsatz in den Kontext mit den am selben Tag durchgeführten »Durchsuchungsmaßnahmen im amtlich bekannten Objekt der linksextremistischen Szene in der Rigaer Straße 94«. Daraufhin hätte es linke Aufrufe zur Unterstützung der Gorillas-Beschäftigten gegeben, und die LKA-Beamten hätten »ein Erscheinen linksextremistischer Personen verifizieren« wollen. Dies war aber nicht das erste Mal, dass die streikenden Gorillas-Fahrer Ziel von Observierungsmaßnahmen wurden. Bereits am ersten Streiktag in diesem Sommer, am 9. Juni, observierten verdeckte Ermittler den Protest am Lager »Checkpoint Charlie«. (…) Vergangenen Mittwoch beobachteten die MEK-Beamten jedoch nicht nur die Proteste gegen die Massenentlassungen bei Gorillas: Einer der »szenekundigen Beamten« gegen links führte am Rande der Kundgebung ein ausführliches Gespräch mit dem ehemaligen NPD-Kandidaten Böhlke.” Artikel von Simon Zamora Martin in der jungen Welt vom 12.10.2021 externer Link
  • Kein Streik ist illegal. Der Lieferdienst Gorillas entlässt massenhaft aktive Arbeitnehmer:innen. Die Entlassungen könnten rechtswidrig sein
    “… Bis heute hat keine Gewerkschaft den Arbeitskampf formal übernommen. Solche „wilden Streiks“ sind laut deutschem Arbeitsrecht formal illegal. (…) Auflösen könne den Schlamassel die Gewerkschaft Verdi. Würde sie den Streik formal übernehmen, wäre er nachträglich legitimiert, sagt Bechert – auch die Kündigungen wären damit rechtswidrig. Die Gewerkschaft aber lehnt das ab. Verdi-Pressesprecher Andreas Splanemann betonte zwar gegenüber der taz, dass er die Massenentlassungen von Gorillas für eine „absolute Sauerei“ hält. Es sei dennoch „falsch“ von den Ridern gewesen, sich für wilde Streiks zu entscheiden. Der „richtige Weg“, um sich gegen die Schwere von Rucksäcken oder die Kündigung von Kolleg:innen zu wehren, ginge über einen Betriebsrat, in dem derlei Probleme „gemeinsam mit dem Arbeitgeber angegangen“ werden könnten. Wer für solche Ziele streike, liege „quer zum deutschen Arbeitsrecht“, so Splanemann: „Dass es hier keine politischen Streiks gibt, schützt ja auch die deutsche Wirtschaft und damit Arbeitsplätze.“ Zwischen den Vorstellungen der Rider und der traditionellen Gewerkschaften liegen also Welten. Es sei für viele aus Lateinamerika oder Südeuropa stammende Rider „unverständlich, dass in Deutschland Arbeitskämpfe nur sehr eingeschränkt erlaubt sind“, sagt auch Bechert. Verdi hofft dennoch auf Mitgliederzuwachs. „Dann können die Arbeitnehmer:innen kollektiv für Lohnverbesserungen eintreten“, so Splanemann.” Artikel von Timm Kühn vom 11.10.2021 in der taz online externer Link, siehe auch den Kommentar:
    • Mehr kämpferische Gewerkschaften. Der Lieferdienst Gorillas macht Profite ohne Rücksicht auf Verluste. Verdi sollte den Arbeitskampf der Rider bedingungslos unterstützen
      “… Den Spuk beenden könnte die Gewerkschaft Verdi, indem sie den Streik der Beschäftigten einfach übernimmt. Doch Verdi verfolgt scheinbar noch die Illusion, mit Unternehmen wie Gorillas eine Sozialpartnerschaft aufzubauen – weshalb man sich nicht mit den radikalen Streikmethoden der Rider gemein machen will. Doch waren die wilden Streiks für die Rider das einzige Mittel, sich zu wehren, das ihnen zu Verfügung stand. Zu sagen, dies sei der falsche Weg, weil sich das in Deutschland so nicht gehöre, wie es Verdi am Montag verlautbaren ließ, zeugt von Unverständnis gegenüber der Lebenswelt der Rider. Verdi steckt scheinbar in einer Vorstellung vom Kapitalismus fest, wie es ihn schon lange nicht mehr gibt. Besser wäre es, die Arbeitskämpfe der Rider bedingungslos zu unterstützen. Im Turbokapitalismus braucht es schließlich eine kämpferische Gewerkschaft.” Kommentar von Timm Kühn vom 11.10.2021 in der taz online externer Link
  • Fehlende Abmahnungen: Arbeitsrechtler erachten Gorillas-Kündigungen als unwirksam
    Wegen der Teilnahme an “wilden Streiks” hat der Lieferservice Gorillas zahlreiche Kuriere gefeuert. Arbeitsrechtler bezweifeln, dass die Kündigungen wirksam sind: Offenbar hat es in den meisten Fällen keine Abmahnungen gegeben. (…) Der Berliner Rechtsanwalt Martin Bechert vertritt bislang rund 40 Gorillas-Mitarbeiter, die wegen der Streikaktionen für bessere Arbeitsbedingungen ihre Jobs verloren haben. “Eine Abmahnung ist in keinem Fall ausgesprochen worden, deshalb glaube ich auch nicht, dass sich das Arbeitsgericht mit Detailfragen über das Streikrecht aufhalten wird. Allein die fehlenden Abmahnungen machen die Kündigungen klar unwirksam”, so Bechert. Bei der Gewerkschaft Verdi und anderen Berliner Arbeitsrechtlern lassen sich derzeit zahlreiche gefeuerte Gorillas-Mitarbeiter beraten, um mit Kündigungsschutzklagen gegen ihre Entlassungen vorzugehen. Wieviele Kuriere das Unternehmen wegen der Streiks fristlos gekündigt wurden, ist unklar. Eine Anfrage von rbbl24 ließ die Pressestelle unbeantwortet. Maren Ulbrich von der Gewerkschaft Verdi sprach am Mittwoch im rbb-Inforadio von 350 entlassenen Gorillas-Kurieren. Das von Mitarbeitern ins Leben gerufene Kollektiv “Gorillas Workers Collective” hatte am Mittwoch erklärt, es seien fast alle Mitarbeiter im Bergmannkiez, Gesundbrunnen und Schöneberg entlassen worden. (…) Gegenüber rbbl24 sagte Verdi-Sprecher Andreas Splanemann, die Gewerkschaft plane derzeit nicht, so in den Arbeitskampf bei Gorillas einzusteigen. “Eine Übernahme des Streiks würde aus unserer Sicht den Mitarbeitenden nicht in ihrer jetzigen Situation helfen”, sagte Splanemann. Die Gorillas-Belegschaft sei aufgrund befristeter Arbeitsverhältnisse und Sprachbarrieren “schwer zu organisieren”, zudem seien nur wenige Gorillas-Kuriere auch Verdi-Mitglieder. Im Zuge der laufenden Proteste wurden nach Informationen von rbbl24 einzelne Entlassungen wieder zurückgenommen. Das bestätigte auch Rechtsanwalt Martin Bechert. “Einem meiner Mandanten wurde schon erklärt, dass die Kündigung zurückgenommen wird, von anderen Fällen habe ich aus dem Kreis der Mitarbeiter gehört”, sagte Bechert. “Ich weiß bei dieser Personalpolitik nicht, ob es jetzt eigentlich noch nötig ist, Kündigungsschutzklagen für meine Mandanten zu schreiben. Ich mache es aber trotzdem, sicherheitshalber.”” Beitrag von Roberto Jurkschat vom 08.10.21 beim rbb24 externer Link, siehe auch:
    • Kündigungen nach Gorillas-Streik: “Die Zusage des Gorillas-CEO könnte man durchaus als Selbstverpflichtung ansehen”
      In Berlin wurde Mitarbeitern des Lieferdienstes Gorillas fristlos gekündigt, nachdem sie für bessere Arbeitsbedingungen protestiert haben. rbbl24 hat Florian Rödl vom Institut für Arbeitsrecht der FU Berlin gefragt, ob solche Kündigungen rechtens sind. (…) Wenn sich herausstellt, dass es wirklich nur ein wilder Streik ist, dann ist das eine Verletzung der Arbeitsverpflichtung. Da wird man wohl auch sagen müssen, die Leute tun das vorsätzlich. Damit stören sie den Arbeitsfrieden und das dürfen sie nur, wenn die Gewerkschaft dazu aufruft. Auf den ersten Blick könnte damit auch eine Kündigung gerechtfertigt werden. Ich bin aber der Auffassung, dass der Arbeitgeber trotzdem abmahnen muss: ‘Kommt jetzt sofort zurück zur Arbeit, sonst schmeiße ich euch raus.’ Eine Abmahnung muss immer dann vor einer Kündigung erfolgen, wenn der Arbeitnehmer sein Verhalten abstellen kann. Und das wäre hier definitiv der Fall. Wenn das geschehen ist, dann ist auch die außerordentliche Kündigung rechtmäßig. Es sei denn, die Arbeitsanweisungen, die die Mitarbeiter erhalten, sind durch die Bank als unzumutbar zu bezeichnen. Dann können sich die Beschäftigten sehr wohl auf den Standpunkt stellen: ‘Solange wir keine zumutbare Anweisungen erhalten, arbeiten wir nicht.’ [Der CEO von Gorillas, Kagan Sümer, hat noch im Juli beteuert, niemanden wegen der Teilnahme an einem Streik zu entlassen. Wie ist das zu bewerten?] Das ist ein sehr interessanter Punkt. Das könnte man aus meiner Sicht durchaus als eine Selbstverpflichtung ansehen, die sagt: ‘Wenn ihr streikt, mache ich eins nicht, nämlich kündigen.’ Das hebt die Hürde für Kündigungen natürlich höher. Rechtlich wäre die Frage: Durften die Mitarbeiter diese Äußerung als rechtsverbindlichen vorbeugenden Kündigungsverzicht verstehen auch für den Fall eines wilden Streiks? Das hängt ab von Umständen, die ich so ad hoc nicht beurteilen kann. Ganz sicher allerdings wird man angesichts dieser Äußerung eine Abmahnung verlangen müssen. Denn zumindest hat der CEO damit für die Beschäftigten verunklart, welche Folgen eine Arbeitsniederlegung haben könnte. [Gibt es rechtlich denn noch irgendwelche Möglichkeiten, die Aktion der Gorillas-Mitarbeiter zu legalisieren und die Kündigungen unwirksam zu machen?] Es entspricht der ständigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts seit 1955, dass ein wilder Streik nachträglich von einer Gewerkschaft, wie zum Beispiel Verdi, übernommen werden kann. Dann wird er rückwirkend rechtmäßig und das muss dann auch zur Folge haben, dass die ausgesprochenen Kündigungen ebenso rückwirkend unwirksam werden. Angenommen, die Gorillas-Mitarbeiter würden jetzt alle eintreten bei Verdi, und Verdi sagt, sie übernehmen jetzt den Streik, dann ist die Sache erledigt…” Interview von Roberto Jurkschat vom 08.10.21 bei rbbl24 externer Link
    • Wir vertreten 18 gekündigte #Gorillas Mitarbeiter. Davon sind 16 #Kandidaten auf einer Vorschlagsliste für die laufende Wahl vom #Betriebsrat und einer davon auch noch nachgerücktes Mitglied vom #Wahlvorstand! Keiner ist einschlägig abgemahnt. Stop #UnionBusting #ArbeitsrechtTweet von Martin Bechert vom 9. Okt. 2021 externer Link
    • Nächtliche Rider-Aktionen in Solidarität mit Gorillas in Deutschland [Amsterdam]
      Bericht vom 9. Oktober 2021 bei Enough14D externer Link
    • Fotos: Lärmdemo gegen Gorillas Lieferdienst
      Mit einer Lärmdemo blockierten am 6. Oktober rund 100 Menschen die Firmenzentrale des Lieferdienstes Gorillas in Prenzlauer Berg, nachdem die Geschäftsführung angekündigt hatte, allen Beschäftigten, die sich an wilden Streiks beteiligt haben, zu kündigen. Am Dienstag hatten bereits zahlreiche Beschäftigte schriftliche Kündigungen erhalten. Seit Wochen protestieren die Riders mit Streiks gegen die unwürdigen Arbeitsbedingungen des Unternehmens. Sie fordern gleichen Lohn für alle, 12,50 Euro die Stunde, rechtzeitige und vollständige Auszahlung, sichere Arbeitsausstattung, bessere Kommunikation und ein Ende der Unterbesetzung…” Siehe die Fotogalerie beim Umbruch Bildarchiv externer Link
  • “We fire in 10 min”? #DeleteGorillas! Nach Kündigungswelle: Gorillas Workers Collective ruft zu Boykott auf – Streikkasse nicht vergessen! Und was macht ver.di?
    • Nach Kündigungswelle: Gorillas-Beschäftigte rufen zu Boykott auf
      Gestern feuerte das Management des Lieferservice Gorillas dutzende streikende Arbeiter:innen. Dagegen fand heute eine Protestkundgebung vor dem Hauptquartier des Unternehmens in Berlin statt. (…) Am vierten Streiktag erhielten alle streikenden Arbeiter:innen, die nicht den besonderen Kündigungsschutz der Betriebsratswahl haben, eine fristlose Kündigung. Die genaue Zahl ist bisher nicht bekannt. Für Viele war dies zunächst ein Schock. Bei vergangenen Aktionen vor dem Hauptquartier des Startups versicherte der Geschäftsführer noch, Arbeiter:innen nicht wegen ihrer Beteiligung an Streiks zu feuern. Bei der Demo heute versammelten sich 200 Menschen, darunter viele der Betroffenen. Sie zeigten ihren Unmut über das Unternehmen, das gegen die Organisierung der Arbeiter:innen und das Streikrecht vorgeht. Zudem machten die Beschäftigten ihre Boykottkampagne bekannt. Sie rufen dazu auf, in der App und in Suchmaschinen niedrige Bewertungen zu geben und keine Bestellungen mehr aufzugeben. (…) Auch Mitglieder der Gewerkschaft ver.di waren anwesend. Wichtig ist nun, dass ver.di den Streik nachträglich legalisiert, um den Entlassenen juristischen Schutz zu geben.” Beitrag von Jan Beere vom 6. Oktober 2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link, siehe dazu:
      • Tweet von Gorillas Workers Collective vom 6.10. externer Link: “@Gorillasapp is mass firing  workers! Some have been striking, some supporting. Others were not involved at all. This is not only #unionbusting anymore. Management is threatening our lives. This has to stop! #DeleteGorillas Give low ratings on App Stores and Search Engines!”
      • Wir erinnern an das Spendenkonto externer Link
    • [ver.di] Mit allem, was Krach macht. Gorillas-Beschäftigte protestieren gegen Massenentlassung
      Wegen der fristlosen Massenentlassung ihrer streikenden Kolleginnen und Kollegen, hatten die Beschäftigten des 10-Minuten-Lieferdienstes Gorillas für heute Mittag zum Protest vor der Unternehmenszentrale aufgerufen – mit allem, was Krach macht, Töpfe und Pfannen inklusive. Maren Ulbrich vom Bundesfachbereich Handel war ebenfalls vor Ort: „Den Beschäftigten wird ihre Existenzgrundlage entzogen, weil sie für ihre Interessen eingestanden sind. Natürlich unterstützen wir unsere Mitglieder hier“, sagt sie. „Die Stimmung ist laut, und hier sind auch zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer der Kuriere mit dabei.“ Bislang habe der Arbeitgeber aber nur verlauten lassen, dass man „keinen anderen Ausweg gesehen habe, als die fristlosen Kündigungen aufgrund der wilden Streiks auszusprechen“, so die Gewerkschaftssekretärin. (…) Mit dem heutigen Protest spitzt sich der seit Monaten andauernde Arbeitskampf der Fahrerinnen und Fahrer zu, die seit dem Sommer regelmäßig vor den Warenhäusern ihres Unternehmens in Berlin streiken. Über die Hintergründe berichtet die aktuelle ver.di publik in der Reportage externer Link. Die Beschäftigten fordern bessere Arbeitsbedingungen, allem voran die Selbstverständlichkeit einer pünktlichen und vollständigen Auszahlung ihrer Gehälter. Auch wehren sie sich gegen die Arbeitsverdichtung durch das „Projekt ACE“, mit dem weniger Beschäftigte mehr Lieferungen schaffen sollen. (…) Die Frage, ob die nicht genannten Entlassungs-Gründe des Arbeitgebers „erheblich“ genug seien, um mit den fristlosen Entlassungen aufgrund wilder Streiks durchzukommen, wird vor dem Arbeitsgericht zu klären sein, sagt Maren Ulbrich von ver.di.” Beitrag vom 6.10.2021 bei ver.di externer Link (Startseite!) – steigt die Gewerkschaft nun in die Organisierung ein? Siehe dazu:
      • Im Beitrag von Bianca Von der Au vom 06.10.2021 bei tagesschau.de externer Link “Gericht muss entscheiden: Wird Gorillas-Streik zum Präzedenzfall?” wird ver.di zitiert: “… Nach Ansicht der Gewerkschaft ver.di ist es politisch “eine Sauerei”, dass das Unternehmen nun gerade die Mitarbeiter entlasse, die sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzten. “Doch arbeitsrechtlich dürfte das Unternehmen die besseren Karten haben”, so der Pressesprecher des ver.di-Landesverbandes Berlin-Brandenburg, Andreas Splanemann. Nach deutschem Recht ist ein sogenannter “wilder” Streik ein Kündigungsgrund. (…) Ein Problem ist aus Sicht von ver.di, dass bei den Online-Lieferdiensten aktuell sehr wenige Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert sind. “Wären die Streikenden in der Gewerkschaft, hätten sie jetzt nicht das Problem mit der Kündigung”, so der ver.di-Sprecher…”
      • “… Viele der protestierenden Arbeiter, darunter auch Camilo und sein Kollege, sind Mitglieder des „Gorillas Workers Collective“ (GWC), das sich Anfang des Jahres unabhängig von Verdi gegründet hat. Die Arbeiter haben die Erfahrung gemacht, dass die Gewerkschaft nicht nur nicht ihre Interessen vertritt, sondern ihren Kampf kontrollieren und unterdrücken will. „Als wir Kontakt mit Verdi aufgebaut haben, hat Verdi als eine Forderung an uns gestellt: keine wilden Streiks mehr durchzuführen. Sie wollten den Protest vereinnahmen. Dem stimmen wir natürlich nicht zu.“ Verdi und die Bundesregierung treten für die Bildung von Betriebsräten bei Gorillas und anderen Unternehmen der sogenannten „New Economy“ ein. Das Ziel, das sie damit verfolgen ist klar. Wie in anderen Bereichen soll ein von den Gewerkschaften und der Unternehmensleitung sanktionierter Betriebsrat die Arbeiter kontrollieren, deren Kämpfe unterdrücken und so verhindern, dass sie zum Ausgangspunkt für eine breitere Bewegung der Arbeiterklasse werden. Im Mai verabschiedete der Bundestag deshalb sogar ein „Betriebsrätemodernisierungsgesetz“, das die Gründung von Betriebsräten erleichtern soll. Die Vertreter des GWC, mit denen die WSWS sprach, setzen sich ebenfalls für die Gründung eines Betriebsrats ein. Sie betonen jedoch, dass er unabhängig vom Management und Verdi sein müsse. „Was wir machen, ist nicht ein Betriebsrat, der zusammen mit der Firma arbeiten wird. Wir wollen das als Gegengewicht haben, aber wird sind selbst organisiert. Wir sind nicht von Verdi. Wir haben mit denen nicht so viel zu tun und wollen es auch nicht“, erklärt ein GWC-Vertreter. Dabei ist ihm die Beschränktheit und der potentiell arbeiterfeindliche Charakter der Betriebsratsperspektive durchaus bewusst. „Mit der Zeit wird sich der Betriebsrat trotzdem abtrennen“, meint er. „Und dann muss es wieder eine Revolution oder was auch immer geben.“…” Aus dem Beitrag “Gorillas-Rider protestieren gegen rechtswidrige Massenentlassungen” von Johannes Stern vom 8.10.21 bei wsws externer Link
      • und zum Hintergrund unser Dossier: [(Online)Vortrag und Debatte am Bsp. Gorillas] Mythos wilder Streik + Illegalität. Zum Grundrecht auf Streik
    • »Kağan, du bist gefeuert!« Der Lieferdienst Gorillas kündigt in Berlin mehreren dutzend streikenden Fahrer*innen, und es sollen noch mehr werden – doch die wehren sich
      In meinem Warehouse gab es in den letzten drei Monaten mehr als zehn Unfälle von Fahrer*innen mit Knochenbrüchen. Wir haben das Unternehmen gebeten, uns neue Fahrräder zu stellen, aber nichts ist passiert. Deshalb beende ich das Arbeitsverhältnis von Kağan.« Applaus. »Bei Gorillas gibt es sexistische und rassistische Diskriminierung. Deshalb feuere ich Kağan.« Applaus. »Ich streike, weil wir bessere Ausrüstung brauchen, um die Waren auszuliefern. Kağan, du bist gefeuert!« Vor dem Berliner Firmensitz des Lebensmittellieferdienstes Gorillas in der Schönhauser Allee steht eine Menschenmenge. Etwa 120 Leute – Gorillas-Fahrer*innen, Unterstützer*innen und jede Menge Journalist*innen – sind gekommen, und gerade hören sie zu, wie Arbeiter*innen des Unternehmens vortragen, warum sie ihren Boss, den Gorillas-Gründer Kağan Sümer, feuern. Der Anlass für die Versammlung: Zahlreiche Fahrer*innen haben, wie das Gorillas Workers Collective am Dienstag auf Twitter bekannt gab, per Brief oder Anruf ihre Entlassungen erhalten, und sie wurden aus den Whatsapp-Gruppen ihrer Warehouses, der Lieferzentren, von denen es in Berlin derzeit 16 gibt, entfernt. Damit reagiert das Unternehmen auf neuerliche Streiks in mehreren dieser Warehouses. Betroffen sind laut Aussagen von Gorillas-Arbeiter*innen vor allem Fahrer*innen, die in einem der drei Lieferzentren – Schöneberg, Gesundbrunnen und Bergmannkiez – arbeiten, in denen seit vergangenem Freitag gestreikt wurde. Offenbar habe sich das Unternehmen diejenigen Arbeiter*innen herausgepickt, die an den betreffenden Tagen im Schichtplan standen. Im Lieferzentrum Bergmannkiez am Kaiserkorso 154 soll, so berichten Gekündigte auf der Kundgebung, sogar die komplette Belegschaft gefeuert worden sein. Und das könnte erst der Anfang sein. Wie von ver.di-Vertreter*innen am Rande des Protests zu hören ist, soll Gorillas die Entlassung von bis zu 350 Beschäftigten planen. (…) In allen drei Lagern waren dem Streik Versammlungen der Belegschaft vorausgegangen, auf denen über den Streik und die Forderungen abgestimmt wurde. Duygu, eine Fahrerin im Lieferzentrum Bergmannkiez, erklärte während des Streiks am Montag – vor der Kündigungswelle – gegenüber ak: »Wir fordern faire und vollständige Bezahlung, sichere Fahrräder, ein Ende der Unterbesetzung, menschenwürdige und planbare Schichten und Rücksprache mit den Fahrer*innen bei Änderungen in den Abläufen. In anderen Warehouses sind die Forderungen ähnlich, aber es variiert ein wenig, je nachdem, was vor Ort die größten Probleme sind. Für uns war wichtig, dass wir ausführlich miteinander gesprochen und die Forderungen diskutiert haben, dadurch haben am Ende fast alle Arbeiter*innen hier im Warehouse für den Streik gestimmt.« »Diese Verankerung in den Lieferzentren ist ein großer Fortschritt gegenüber dem Sommer«, meint auch ein Mitglied des Gorillas Workers Collective. »Es sind mehr Leute dabei als im Sommer, auch Communities, die wir damals nicht erreicht haben, und nicht nur Rider, sondern auch Picker (die die Waren im Lager zusammenstellen, Anm. der Redaktion) und sogar einzelne Supervisoren unterstützen den Streik.«…” Artikel von Jan Ole Arps vom 6. Oktober 2021 beim ak online externer Link
    • Entlassungen bei “Gorillas” wegen Vorwurf illegaler Streiks. Sind Yogakurse und DJs besser als Lohn? Beschäftigte des Lieferdienstes Gorillas glauben nicht daran und streiken für bessere Arbeitsbedingungen
      “… Das Unternehmen lässt sich bislang wenig von den Protesten beeindrucken. Studenten und andere Tagelöhner wurden kurzerhand als Streikbrecher eingesetzt externer Link, wie GWC am Mittwoch über Twitter mitteilte. Die Geschäftsführung selbst macht keinen Hehl daraus, dass sie mit den massenhaften Kündigungen die Streiks unterdrücken will. Laut Spiegel erklärte ein Unternehmenssprecher externer Link: Unangekündigte und nicht gewerkschaftlich getragene Streiks seien “rechtlich unzulässig”. Deswegen entlasse man die Beschäftigten, “die sich aktiv an den nicht genehmigten Streiks und Blockaden beteiligt” hätten. Im Juli klangen die Töne noch anders. Kagan Sümer, Gründer des Lieferdienstes, hatte gegenüber den Beschäftigten versprochen: “Ich würde niemals jemanden feuern, weil er streikt”, sagte er. “Ich mag, dass ihr für eure Rechte kämpft.” Wie man heute weiß, diente das Versprechen nur dazu, das Image des Unternehmens aufzupolieren. In einer geleakten Nachricht, die kürzlich in den sozialen Medien die Runde machte, schrieb er: “Wir mussten einem unserer Fahrer kündigen… Anscheinend war er dabei, sich gewerkschaftlich zu organisieren”. (…) Die Initiative gegen Arbeitsunrecht berichtete Ende September externer Link auch von der “kalten Kündigung” unliebsamer Beschäftigter. Die meisten der rund 3.000 Fahrer des Unternehmens seien nur befristet angestellt. Ab September und Oktober 2021 würden viele dieser Verträge auslaufen. Viele fürchten nun, dass die Verträge derer, die sich für bessere Arbeitsbedingungen eingesetzt haben, nicht verlängert werden könnten. Zurzeit liegen mindestens zwölf Klagen beim Arbeitsgericht Berlin von befristet angestellten Kurieren, die erreichen wollen, dass ihre Arbeitsverträge in unbefristete umgewandelt werden…” Artikel von Bernd Müller vom 06. Oktober 2021 bei Telepolis externer Link
    • Thread mit Videos vom 6.10. von Jan Ole Arps externer Link : “Bei #gorillas hagelt es Kündigungen jetzt haben mehrere Arbeiter*innen auch noch Gorillas Boss Kağan Sümer gefeuert #kaganfired
  • Gorillas kündigt allen streikenden Fahrradkurieren wg »illegaler Streiks« / Lärmdemo am Mittwoch um 13 Uhr
    • Lieferdienst „Gorillas“: Massenentlassung von kämpferischen Arbeiter:innen – Lärmdemo angekündigt
      Seit Juni haben Arbeiter:innen beim Lieferdienst mit Blockade- und Streik-Aktionen vor allem in Berlin auf ihre schlechten Arbeitsbedingungen beim Lieferdienst „Gorillas“ aufmerksam gemacht. Nun scheint das Start-Up in einer konzentrierten Aktion kämpferischen Arbeiter:innen zu kündigen. Für morgen ist eine spontane Lärm-Demo angekündigt. (…) Im Telegram-Channel der Gorillas Workers heißt es, die Arbeiter:innen würden ihre Entlassungen per Briefen oder Anrufen von privaten Nummern bekommen. Zudem würden sie aus Lager-Whatsapp-Gruppen entfernt um eine Kommunikation unter den Fahrer:innen zu verhindern. Bei einigen Entlassungen sei der Kündigungsgrund die Teilnahme an „illegalen Streiks“. „Wenn das Unternehmen die Arbeiter nicht bezahlt, keine Sicherheit bietet, illegale Arbeitspläne macht, haben die Arbeiter das Recht, die Arbeit einzustellen, bis das Fehlverhalten korrigiert wurde!“, so das Gorillas Workers Collective. Für morgen um 13 Uhr wurde nun zu einer Demonstration vor dem Gorillas-Hauptquartier an der Schönhauser Allee 180 aufgerufen. Zur „Lärm-Demo“ sollen Pfeifen, Trommeln und Pfannen mitgebracht werden.” Beitrag vom 5 Oktober 2021 bei Perspektive online externer Link – siehe zur “Noise-Demo” den Thread von BG Dominoeffekt externer Link
    • Gorillas-Bosse feuern streikende Arbeiter:innen! Ver.di muss sich gegen skandalöse Entlassungen von streikenden Gorillas stellen!fordert die Redaktion von Klasse Gegen Klasse am 5. Okt 2021 externer Link
    • Lieferdienst Gorillas kündigt streikenden Fahrern
      Seit Monaten legen Kuriere des Express-Lieferdiensts Gorillas ihre Arbeit nieder, um bessere Arbeitsbedingungen zu erstreiten. Nun hat das Unternehmen einer Reihe von Mitarbeitern fristlos gekündigt. (…) Das Unternehmen reagiert nun offenbar mit Entlassungen auf den andauernden Arbeitskampf. Mehr als ein Dutzend Fahrerinnen und Fahrer des Start-ups erhielt nach SPIEGEL-Informationen vor Kurzem eine fristlose Kündigung. Das Gorillas Worker’s Collective, eine Gruppe von Mitarbeitenden, die sich zuletzt als Sprachrohr der Fahrradkuriere verstanden hatte, schreibt auf Twitter externer Link von drei Lagerhäusern in Kreuzberg, Mitte und Tempelhof, wo praktisch die gesamte Belegschaft gefeuert worden sei. Zweiseitige Kündigungsschreiben, die dem SPIEGEL vorliegen, zeigen, wie eilig es der Lieferdienst mit seinen mittlerweile ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat. »Hiermit kündigen wir das mit Ihnen bestehende Arbeitsverhältnis außerordentlich aus wichtigem Grund fristlos«, heißt es darin. Worin der wichtige Grund besteht, erklärt das Unternehmen nicht. In einzelnen Fällen wurden sogar Namen von Mitarbeitern falsch geschrieben. (…) Mehreren Personen sei am Telefon erklärt worden, dass die »illegalen Streiks« Grund für die Kündigung seien. Das Unternehmen selbst bestätigt diese Darstellung: Unangekündigte und nicht gewerkschaftlich getragene Streiks seien »rechtlich unzulässig«, sagt ein Sprecher. Nach intensiver Abwägung sehe man sich deshalb gezwungen, den rechtlichen Rahmen durchzusetzen. »Das bedeutet, dass wir das Arbeitsverhältnis mit denjenigen MitarbeiterInnen beenden, die sich aktiv an den nicht genehmigten Streiks und Blockaden beteiligt, den Betrieb durch ihr Verhalten behindert und ihre KollegInnen damit gefährdet haben.« Für Mittwoch ist eine weitere Demonstration in der Hauptstadt geplant, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wollen »mit Pfannen, Trillerpfeifen und Trommeln« vor der Gorillas-Zentrale gegen die Entlassungen protestieren.” Artikel von Anton Rainer vom 05.10.2021 im Spiegel online externer Link
  • Neuer Gorillas-Streik in Berlin ab dem 1. Oktober nach Entlassung eines Kollegen am letzten Tag der Probezeit und gegen »Projekt ACE« der Arbeitsverdichtung – Manager als Streikbrecher, eine fristlose Entlassung am Samstag, neues Spendenkonto
    • Pranke von Gorillas. Lieferdienst teilt aus: Streikbrecher eingesetzt, Arbeitsdruck erhöht. Beschäftigte behandelt wie »neue Gastarbeiter«
      Seit Freitag werden die Berliner Warenhäuser von Gorillas im Bergmannkiez und Schöneberg bestreikt, am Samstag abend legten die Beschäftigten auch am Standort Gesundbrunnen die Arbeit nieder. Die Forderungen sind die gleichen wie bei früheren Ausständen: Löhne sollen pünktlich und vollständig gezahlt, Schichtpläne verbessert und genug Equipment für eine sichere Arbeit gestellt werden. Doch es scheint einen wichtigen Unterschied zu geben zu den Streiks im Sommer: Zumindest im Bergmannkiez sind die Rider viel besser organisiert. »In den letzten Wochen ist der Frust sehr stark gewachsen«, sagte Duygu, die als Kurierfahrerin im Warenhaus Bergmannkiez arbeitet, gegenüber jW. Das Unternehmen probiere gerade, einen Plan zur Intensivierung der Arbeit durchzusetzen. Weniger Beschäftigte sollen mehr Lieferungen schaffen. »Projekt ACE« lautet der Name für die Arbeitsverdichtung. Eine andere Auswirkung der »Reform« sind neue Schichtmodelle. Ein Computerprogramm soll errechnen, zu welchen Zeiten am meisten Personal gebraucht wird. Statt acht Stunden am Stück sind die Schichten viel kürzer geworden und beginnen jeden Tag zu einer anderen Uhrzeit. So intelligent, um zu wissen, dass es in Deutschland eine gesetzliche Ruhezeit von mindestens elf Stunden gibt, ist das Programm aber offenbar nicht. (…) Den Konflikt angeheizt hat die Entlassung eines Kollegen am letzten Tag seiner Probezeit. »Mit einem Anruf am Samstag«, erzählte Duygu. Die App zu Schichtplanung sei eine Katastrophe und habe viele Fehler. Kollegen bekämen an arbeitsfreien Tagen automatisierte Abmahnungen, weil sie nicht zur Schicht erschienen. Diese falschen Abmahnungen würden dann als Gründe für Entlassungen angeführt. »Wir sind die neuen Gastarbeiter«, sagte Duygu. »Die Geschichte wiederholt sich. Verkleidet, unter dem Deckmantel der Startupmentalität.« Aber auch auf einer größeren Ebene gibt es viel Unmut bei Gorillas. Vor wenigen Wochen wurde einer der wichtigsten Social-Media-Kanäle der Beschäftigten auf Instagram gelöscht. (…) Vergangenen Donnerstag verschickte das Unternehmen dann plötzlich Überleitungsverträge an alle Beschäftigten im operativen Geschäft. In Berlin betrifft das 1.700 von 2.000 Gorillas-Beschäftigten. Bereits im Oktober soll der Betriebsübergang in eine neu gegründete Tochter erfolgen, ohne dass ein konkretes Datum genannt wurde. In dem Vertrag, der jW vorliegt, wird festgestellt, dass es im derzeitigen Unternehmen keinen Betriebsrat gibt, sondern lediglich ein Verfahren zur Wahl eines Betriebsrates eingeleitet wurde. Im Anschluss heißt es: »Zum Übergangsstichtag wird das Verfahren voraussichtlich noch nicht abgeschlossen sein.« Es liegt die Vermutung nah, dass die Gründung eines neuen Tochterunternehmens ein Manöver sein könnte, um die Bildung eines Betriebsrates zu verhindern. (…) Doch statt auf den fünf Punkte umfassenden Forderungskatalog der Streikenden einzugehen, setzt Gorillas auf Eskalation. Am Freitag schickte das Unternehmen Manager aus der Firmenzentrale als Streikbrecher in den Bergmannkiez. Am Samstag erhöhte es nochmals den Druck und entließ einen der besten Fahrer des Lagers fristlos. »Das ist eine Drohung an alle indischen Rider«, erzählte ein Kollege des entlassenen Danny gegenüber jW. Im Gegensatz zu Danny ist er noch in der Probezeit und möchte daher seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. »Bei den letzten Streiks waren wir Inder nicht dabei«, erzählte er. »Wir werden das nicht hinnehmen und fordern jetzt auch seine Wiedereinstellung. Und werden so lange streiken, bis alle unsere Forderungen erfüllt sind!«Artikel von Simon Zamora Martin in drer jungen Welt vom 04.10.2021 externer Link, siehe dazu:
    • Neues Konto für Spende an Gorillas Workers Collective externer Link
    • Für Solidarität siehe auf Twitter #StartUpsideDown: Turn your bikes upside down! Turn the system upside down!
    • Gorillas Workers Collective outen Manager als Streikbrecher externer Link (Twitter)
    • Gorillas Streik im Bergmannkiez
      Heute, am 1. Oktober 2021 sind die Gorillas Fahrer_innen erneut in den Streik getreten. Für bessere Bezahlung, ein besseres Schichtsystem und mehr Arbeitssicherheit. “Most of us are actually not aware of our rights. So we are learning about our rights through such actions as well.” (aus dem Video)” Video bei labournet.tv externer Link (engl. mit dt. UT | 4 min | 2021)
    • Streik bei Gorillas. Interview mit einem der Gorillas Streikenden. Er spricht über die Probleme und Forderungen in seinem Lager. Video des Interviews auf dem Intagram-Kanal von Klasse gegen Klasse externer Link
  • Gorillas spielt auf Zeit. Klagewelle gegen Berliner Lebensmittellieferdienst. Konzern verfolgt laut Anwalt der Beschäftigten »Verschleppungstaktik«  Klein ist das Berliner Startup Gorillas nicht. Für den Lebensmittellieferdienst arbeiten allein in der Hauptstadt schätzungsweise 1.800 Beschäftigte. Fast alle mit befristeten Verträgen. Nach einer Sonderreglung des Teilzeit- und Befristungsgesetzes dürfen neu gegründete Unternehmen ihre Beschäftigten vier statt nur zwei Jahre ohne Sachgrund befristen. Vier Jahre ohne Planungssicherheit für die Beschäftigten. Und ohne die Gewissheit, nicht binnen wenigen Monaten auf der Straße zu landen, falls man sich beispielsweise gewerkschaftlich für bessere Arbeitsbedingungen engagiert hat. Aufgrund eines Formfehlers in den Arbeitsverträgen klagen derzeit rund 200 Beschäftigte gegen diese sachgrundlosen Befristungen. Am Montag wurde in Berlin nun über vier Fälle verhandelt. Doch wie schon bei den letzten Verhandlungen wurde auch diese Sitzung nach einer guten Viertelstunde ohne Ergebnis vertagt. »Seit einem Monat sprechen wir hier vor Gericht immer wieder über dasselbe Problem mit den Arbeitsverträgen«, sagte Martin Bechert, Anwalt der Gorillas-Fahrer, während der Anhörung. »Immer wieder heißt es von Arbeitgeberseite nur, dass sie noch Zeit bräuchte, um die Angelegenheit zu prüfen.« Dabei sei der Fall klar und einfach, erklärte Bechert nach der Sitzung gegenüber jW. Die Arbeitsverträge seien nicht rechtskräftig unterzeichnet worden. Deshalb sei davon auszugehen, dass ein mündlicher Vertrag zustande gekommen sei, in dem keine Zusatzvereinbarungen wie Probezeiten oder Befristungen verankert sind. (…) Die Anwältin von Gorillas schiebt derweil den Beschäftigten die Schuld in die Schuhe. Es gebe einen Paragraphen im Arbeitsvertrag, der besage, dass der Vertrag im Original unterzeichnet werden müsse. Wenn die Beschäftigten dem nicht nachgekommen seien, hätte es auch niemals einen Arbeitsvertrag gegeben. »Das ist sittenwidrig«, kommentierte Bechert diese Argumentation. Gorillas spiele nur auf Zeit. Wohl in der Hoffnung, dass die Klagenden zwischen Vertragsende und Gerichtstermin gezwungen sind, sich eine neue Beschäftigung zu suchen…” Artikel von Simon Zamora Martin in der jungen Welt vom 22.09.2021 externer Link, siehe auch:
    • Verhandlungen am Arbeitsgericht: 17 Fahrradkuriere klagen gegen Berliner Lieferdienst Gorillas
      Der Rechtsstreit dreht sich um die Befristung der Arbeitsverträge. Der Anwalt der Beschäftigten  wirft dem Arbeitgeber „juristische Akrobatik“ vor. Lebensmittel in zehn Minuten verspricht der Bringdienst Gorillas seinen Kunden. Am Montag war es jedoch Richter Frank Schmitt, der schnell lieferte. In nur zehn Minuten waren vier Gütetermine am Arbeitsgericht Berlin erledigt. Vier weitere Beschäftigte haben das Unternehmen verklagt, sie fordern die Entfristung ihrer Arbeitsverträge. Weil sich die Parteien nicht einigen konnten, wird es im Januar einen Kammertermin geben. Gorillas ließ sich am Arbeitsgericht von einer neuen Anwältin vertreten. Auch sie wirkte überfordert, so wie der letzte Rechtsbeistand. Sie könne sich zu den Details nicht äußern, ihr Büro habe den Fall „sehr kurzfristig“ übernommen, sagte sie. Aber es könne sein, dass die Arbeitsverträge nichtig seien, weil sie von den Ridern niemals unterschrieben wurden. Mit diesem Argument war der vorherige Anwalt bereits beim ersten Gerichtstermin gescheitert. (…) Diese Rechtsmeinung teilten bisher alle Richter am Arbeitsgericht. Auch der Arbeitsrechtsprofessor Wolfgang Däubler sagte dem Tagesspiegel externer Link, in diesem Fall sei die Befristung nicht rechtens. Mit der ersten Urteilsverkündung ist im Januar 2022 zu rechnen…” Artikel von Christoph Kluge vom 21.9.2021 im Tagesspiegel online externer Link
    • Management „spielt auf Zeit“. Gorillas-Rider berichten über ihre Prozesse am Arbeitsgericht
      “„Gorillas-Rider kämpfen weiter“ steht auf dem Transparent, das einige FahrradkurierInnen an den Zaun einer Grünlage gegenüber dem Berliner Arbeitsgericht in der Magdeburger Straße aufgehängt haben. Zuvor waren am Montagmorgen im Arbeitsgericht zwei weitere Güteverhandlungen ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Wie bei mehreren Verhandlungen in den letzten Wochen klagen die Rider auf Entfristung ihrer einjährigen Arbeitsverträge. „Wir sind sicher, dass die Beschäftigten die Klagen gewinnen und trotzdem spielt das Gorillas-Management auf Zeit“, erklärt Rechtsanwalt Martin Bechert, der mehrere Rider vertritt, gegenüber der taz. Denn die Verträge wurden alle digital geschlossen, obwohl bei befristeten Vereinbarungen gesetzlich die Schriftform vorgeschrieben ist. Auch die Firma Lieferando hatte den Formfehler gemacht und dann alle Verträge entfristet…” Artikel von Peter Nowak vom 21.9.2021 in der taz online externer Link
  • Rider klagen auf Entfristung und Weiterbeschäftigung: Solidarischer Protest bei Gorillas-Verhandlung am 20.9. vorm Berliner Arbeitsgericht 
    Ende September 2021 laufen die ersten 1-Jahres-Verträge von Gorillas-Ridern aus. Die sachgrundlose Befristung bedarf jedoch der Schriftform. Die wurde nach Einschätzung der Rider und ihres Rechtsanwaltes Martin Bechert nicht gewahrt, weil lediglich mit dem elektronischen Zertifizierungsverfahren DocuSign unterzeichnet wurde… Das Gorillas Workers Collective ruft für kommen Montag, den 20. September 2021, um 10.00 Uhr zur Unterstützung am Arbeitsgericht Berlin auf. 10:00 Uhr Soliveranstaltung vor dem Arbeitsgericht, 10:45 Uhr Gütetermine. im Anschluss öffentlich Auswertung der Termine vor dem Arbeitsgericht…” Aufruf bei Arbeitsunrecht externer Link
  • Gütetermin zu Entfristungsklagen beim Lieferdienst Gorillas ohne Einigung – Kammertermin am 9. Februar 2022 – weitere Rider-Klage am Donnerstag 
    Das Arbeitsgericht Berlin hat im Gütetermin, in dem noch keine streitige Entscheidung ergeht, am 6. September 2021 über die Entfristungsklagen von zwei Arbeitnehmern des Lebensmittel-Lieferdienstes Gorillas verhandelt. Die Arbeitnehmer machen geltend, dass die für die Wirksamkeit der Befristung ihrer in Kürze auslaufenden Arbeitsverträge erforderliche Schriftform durch die Nutzung des elektronischen Systems DocuSign nicht eingehalten sei. Sollte die Schriftform nicht gewahrt sein, hätte das die Unwirksamkeit der Befristung zur Folge und es wäre ein unbefristetes Arbeitsverhältnis entstanden. Eine gütliche Einigung konnte nicht erzielt werden. Der Kammertermin findet am 9. Februar 2022 um 11:15 Uhr in Saal 513 statt. Es gibt derzeit noch weitere 10 gleichgelagerte Verfahren in verschiedenen Kammern des Arbeitsgerichts Berlin, bei denen in den nächsten Tagen und Wochen die Gütetermine anstehen.” Pressemitteilung vom 06.09.2021 des Arbeitsgericht Berlin externer Link zu Aktenzeichen 20 Ca 8498/21 und 20 Ca 8500/21, siehe einen Bericht:
    • Gorillas-Rider klagen gegen befristete Arbeitsverträge – [Richter: „Es ist nicht Sinn und Zweck eines solchen Verfahrens, Gerechtigkeit für die Allgemeinheit zu schaffen. Dafür gibt es den Gesetzgeber.“]
      Am ersten Verhandlungstag sprach der Anwalt der Beschäftigten von juristisch nicht haltbaren Vertragsbedingungen. (…) Martin Bechert, der Anwalt der beiden Gorillas-Rider, die derzeit gegen das Unternehmen klagen, machte gleich zu Beginn klar, dass es sich aus seiner Sicht um eine bedeutsame Verhandlung handelt: „Es geht uns um mehr“, sagte er zum Vorsitzenden Richter Thomas Kühn. Er vertrete momentan zwölf Mandant:innen mit sehr ähnlichen Fällen, potenziell könne es mehrere Hundert Klagen geben. Denn die Befristungen in den Arbeitsverträgen von Gorillas seien juristisch nicht haltbar. Seine Mandant:innen seien an einer „prinzipiellen Lösung“ interessiert. Soll heißen: Gorillas soll alle Beschäftigten unbefristet einstellen. Der Vorsitzende Richter dämpfte die Erwartungen: „Es ist nicht Sinn und Zweck eines solchen Verfahrens, Gerechtigkeit für die Allgemeinheit zu schaffen. Dafür gibt es den Gesetzgeber.“ Jede Verhandlung vor dem Arbeitsgericht sei eine individuelle. Es gehe jeweils nur um ein bestimmtes Arbeitsverhältnis. Allerdings gab Kühn zu, es könne von einer Verhandlung durchaus eine „Signalwirkung“ ausgehen, die sich auf weitere Verfahren auswirke. (…) Für Irritationen sorgten die Arbeitsverträge der beiden klagenden Rider. Die Verträge wurden nicht handschriftlich unterschrieben, sondern kamen über das elektronische Zertifizierungsverfahren DocuSign zustande. Becherts Ansicht nach sind die Befristungen deshalb nicht rechtmäßig. Oldhafer zweifelte hingegen an, dass die beiden Rider überhaupt rechtmäßig beschäftigt waren. Auch er berief sich auf DocuSign. Das US-amerikanische Unternehmen wirbt auf seiner Website: „Mit DocuSign eSignature können Sie Verträge, Genehmigungen und andere Vereinbarungen in Minuten anstatt in Tagen abschließen.“ Rider-Anwalt Bechert gab sich verwundert: Es sei offensichtlich gängige Praxis bei Gorillas, die Vertragsunterlagen der Beschäftigten auf diese Weise zu bearbeiten. Die Rider hätten sich an die Vorgaben des Arbeitgebers gehalten, der ihnen das nun zum Vorwurf mache. (…) Da beide Seiten am Montag zu keiner Einigung fanden, wurde ein weiterer Verhandlungstermin im Februar festgesetzt. Allerdings enden die Beschäftigungsverhältnisse der beiden klagenden Rider bereits am 18. Oktober. Nach der Verhandlung sagte Anwalt Bechert dem Tagesspiegel, dass Gorillas seiner Ansicht nach nur verlieren könne. „Das ist eine ganz einfache Rechtsfrage.“ Das Unternehmen müsse dann den entgangenen Lohn für die Zeit zwischen Entlassung und Gerichtsentscheidung nachzahlen. Außerdem drohe eine Klagewelle. „Die Verträge sind bei allen Beschäftigten gleich.“ Schon am Donnerstag wird das Arbeitsgericht eine weitere Rider-Klage verhandeln…” Artikel von Christoph Kluge vom 06.09.2021 im Tagesspiegel online externer Link
  • Erste Gütetermine vor dem Arbeitsgericht Berlin der Klagen zur Entfristung bei Gorillas ab dem 06.09.21 – Unterstützung erwünscht! 
    Erste Gütetermine vor dem #Arbeitsgericht #Berlin wegen der durch die @GorillasWorkers initiierten Klagen zur #Entfristung bei #Gorillas stehen am 06.09.21 10:45 Uhr und am 09.09.21 10:00 Uhr an. Ihr seid alle herzlich eingeladen die Prozesse zu unterstützen.” Tweet von RA Martin Bechert vom 3.9.21 externer Link mit weiteren Infos (als Grafik)
  • Solidarität mit dem Streik der Kolleg*innen bei Gorillas!
    “Seit mehreren Wochen gibt es wiederholte Streiks von Beschäftigten des neuen Lieferdienstunternehmens Gorillas in Berlin, das Lebensmittel von lokalen Lagern durch „Rider“ genannte Fahrradkuriere in die Wohnungen bringen lässt. Die Streikenden fordern unter anderem bessere Arbeitsbedingungen, Schutzausrüstung und ein Ende der willkürlichen Kündigungen, die als Union-Busting-Methode gegen die Beschäftigten eingesetzt werden. Gleichzeitig kämpfen sie für die Gründung eines Betriebsrates. Das Unternehmen, das vor einem Jahr als ein Start-Up gegründet wurde, hat während der Pandemie Hunderte Millionen Euro an Investitionen bekommen und ist europaweit im Vergleich zu seinen Konkurrenten am schnellsten gewachsen. Aber auf wessen Kosten? Natürlich auf Kosten der Beschäftigten, deren Löhne an der Armutsgrenze liegen, die eine enorme Arbeitsbelastung haben und aufgrund zu schwerer Rucksäcke sogar mit Rückenverletzungen kämpfen. Eine der Forderungen der Kolleg*innen ist, dass die sechsmonatige Probezeit abgeschafft wird, sowie, dass es keine befristeten Arbeitsverträge mehr geben soll, da diese die Belegschaft für Union-Busting-Methoden angreifbar macht. Über 90 Prozent der Rider haben befristete Verträge. Die Befristungen und die willkürlichen Kündigungen führen auch dazu, dass bei manchen Beschäftigten der Aufenthaltstitel in Deutschland bedroht ist, da ein Großteil der Belegschaft aus migrantischen Arbeiter*innen besteht. (…) Die Kolleg*innen unterschiedlicher Gewerkschaften haben sich im Laufe des Kampfes in einer gemeinsamen Basisstruktur, dem „Gorillas Workers Collective (GWC)“ (dt. „Kollektiv der Arbeiter*innen bei Gorillas“) zusammengeschlossen. Das GWC funktioniert nach basisdemokratischen Prinzipien, sodass alle Entscheidungen über Forderungen und Streiks an Aktionstagen in breiten Versammlungen getroffen werden. (…) Als Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften (VKG) unterstützen wir die Forderungen der Kolleg*innen bei Gorillas und ihre Streiks. Wir denken, dass alle Gewerkschaften (ver.di, NGG und FAU), die in dem Kampf aktiv sind, zusammenarbeiten sollten. Wir denken, dass es sinnvoll ist, den Kampf bei Gorillas mit anderen Streikbewegungen in Berlin wie im Einzelhandel oder in den Berliner Krankenhäusern zu verbinden, gemeinsame Streik- und Aktionstage sowie Versammlungen demokratisch gewählter Vertreter*innen aus Belegschaften für gemeinsame Forderungen zu organisieren. (…) Am 18. September rufen wir als VKG Berlin gemeinsam mit anderen Initiativen zur Demonstration „Gemeinsam auf die Straße – Öffentlich statt Privat“, um als Arbeiter*innen unterschiedlicher Bereiche wie auch als Mieter*innen, mit gemeinsamen Forderungen auf die Straße zu gehen. Wir laden die Kolleg*innen von Gorillas und allen anderen Lieferdiensten herzlich ein, sich an der Demonstration zu beteiligen, und ihre Forderungen mit hunderten weiteren Kolleg*innen stark zu machen. Die Beschäftigten von Gorillas führen auch eine Solidaritäts- und Spendenkampagne für eine Streikkasse für die streikenden Beschäftigten…” VKG-Aufruf vom 19. August 2021 mit Spendenaufruf externer Link
  • Schwerer Unfall eines Gorillas-Fahrers / Demos am 13.8. u.a. in Berlin / Organisierung auch in Hamburg
    • Am Mittwoch, 11.8. verunglückte ein Gorillas-Fahrer an einer bekannten Raserecke in Berlin schwer
      “… Am Mittwochnachmittag ist ein Gorillas-Rider bei einem Verkehrsunfall in Charlottenburg schwer verletzt worden. Der Polizei zufolge ist der 29-jährige über eine rote Ampel an der Kreuzung Mommsen- Ecke Lewishamstraße gefahren. Dabei wurde er von einem Auto erfasst. Der Radfahrer erlitt Brüche am Bein und an einem Wirbel sowie Blutungen im Gehirn. Der Rettungsdienst brachte ihn zur stationären Versorgung in ein Klinikum. Das Fachkommissariat für Verkehrsdelikte der Polizeidirektion 2 (West) hat die Ermittlungen zum Unfallhergang übernommen. Das “Gorillas Workers Collective”, das seit Mitte Juni Proteste organisiert, bezeichnete die Gorillas-Geschäftsführung auf Twitter als “mitschuldig” an dem Unfall. Seit Wochen bereits kritisiert das Kollektiv: Die Beschäftigten stünden unter großem Leistungsdruck, die Fahrräder seien zum Teil schlecht gewartet und gefährlich. Die Geschäftsführung hat diesen Vorwürfen wiederholt widersprochen…” Aus dem Artikel “Türschlösser von Gorillas-Filialen in Berlin verklebt” von  Christoph Kluge vom 13.8.2021 beim Tagesspiegel online externer Link – siehe dazu auch den Thread von Gorillas Workers Collective externer Link
    • Demo am 13.8. in Berlin: Um 15:30 Uhr soll eine Fahrraddemo an der Kreuzberger Gorillas-Filiale in der Muskauer Straße starten. Die Route führt zur Zentrale des Restaurant-Bringdienstes Lieferando in der Cuvrystraße. Danach soll es weiter gehen zu dessen Konkurrenten Wolt in der Nähe des Ostbahnhofs. Letzte Station ist eine Gorillas-Filiale in der Friedrichshainer Gürtelstraße – siehe für weitere Städte Freitag, der 13.8.21: Gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen bei Lieferdiensten Gorillas & Lieferando und für Hamburg den nachfolgenden Artikel:
    • Gorillas sollen angreifen. Die freien Gewerkschaften FAU und IWW wollen die Rider des Lieferdienstes jetzt auch in Hamburg zum Arbeitskampf organisieren
      “… Jetzt gibt es auch in Hamburg erste Versuche, die Ar­bei­te­r*in­nen­schaft des Start-ups zu organisieren. Die freien Gewerkschaften FAU (Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union) und IWW (Industrial Workers of the World) wollen mit einer Fahrraddemo an drei Gorillas-Filialen vorbeifahren und mit Ridern ins Gespräch kommen. Ein paar Rider seien auch schon bei den Gewerkschaften organisiert, sagt ein Sprecher der FAU, der sich „Mo“ nennt. „Für einen Streik fehlt aber noch eine breitere Basis“, sagt er. Das Ziel sei, den Arbeitskampf, der in Berlin und anderen Städten stattfindet, auch nach Hamburg zu tragen. (…) Von Arbeitskampf war hier noch keine Spur, während die Berliner Kollegen ihre Filialen in Solidarität mit einem gekündigten Kollegen blockierten. „Aber die Probleme sind hier natürlich die gleichen“, sagt Mo von der FAU. Von den Ar­beit­ge­be­r*in­nen sowie von denen der Lieferdienste Lieferando und Just Eat fordern sie, die Probezeit von derzeit sechs Monaten zu verkürzen, Verträge zu entfristen, Reparaturen und Kosten für die Ausrüstung zu übernehmen und inhumane Kontrollmechanismen wie Überwachung und Mitarbeiter-Rankings per App zu stoppen. Die Demo soll um 14.30 Uhr an der FAU-Zentrale in der Fettstraße starten und über die Schanze nach Winterhude ziehen.” Artikel von Katharina Schipkowski vom 12.8.2021 in der taz online externer Link
  • Yoga statt Arbeitsrechte. Kampf um elementare Ausstattung und Sicherheit: Beschäftigte der Gorillas GmbH nehmen miese Arbeitsbedingungen nicht mehr hin 
    “… Ein hippes Startup-Feeling verspricht Gorillas auch seinen Fahrern – im Unternehmenssprech Rider genannt. Am mittlerweile arbeitsfreien Sonntag lädt der Warenhausmanager zum Grillen ein. »Im Winter haben die ein paarmal einen DJ vorbeigeschickt, der, ohne zu fragen, uns während der Schicht beschallt hat«, erinnert sich Jakob. Aber an Wasseranschlüsse in den Personalküchen hätte das Unternehmen nicht gedacht. »Wir waschen unser Geschirr auf dem Klo.« Auf die Frage, ob sie denn Duschen hätten, um sich den Schweiß der Schicht abzuwaschen, reagiert Jakob verwundert. »Manchmal gibt es einen Haartrockner.« Gorillas hätte auch überlegt, den Ridern vor Schichtbeginn einen Yogakurs anzubieten. »Ich weiß nicht, was die da oben rauchen. Aber wie kommt eine nüchterne Person auf die Idee, DJs in den Lagern auflegen zu lassen, anstatt pünktlich die Löhne auszuzahlen oder sich darum zu kümmern, dass wir ausreichend Equipment für die Arbeit haben?« Abgesperrt mit einem gelben Band stehen vor dem Warenhaus rund drei Dutzend Fahrräder. Der Friedhof, wie Jakob ihn nennt. Vor zwei Wochen hätten sie neue E-Bikes bekommen. »Zwei Drittel sind jetzt schon kaputt. Die Pedale fallen ab, und die Bremsen funktionieren nicht. Das kann saugefährlich sein auf der Straße!« Jakob beobachtet aufmerksam eine Frau, die mit dem Warenhausmanager in der Sonne Kaffee trinkt: die neue Managerin für Berlin-Süd. Als sie ihre Tasse ausgetrunken hat, fängt Jakob die Frau mit ein paar Kollegen ab, um sie zur Rede zu stellen. Sie erzählen ihr von den kaputten Fahrrädern, fehlender Schutzausrüstung wie Helme und Regenkleidung und Fehler in der Lohnabrechnung. »Warum«, fragt ein Kollege die Managerin, »braucht eine Firma, die in zehn Minuten liefert, Monate, um Löhne zu zahlen?« Zögernd und sichtlich verlegen antwortet sie: »Habt ihr probiert, den Rider-Support zu kontaktieren?« Die drei gucken sich kurz an und brechen in Lachen aus. Der Rider-Support ist irgendwas zwischen Kundenservice und Personalabteilung. Aber ohne ein Büro, dass die Rider bei Problemen aufsuchen können. Eine Telefonnummer gibt es auch nicht und E-Mails werden über Monate nicht beantwortet. »Nach den letzten Streiks reagiert der Rider-Support zwar etwas schneller«, antwortet Jakob der Managerin, »aber das einzige, was sie machen, ist das Service-Ticket als abgeschlossen zu markieren. Ohne jedoch auf unsere Fragen zu antworten.« Auf seine Frage, wie viele Personen eigentlich beim Rider-Support arbeiten, weiß die Managerin keine Antwort. Aber sie versichert, dass sie gerade Verstärkung im Team suchen würden. (…) Der geplante Beginn seiner [CEO Kagan Sümer] Fahrradtour fiel jedoch ins Wasser. Am Morgen des 30. Juni schüttete es in Berlin wie aus Kübeln. Während CEO Sümer bei diesem Wetter wohl lieber zu Hause blieb, mussten die Rider weiterfahren. »Oft steigen bei schlechtem Wetter sogar die Bestellungen«, so Jakob. Auf rutschigen Straßen, des öfteren mit dem Handy in der Hand, weil die Halterungen defekt sind, und ohne Schutz vor dem kalten Nass. In den meisten Warenhäusern gibt es nicht genug Regenkleidung für alle Rider, sie ist kaputt oder von schlechter Qualität. Ohne Dienstkleidung und Duschen sind die Beschäftigten oft gezwungen völlig durchnässt stundenlang durch die Kälte zu fahren, bis sie zu Hause wieder in warme und trockene Kleidung kommen…” Artikel von Simon Zamora Martin in der jungen Welt vom 07.08.2021 externer Link
  • Schwere Hygienemängel in Berliner Gorillas-Lager? Bezirksamt Pankow bestätigt Corona-Fälle 
    “… In einem Post vom 2. August 2021 berichtet ein anonymer Beschäftigter über gravierende Hygienemängel im Gorillas Lager in der Schönhauser Allee 143, Berlin-Prenzlauer Berg (…). Die Rede ist von nicht funktionierenden Toiletten, stinkenden Abflüssen und von Ware, die bei bis zu 33 C ungekühlt verdirbt und in großen Mengen entsorgt werden muss. Die Müllmengen sollen laut Twitter-Post Ratten anziehen. Der oder die Verfasserin berichtet weiter von mehreren positiv getesteten Fahrer*innen und davon, dass es im Lager kein fließend Wasser und keine verbindlichen Vorgaben zum Maskentragen zwecks Infektionsschutz gibt. Der Twitter-Beitrag wurde der Aktion gegen Arbeitsunrecht am 3. August 2021 bekannt. Wir setzten uns unmittelbar mit dem zuständigen Gesundheitsamt in Pankow in Verbindung und leiteten den Text weiter. Am gleichen Tag informierten wir auch das Bezirksrathaus. Unsere Ansprechpartner im Gesundheitsamt meldeten sich umgehend zurück und wurden aktiv. (…) Es geht um mögliche Verstöße gegen die Arbeitsstättenverordnung und den Arbeitsschutz. Ferner stellen sich drängende Fragen zur Lebensmittelsicherheit und Vermeidung von Rattenplagen (…) Bezüglich Corona-Infektionen und anderer Erkrankungen kommt vermutlich auch zum Tragen, dass viele Rider mit Gesundheitsbeschwerden während der Probezeit und der anschließenden Befristung auf Krankmeldungen verzichten. Sie wollen ihren Job nicht verlieren. Sollten sich die beschriebenen Zustände tatsächlich so drastisch darstellen, wie auf Twitter berichtet, gehen vom Gorillas-Lager Gesundheitsgefahren für die Rider, Kunden und Anwohner*innen aus. (…) Erst am 31.07.2021 war im Tagesspiegel zu lesen, dass der Berliner Senat ein Bußgeldverfahren gegen Gorillas eingeleitet hat. Bei Kontrollen waren Verstöße gegen das Arbeitsschutzgesetz an 13 Standorten festgestellt worden…” Beitrag der Redaktion von ‘arbeitsunrecht in deutschland’ vom 4. August 2021 externer Link
  • Delivery Riders Battle Exploitation in Berlin
    Video von BreakThrough News vom 04.08.2021 bei youtube externer Link
  • Verstöße gegen Arbeitsschutz: Berliner Senat leitet Bußgeldverfahren gegen Lieferdienst Gorillas ein
    Die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales hat ein Bußgeldverfahren gegen das Start-up Gorillas eingeleitet. Dabei soll es um Verstöße gegen das Arbeitsschutzgesetz gehen, wie eine Sprecherin von Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke) der “Berliner Morgenpost” sagte. Um welche Verstöße es sich genau handelt, wollte die Verwaltung aus Datenschutzgründen nicht sagen. Die Probleme sollen aber bei Kontrollen in mindestens 13 unterschiedlichen Gorillas-Stützpunkten in der Stadt aufgefallen sein. „Offenbar spielt der Arbeitsschutz bei den Gorillas und anderen Lieferdiensten nur eine untergeordnete Rolle. Das nehmen wir nicht hin”, sagte Senatorin Breitenbach der “Berliner Morgenpost”. (…) Selbst Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte die Protestierenden kürzlich besucht – und dem Senat empfohlen, die Arbeitsbedingungen genau unter die Lupe zu nehmen. Dies scheint mittlerweile geschehen. Zur Höhe möglicher Bußgelder machte die Senatsverwaltung keine Angaben. Grundsätzlich sind bei Verstößen aber Strafen von bis zu 15.000 Euro pro Fall und Arbeitgeber möglich…” Artikel von Julius Betschka vom 31.7.2021 beim Tagesspiegel online externer Link
  • Reproduktion und Kapitalismus: Was wäre Gorillas ohne CEO? Wie sich die Kämpfe der Plattform-Beschäftigten mit einer Perspektive der Vergesellschaftung von Reproduktionsarbeit verbinden lassen
    “… In diesem Beitrag werden wir anhand des Beispiels Gorillas aufzeigen, welche Konsequenzen es hat, wenn Plattformen solche Dienste marktförmig organisieren. Denn unter kapitalistischen Bedingungen der Profitmaximierung gehen diese Plattformen einher mit der Prekarisierung der Arbeiter:innen und der Fortsetzung patriarchaler und rassistischer Strukturen. Gegen diese Praktiken regt sich nun Widerstand: Die Arbeiter:innen von Gorillas wehren sich derzeit mit Streiks und Kampagnen. Wir diskutieren, wie sich ihre Kämpfe mit einer sozialistischen Perspektive nach Vergesellschaftung von Produktions- und Reproduktionsarbeit verbinden lassen. Gorillas löst das Problem der Reproduktion nicht, sondern vertieft nur die Prekarität: Im „Manifest“ des Unternehmens Gorillas externer Link behauptet der CEO des Lieferdienst-Startups, Kağan Sümer: „Gorillas existiert, um dir sofortigen Zugang zu deinen Bedürfnissen zu ermöglichen. Wir sind keine Geschäftsleute, die einen Lieferservice aufbauen – wir sind Lieferleute, die ein Geschäft aufbauen.“ Er verspricht also ein Geschäftsmodell, das es sich zum Ziel setzt, die Reproduktionsarbeit jedes:jeder Einzelnen zu erleichtern. Das ist schon deshalb falsch, weil es sich nicht alle leisten können, sich auf diese Weise ihren Supermarkt-Einkauf liefern zu lassen. Dazu kommt, dass die Dienstleistungen des Unternehmens auf die Kosten der Arbeiter:innen gehen, die den Einkauf dann liefern. Sie sind schlecht bezahlt und unter prekären Bedingungen beschäftigt; die Rider berichten zu allem Überfluss regelmäßig von überfälligen Lohnzahlungen. Entgegen des Versprechens von Sümer dient diese marktförmige Auslagerung der Reproduktionsarbeit nicht der Befriedigung von Bedürfnissen, sondern lediglich den Profitinteressen der Eigentümer:innen des Unternehmens. Das Unternehmen Gorillas hat auf Grundlage dieser extrem prekären Arbeitsbedingungen Millionen-Umsatz gemacht. (…) Auffällig ist, wie sehr sich das Unternehmen bemüht, diese prekären Verhältnisse der Arbeiter:innen für die Kund:innen unsichtbar zu machen. Geworben wird mit Versprechen der Nachhaltigkeit, des Teamgeistes und der Diversität innerhalb der „Fahrradfahrer-Crew“. Auf der unternehmenseigenen Homepage externer Link sind demnach Sprüche zu finden wie: „Wir sind Fahrradfahrer mit Leib und Seele – die Liebe zum Fahrrad ist ein (sic) Bedingung in unserem gesamten Unternehmen“. Den Kund:innen, so scheint es, soll damit das schlechte Gewissen genommen werden, wenn sie die Angebote des Unternehmens in Anspruch nehmen. Kein Wunder, erinnern die Arbeitsbedingungen der Fahrer:innen denen der Tagelöhner:innen im 19. Jahrhundert. Es ist den meisten Menschen unangenehm, Dienstbot:innen zu haben. Deshalb soll die Lieferung ökologisch nachhaltig mit dem Fahrrad stattfinden, die Fahrer:innen sollen hip sein und den Anschein erwecken, sie würden den Job eigentlich vor allem deshalb machen, weil sie so gerne Fahrrad fahren. (…) Auf der Homepage von Gorillas, das sich bisher weigert, die Forderungen des Streiks zu erfüllen, werden den Arbeiter:innen Versprechungen gemacht, Teil eines tollen Teams sein zu können: „Du liebst es Fahrrad zu fahren? Dann werde noch heute Teil der Gemeinschaft und partizipiere an unserem Erfolg!“ Tatsächlich arbeiten sie, solange das Unternehmen nicht unter ihrer eigenen Kontrolle ist, nur für den Profit von CEO und Investor:innen. Doch was, wenn es keinen CEO und keine Investor:innen mehr geben, sondern Gorillas der Allgemeinheit unter Kontrolle der Arbeiter:innen gehören würde? Es gibt ein Beispiel eines Arbeitskampfes während der Coronakrise, das Gorillas ähnlich ist und einen Weg zeigen kann: In Saragossa (Spanischer Staat) streikten die Arbeiter:innen des Lieferdienstes Telepizza externer Link zunächst für Arbeitssicherheit während der Pandemie. Kolleg:innen, die sich weigerten ohne angemessenen Gesundheitsschutz zu arbeiten, hatten zuvor Abmahnungen erhalten. Im Zuge ihres Streiks griffen die Telepizza-Beschäftigten Forderungen von Eltern auf, deren Kinder im Rahmen öffentlicher Schulspeisungen nur mit Junk Food ernährt wurden. Anschließend an eine Kampagne für die gesunde Ernährung von 11.500 Kindern forderten die Telepizza-Arbeiter:innen, die Produktion von Telepizza unter ihrer Kontrolle auf gesunde Ernährung für Schulkinder umzustellen. (…) Das Beispiel von Telepizza Saragossa zeigt, dass es möglich ist, die Tagesforderungen eines Streiks gegen schlechte Arbeitsbedingungen mit den allgemeinen Bedürfnissen der Bevölkerung zu verbinden. Damit gewinnt der Streik nicht nur Verbündete und Autorität, er zeigt auch einen über den einzelnen Arbeitskampf hinaus weisenden Weg für die Arbeiter:innenklasse und die arme Bevölkerung insgesamt. Die Arbeitskämpfe von Telepizza und Gorillas machen deutlich: Die Kontrolle und das Eigentum an den Produktionsmitteln darf nicht in privater Hand von CEOs und Investor:innen sein, sondern muss vergesellschaftet werden unter Kontrolle der Arbeiter:innen, um der Allgemeinheit zu dienen…” Artikel von Oskar Fischer und Anna Huber vom 31. Jul 2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link im Magazin #5: Kampf den Plattformen! externer Link
  • Bundessozialminister Heil bei den Gorillas Workers – nur ein Wahlkampftermin?
    • Beschäftigte des Lebensmittellieferdienstes Gorillas diskutieren mit Bundessozialminister Heil
      “… Während des Gesprächs stellte sich heraus, dass Heil sich zuvor bereits mit der Unternehmerseite getroffen hatte, die ihm selbstredend ein anderes Bild der Arbeitsbedingungen ihrer Angestellten vermittelt hatte. So habe man ihm dort beispielsweise gesagt, ein Rider liefere mit seinem Fahrrad nie mehr als zehn Kilo Ware aus. Die Antwort der Betreffenden ist bitteres Gelächter. »Wir tragen oft bis zu 20 Kilo auf dem Rücken«, sagt einer. Dass Heil sich überhaupt zuerst und klammheimlich mit der Unternehmensführung getroffen hat, findet Zeynep Karlıdağ, eine der Sprecher*innen des Gorillas Workers Collective (GWC): »Wir wollten ihn bei unserem Treffen eigentlich auffordern, im Lichte des medialen Interesses zur Unternehmensführung zu gehen«, erläutert die 23-Jährige. Mit dem Gorillas Workers Collective wurde innerhalb der Belegschaft ein Zusammenschluss gebildet, der die seit Februar dieses Jahres in unregelmäßigen, immer kürzer werdenden Abständen durchgeführten Streiks zu organisieren versucht. Bisher ohne, dass eine Gewerkschaft dazu aufgerufen hat oder Tarifverhandlungen laufen. Darüber entbrannte zwischen den Gorillas-Ridern und Heil dann auch eine Diskussion. Denn nach deutscher Rechtsprechung sind solche wilden Streiks illegal. Nichtsdestotrotz betonte Heil am Dienstag, »Streiks sind in Deutschland ein Menschenrecht«. Und schränkte sofort ein: »Es muss aber eine Gewerkschaft dazu aufrufen.« Er ermunterte die Rider, von denen bisher nur wenige gewerkschaftlich organisiert sind, dies zu tun. »Wenn 50 Prozent von euch in der Gewerkschaft sind, dann steigen die mit ein«, so Heil. Zuerst wollen die Gorillas-Beschäftigten aber einen Betriebsrat wählen, für dessen Gründung sie nach eigener Aussage derzeit Geld sammeln…” Artikel von Martin Höfig vom 20.07.2021 im ND online externer Link
    • Arbeitsbedingungen bei Lieferdiensten: Es geht nicht nur um Gorillas
      “… Dass sich Hubertus Heil heute mit Fahrerinnen und Fahrern von Gorillas in Berlin getroffen hat, um ihnen zuzuhören, ist trotzdem richtig. Der Bundesarbeitsminister zeigte sich dort zwar zurückhaltend, sagte Sätze wie “Ich kann mich als Arbeitsminister nicht unmittelbar in Arbeitskämpfe einschalten, aber ich kann mich informieren”. Doch bei diesem Termin ging es um viel mehr als um Gorillas und deren Mitarbeiter. Das Start-up steht symbolisch für eine Branche, die schnell wächst. Die Regeln, die bei Gorillas gelten, werden auch Wettbewerber beeinflussen. (…) Ob jede einzelne der Forderungen der Fahrer gerechtfertigt ist und ob der Arbeitsminister daran etwas ändern kann, ist zweitrangig. Wichtig ist, dass Hubertus Heil jetzt einer Arbeiterschaft zuhört, die zu Tausenden unter teils prekären Bedingungen arbeitet. Bei seinem Termin forderte Heil erneut, Befristungen ohne Grund zu beenden, und riet den Fahrerinnen und Fahrern, sich für ihre Proteste mit den etablierten Gewerkschaften zusammenzutun. Neben Gorillas betreffen diese Aussagen auch die deutschen Konkurrenten Flink, Grovy und Foodpanda sowie das türkische Vorbild Getir, das in diesen Wochen auf den deutschen Markt drängt. Ähnlich wie bei den E-Scootern oder den Restaurant-Lieferdiensten läuft hier ein brutaler Wettbewerb, in dem bislang kaum Gewinne erwirtschaftet werden, der aber Milliarden Euro kostet. Werden die Fahrerinnen und Fahrer jetzt nicht geschützt und bekommen sie nicht die Aufmerksamkeit einflussreicher Politiker, könnten sich unzumutbare Arbeitsbedingungen in dem Markt etablieren…” Kommentar von Hannah Scherkamp vom 20. Juli 2021 in der Zeit online externer Link
    • Die Solidarität ist zu gering
      Dass sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) dazu herabließ, mit den streikenden Ausliefer*innen für Supermarktwaren des Start-ups Gorillas in Berlin-Kreuzberg zu reden, war vermutlich weniger sein eigenes Verdienst. Vielmehr war es wohl dem Einsatz der lokalen SPD-Bundestagsabgeordneten Cansel Kiziltepe geschuldet, die schon länger die miserablen Arbeitsbedingungen der Ausliefer*innen kritisiert. Alleine wird Heil sicher nicht auf die Idee gekommen sein. Schließlich sind die Riders, die per Fahrrad bei Wind und Wetter für knapp über dem Mindestlohn die Molle und die Schrippe an die Kund*innen ausfahren, alles andere als das ideale Wahlvolk, das es derzeit zu umgarnen gilt. Sie sind fast alle Migrant*innen, viele von ihnen kommen von außerhalb Europas. Sie werden im September an der Wahlurne also kein Kreuz machen können – ganz im Gegensatz zu ihrer Kundschaft. Diese stammt im Grunde aus dem Milieu, das alle Parteien links der Union für sich gewinnen wollen. Dieses Milieu, das gerne mit den Werten Nachhaltigkeit und soziales Gewissen identifiziert wird, hat das ausbeuterische Geschäftsmodell von Gorillas jedoch erst möglich gemacht…” Kommentar von Simon Poelchau vom 20.07.2021 im ND online externer Link
  • [17.7.] Rollender Arbeitskampf. Gorillas-Lieferdienstfahrer bestreiken in Berlin erneut Lagerhäuser des Online-Supermarkts 
    Vor dem Lager des Lieferdienstes Gorillas am Platz der Luftbrücke stehen am Samstag gegen 12 Uhr zehn Fahrer des Unternehmens Gorillas im Kreis. Als einer von ihnen fragt, ob sie in den Streik treten wollen, gehen alle Hände nach oben. In Berlin-Tempelhof wird die Arbeit niedergelegt. »Das Management hat unsere Forderungen nicht erfüllt«, teilt ein Fahrer den etwa 30 anwesenden Unterstützern per Megafon mit. Die Rider, wie die Fahrer branchentypisch genannt werden, entscheiden, zu den anderen Lagerhäusern des Lieferdienstes zu fahren, um auch dort zum Streik aufzurufen. »Wir greifen die Idee von Sümer auf unsere Art auf«, freut sich Zeynep Karlıdağ, eine Sprecherin des »Gorillas Workers Collective«. (…) Doch auch am Samstag wird von fünf Ridern berichtet, die immer noch nicht ihren vollen Lohn erhalten hätten. »Außerdem fordern wir mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen«, sagt Karlıdağ. Zu Letzterem gehört beispielsweise eine Gepäckhalterung an den Rädern, damit die Rider die Waren nicht mehr auf dem Rücken transportieren müssen. Weil das Unternehmen bisher keine Forderung umgesetzt habe, soll der Streik mit einer Fahrraddemo auf das nächste Lagerhaus in der Kreuzberger Urbanstraße unweit des Hermannplatzes ausgedehnt werden. Doch ohne vorherige Demonstrationsanmeldung braucht es fast zwei Stunden, bis die Polizei Einsatzwagen organisiert hat, um die Strecke für den Tross zu sichern. Zu Verzögerungen kommt es auch, weil den Ridern untersagt werden soll, ihre Diensträder für die Demonstration zu nutzen. Der Kompromiss: Wer den Schlüssel für das Rad bereits hat, darf fahren. Alle anderen müssen auf anderen Wegen zum Lager in Neukölln kommen. Die Raddemo ist klein, doch immer mal wieder macht sie mit Sprechchören auf sich aufmerksam. (…) Als die kleine Raddemo in der Urbanstraße ankommt, hat Gorillas das dortige Lager bereits vorsorglich geschlossen. Zeynep Karlıdağ ruft die Angestellten am Standort dazu auf, sich dem Streik anzuschließen. Ein leitender Mitarbeiter von Gorillas soll den Beschäftigten vor Ort indes untersagt haben, sich zu beteiligen. Doch klar ist auch, die Gorillas-Angestellten riskieren mit den Streiks mehr als andere Arbeitnehmer. Ein Betriebsrat befindet sich noch in der Gründung. Gegenüber Gewerkschaften – die unter anderem Streikgeld zahlen könnten – gibt es in der basisdemokratisch organisierten Fahrerschaft Vorbehalte. (…) Die Rider am vergangenen Samstag steuern nach der Urbanstraße noch ein Lagerhaus in Kreuzberg sowie eins in Friedrichshain an. Die Unternehmensleitung schließt den einen Standort vorsorglich, den anderen im Laufe des Abends. Die dort beschäftigten Fahrer sollen zu einem nicht bestreikten Lagerhaus umgelenkt werden. Nicht jeder Rider schließt sich dem Streik an, das hat der Samstag auch gezeigt.” Artikel von Yannic Walther vom 18.07.2021 im ND online externer Link, siehe dazu den Tweet des Gorillas Workers Collective externer Link: “Workers voted to stop working, so no more orders being completed at the warehouse, but city rider ops and store manager are trying to persuade riders to start again #gorillas #b1707
  • AG Taxi unterstützt die Forderungen der Gorillas Rider
    In Lieferdiensten und Taxigewerbe sind die Beschäftigten ähnlich schlimmen Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Wir erklären uns deshalb solidarisch mit den Forderungen der Streikenden und Aktiven: Liebe Kolleginnen und Kollegen, alle Arbeiterinnen und Arbeiter in Plattform-Gewerben sind heute von schlimmen, ungerechten Arbeitsbedingungen betroffen. So wie Gorillas und andere Lieferdienste Euch zu entrechten versuchen, so werden Taxifahreinnen und -fahrer seit Jahrzehnten behandelt. Tricksereien bei der Arbeitszeiterfassung, Zwang eigene Geräte für die Arbeit zu verwenden, willkürliche Entscheidungen der Chefetage und Verhinderung von Betriebsräten erleben wir täglich. Deshalb sind wir begeistert, dass Ihr Eure Forderungen offensiv vertretet. Wir rufen alle Kolleginnen und Kollegen auf, Euch zu unterstützen und es Euch gleich zu tun. Wir bringen Eure Forderungen an unsere Kolleginnen am Steuer von Taxis und Mietwagen nahe, denn langfristige Erfolge werden das Ergebnis von Druck aus allen Richtungen auf die Unternehmen und Ihre Verbände sein. Wir wünschen Euch Erfog im Arbeitskampf und jederzeit unfallfreie Fahrt !Solierklärung vom 16. Juli 2021 von und bei AG Taxi externer Link
  • [#Alwaysbestriking Fahrrad-Tour] Samstag 17. Juli ab 11.30 Uhr: Gemeinsamer Radprotest mit den GorillasWorkers durch Berlin! 
    Für Samstag ruft das GWC Beschäftigte und Unterstützer:innen zu einer Radtour auf. Die Rundfahrt soll gegen Mittag am Kaiserkorso in Tempelhof starten und zu mehreren Lagerhäusern des Unternehmens führen. Dem Kollektiv zufolge sollen alle Teilnehmenden spontan und gemeinsam die Route festlegen. Es werde ” keine von oben kommenden Entscheidungen” geben. Siehe den Aufruf zur solidarischen Protestradtour auf Twitter externer Link von “Eigenbedarf kennt keine Kündigung!” und auch beim Gorillas Workers Collective externer Link sowie auf dt. gespiegelt bei Klasse gegen Klasse externer Link: “Die Zeit vergeht, und die 19 Forderungen, die die Versammlung der Gorillas-Arbeiter:innen am 28. Juni 2021 während des Protestes am Gorillas-Hauptquartier demokratisch beschlossen hat, sind noch nicht erfüllt worden. Es gibt nicht einmal Anzeichen darauf, dass das Management plant, sie bis zu der von den Arbeitern gesetzten Frist am 14. Juli 2021 zu erfüllen. Dieser Mangel an Sorgfalt, Rücksichtnahme und Aufmerksamkeit seitens des Managements entmutigt uns zutiefst, da er unseren Verdacht bestätigt, dass wir als wichtige Gorillas-Arbeiter weder gehört noch ernst genommen werden (aber was kann man von einem Multi-Millionen-Euro-Unternehmen auch anderes erwarten?). Aus diesem Grund ruft das Gorillas Workers Collective alle Arbeiter:innen auf, sich der #AlwaysBeStriking Fahrradtour am 17. Juli 2021 anzuschließen. Die Tour startet um 11.30 Uhr am BKIEZ-Lager (Kaiserkorso 154, 12101 Berlin)…”
  • Streiks bei Berliner Lieferdienst: Arbeitsminister Heil schaltet sich in Gorillas-Streit ein
    Die Proteste beim Express-Lieferdienst Gorillas beschäftigen auch die Bundesebene: Der Arbeitsminister will sich mit Radkurieren und Unternehmensspitze treffen. (…) Gorillas-Chef verschickt seltsame Rundmail. Kağan Sümer selbst löste erst Anfang dieser Woche wieder Verwunderung aus mit einer E-Mail an einen Teil der Belegschaft. Darin rief er dazu auf, negative Presseberichte zu ignorieren. Außerdem appellierte er an das Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Mail enthält eine Reihe äußerst kryptischer Passagen. “Es gibt zwei Elemente von Charisma. Das eine ist der Geist, das andere die Flamme”, schreibt Sümer zum Beispiel. Das “Team” solle “Geist und Flamme” sein, um die Herausforderungen der kommenden Monate zu meistern. Das geleakte Rundschreiben war am Sonntag intern im Unternehmen versendet worden, danach aber über verschiedene Social-Media-Kanäle an die Öffentlichkeit gelangt. Der Gorillas-Sprecher wollte es gegenüber dem Tagesspiegel nicht kommentieren…” Artikel von Christoph Kluge vom 14.07.2021 im Tagesspiegel online externer Link
  • Miese Arbeitsbedingungen bei Berliner Gorillas: Sind Flink und Getir die Guten?
    In Berlin konkurrieren immer mehr Online-Supermärkte um die potenzielle Kundschaft und darum, die Top-App zu besitzen. Es ist ein Wettbewerb um Sympathiewerte. (…) Bei den etablierten Gewerkschaften ist man dazu überraschend kenntnisfrei. Tatsächlich waren Verdi und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten zunächst über Monate damit beschäftigt, die Verantwortlichkeit für die fahrenden Einzelhändler untereinander zu klären. Seit drei Wochen ist das entschieden und Verdi demnach zuständig. Doch ist das Interesse an der weit zerstreuten Branche mit wohl geringer Aussicht auf zahlende Mitglieder dort offenbar nicht sonderlich groß. (…) Das türkische Unternehmen Getir (zu Deutsch: bring) versucht indes, den Konflikt bei Gorillas offensive für die eigene Positionierung zu nutzen. Das seit sechs Jahren bestehende Unternehmen ging in Berlin genau eine Woche nach den ersten Gorillas-Streiks an den Start. „Wir behandeln unsere Kuriere anders als andere Unternehmen. Und ich glaube, dass das einen Unterschied machen wird“, sagte Firmenchef und Gründer Nazim Salur kürzlich in der FAZ. Wie auf Nachfrage zu erfahren war, sind die Getir-Kuriere mit entsprechend ausgestatteten E-Bikes oder E-Mopeds unterwegs. Keiner der Kuriere müsse einen Rücksack tragen. Zudem seien die Arbeitsverträge unbefristet, der Stundenlohn von 10,50 Euro wird ausdrücklich als Einstiegslohn bezeichnet. Aber auch Radke kündigt an, dass Flink von der Vertragspraxis abrücken werde. „Der Wettbewerb um Fahrer ist hart. Da kann sich keiner leisten, nur befristete Verträge anzubieten.“ Markus Grabka glaubt jedoch nicht, dass unbefristete Verträge genügen werden. „Die Leute werden mehr Geld verlangen, und sie werden es können“, sagt Grabka, der am sozioökonomischen Panel des in Berlin speziell auf dem Gebiet der Einkommensverteilung forscht. Den Grund dafür sieht der Soziologe in der Entwicklung des Niedriglohnsektors in Deutschland, in dem ein Beschäftigter weniger als zwei Drittel des mittleren Lohns aller bekommt, aktuell höchstens 11,05 Euro die Stunde. Dieser Bereich schrumpfe seit etwa vier Jahren stetig, so der Wirtschaftsforscher, und werde mutmaßlich weiter schrumpfen. Denn Arbeitskräfte würden wegen des demographischen Wandels überall knapp und daher immer kostbarer. Zugleich erkennt Grabka unter Beschäftigten ein neues Selbstbewusstsein. „Auf Dauer werden sich die Unternehmen was einfallen lassen müssen, um Leute zu bekommen. Einfach nur einen Job anzubieten, reicht nicht mehr“, sagt Grabka. Ein Trend, der sich in der Gastronomie bereits bestätigt…Artikel von Jochen Knoblach vom 14.7.2021 in der Berliner Zeitung online externer Link
  • Der Gorillas-Streik belebt die längst überfällige Debatte über die Legalität von „wilden Streiks“
    Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat in seltener Klarheit bereits mehrfach klargestellt, dass das deutsche Streikrecht unvereinbar ist mit internationalen Recht: „Im Streitfall bedarf es keiner Erörterung der Frage, ob diese Beschränkung mit den Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland aus völkerrechtlichen Verträgen, etwa aus Teil II Art. 6 Nr. 4 der Europäischen Sozialcharta zu vereinbaren ist“. Bisher gab es noch keinen Streitfall bezüglich verbandsfreier Streiks, deren rechtliche Bewertung in Deutschland nach Aussage des BAG einer Anpassung an internationales Recht bedürfen. Deutschland ist sogar diesbezüglich schon vom für die Überwachung der Europäischen Sozialcharta zuständigen Ministerkomitee des Europarates abgemahnt worden, seinen Rechtszustand zu ändern, da »alle Streiks, die nicht auf den Abschluss eines Tarifvertrages gerichtet sind und nicht von einer Gewerkschaft ausgerufen und übernommen sind, in Deutschland verboten sind«…” Beitrag vom 11. Juli 2021 bei Berliner Aktion gegen Arbeitgeberunrecht externer Link
  • Rassistisches “Hire and Fire” bei Gorillas
    Mitten im Arbeitskampf entlässt der Lieferdienst Gorillas migrantische Arbeiter:innen aus fadenscheinigen Gründen. Das Management stützt sich dabei auf ein rassistisches Arbeitsvisa-Recht. (…) Die Arbeitserlaubnis vieler der Arbeiter:innen von Gorillas ist an sogenannte “Working Holiday Visas” gekoppelt, die von drei bis zu sechs Monaten befristet sind – mit Urlaub hat das aber nichts zu tun, es geht um Arbeit. Die Anzahl der Monate unterscheidet sich dabei je nach Herkunftsland. (…) Das Unternehmen Gorillas macht sich diese Beschränkungen zu Nutze. Denn die Frist der Visa überschneiden sich mit der von dem Unternehmen festgelegten Probezeit von sechs Monaten. Einige der Arbeiter:innen werden über die Frist des Visas hinaus beschäftigt, womit das Unternehmen de facto gegen das Aufenthaltsrecht verstößt. Das Unternehmen tut dabei so, als würde es nicht mitbekommen, dass die Frist verstreicht. So werden aktuelle Fälle von Entlassungen, von denen Arbeiter:innen KgK berichten, auf scheinheilige Weise mit der überschrittenen Visa-Frist begründet. Damit zeigt das Gorilla-Management, was es von seinen Arbeiter:innen hält. Man will sie von einem auf den anderen Tag kündigen können: “Hire and Fire” dank rassistischer Visa-Beschränkungen. (…) Besonders pikant: Das Gorillas-Management ordnet die Entlassungen inmitten eines laufenden Arbeitskampfes an. Die streikenden Arbeiter:innen fordern unter anderem unbefristete Verträge für alle und eine Verkürzung der Probezeit. Im Streik wird auch die rassistische Gesetzgebung kritisiert, die dem Management zusätzliche Waffen in die Hände gibt. Es ist dringend notwendig, dass die Gewerkschaften ver.di und NGG den Streik legalisieren und unterstützen. Dafür darf es nicht zur Voraussetzung gemacht werden, dass Beschäftigte bereits gewerkschaftlich organisiert sind…” Artikel von Oskar Fischer und Anna Huber vom 9.7.2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link
  • Kündigungen bei Gorillas lösen neue Proteste aus
    Das Start-up hat offenbar mehrere Rider aus Nicht-EU-Ländern entlassen. Sie hatten befristete Arbeitsgenehmigungen. (…) Unterdessen hat Gorillas in einer internen Rundmail an die Beschäftigten angekündigt, das Deutschlandgeschäft auf zwei Betriebe zu verteilen. Ein Unternehmensteil soll demnach ab sofort ausschließlich für Logistikaufgaben zuständig sein, ein anderer für Finanzen und Verwaltung. Einige User:innen spekulierten daraufhin in den sozialen Netzwerken, ob die Geschäftsführung damit dem Betriebsrat Steine in den Weg legen wolle. Der Unternehmenssprecher teilt dem Tagesspiegel dazu mit: “Mit dieser Maßnahme grenzen wir die verschiedenen Aufgabenbereiche innerhalb des Unternehmens besser voneinander ab und schaffen so klare Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten.” Für die Beschäftigten habe die Veränderung aber keinerlei Auswirkungen. “Auch die Gründung eines Betriebsrats durch unsere Rider wird durch diese Maßnahme weder verhindert noch verzögert”, betont der Sprecher. (…) Allerdings sind auch nicht alle Gorillas-Rider fest beim Unternehmen angestellt. Einen Teil der Belegschaft bucht es über die Berliner Leiharbeitsagentur Zenjob, die Studierende vermittelt. Um wie viele Beschäftigte es sich dabei handelt, wollten weder Gorillas noch Zenjob dem Tagesspiegel verraten. Die Leiharbeitskräfte würden “vor allem in der Anfangsphase” in einer neuen Stadt genutzt und um “Nachfragespitzen, wie zum Beispiel während Fußballspielen” abzudecken. Mehrere Beschäftigte sagten hingegen dieser Zeitung, dass Zenjob-Kräfte in Berlin im regulären Betrieb zum Einsatz kämen.” Artikel von Christoph Kluge vom 9.7.2021 beim Tagesspiegel online externer Link
  • Lügen und Prekarisierung: Das Geschäftsmodell von Gorillas in München und der BRD
    In Solidarität mit den wilden Streiks bei Gorillas in Berlin besuchten wir ihre Rider-Kolleg:innen in München. Die angeklagten Probleme in Berlin, die im klaren Kontrast zum heuchlerischen Wahnsinn der Geschäftsleitung stehen, lassen sich auch vor Ort spüren. (…) Zum anderen berichteten uns Beschäftigten in München von einem angesehenen Rider, der sich gegen die prekäre Lage seiner Kolleg:innen und von ihm selbst aussprach und daraufhin gefeuert wurde. In der Öffentlichkeit behauptet die Geschäftsleitung, dass alle Beschäftigten eine feste Anstellung hätten. Das ist eine Lüge: um die Belegschaft zusätzlich zu spalten, bedient sie sich, entgegen all ihrer Floskeln, an Jobvermittlern wie Zenjobs. Die Probleme sind also in beiden – und mit großer Wahrscheinlichkeit in allen Städten gleich…” Artikel von Liam Figueroa vom 9.7.2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link
  • Gorillas Workers‘ Collective widerspricht der Unternehmenspropaganda und protestiert weiter – Gorillas verkündet organisatorische Zweiteilung des Betriebs
    • Gorillas Workers‘ Collective: Öffentliche Antwort auf die Pressemitteilung von Gorillas
      Wir, die Arbeiter:innen von Gorillas, halten die Pressemitteilung der Firma mit dem Titel “Leichtere Rucksäcke und mehr – Gorillas setzt erste Maßnahmen für FahrerInnen um”, veröffentlicht am 07.07.2021, für eine weitere Beleidigung, nicht nur gegenüber der Öffentlichkeit, sondern auch gegenüber den Arbeiter:innen. Diejenigen, die es unkritisch und ohne die Arbeiter:innen, vor allem diejenigen, die schon länger im Unternehmen sind, nach ihrer Meinung zu fragen, haben sich nur an dem grotesken Schauspiel beteiligt, das dieses Unternehmen zu inszenieren versucht. Ihre Haltung war bisher, bestehende Probleme oder verpfuschte Lösungen als echte Verbesserungen darzustellen. Wir wollen dies an einigen Punkten verdeutlichen. Das Unternehmen behauptet, den bewussten Schritt weg von der “Gig-Economy” gemacht zu haben und einen Arbeitsvertrag anzubieten, im Gegensatz zum Freelancer-Status, den „andere Unternehmen“ anbieten. Das ist im besten Falle irreführend! Diese „anderen Unternehmen“, auf die sich Gorillas bezieht, befinden sich außerhalb von Deutschland, wo die Arbeitsbestimmungen noch nicht auf dem Niveau sind, das die Arbeiter:innen hier erkämpft haben! (…) Das Unternehmen behauptet, Elektrofahrräder und die komplette Ausrüstung kostenlos zur Verfügung zu stellen. Nach Gesetz muss der Arbeitgeber seinen Arbeiter:innen alle Ausrüstungen zur Verfügung stellen, die für die Ausübung ihrer Pflichten benötigt werden. Gorillas erfüllt nicht einmal das absolute Minimum, da Rucksäcke, Helme und Regenkleidung geteilt werden, nach der Schicht in den Lagerhallen bleiben und selten bis nie gereinigt werden. Trotz der Abnutzung werden sie nicht ersetzt oder repariert und sind völlig unhygienisch. Außerdem stellt Gorillas kein Schuhwerk, keine Sommerkleidung, keine Telefonhalterungen, die für eine sichere Arbeit essentiell sind, sowie Arbeitstelefone und andere für die Arbeit notwendigen Hilfsmittel zur Verfügung. In vielen Lagern sind die Fahrräder für die Auslieferungen rechtlich ungeeignet und befinden sich in einem verwahrlosten Zustand. (…) Für das Lagerpersonal, von dem viele seit langem geeignete Handschuhe, Schuhe, Kleidung und Gürtel fordern, gibt es überhaupt keine Ausstattung. Gorillas behauptet, dass irgendeine wundersame App die Probleme der Arbeiter:innen beim Tragen ihrer Rucksäcke ändern wird. Auch das ist irreführend, denn sie ignorieren völlig die Forderungen der Arbeiter:innen nach einer Möglichkeit, ihnen die Rucksäcke vom Rücken zu nehmen. (…) Anders als in der Pressemitteilung angegeben, wurden nicht alle Zahlungsprobleme des letzten Monats gelöst. Es gibt viele Arbeiter:innen, denen immer noch wichtige Teile ihres Gehalts fehlen, obwohl sie ihre Probleme den Verantwortlichen mitgeteilt haben. Beweise sind leicht vorhanden. (…) Gorillas verspricht, den möglichen Trinkgeldbetrag zu erhöhen. Die Frage sollte eher lauten, warum Gorillas die möglichen Trinkgelder überhaupt begrenzt…” Gorillas Workers‘ Collective am 8. Jul 2021 übersetzt bei Klasse gegen Klasse externer Link, siehe auch das Original auf Twitter externer Link – während v.a. die berliner Presse die Verlautbarungen des Unternehmens kritiklos übernommen hat mit Schlagzeilen wie z.B. die BZ: Nach Protesten: Bessere Bedingungen für Gorillas-Fahrer externer Link
    • Gorillas teilt sich auf: Schlagabtausch mit „Workers“ geht weiter
      Der Lieferdienst lenkt zwar öffentlich ein, informiert aber die Beschäftigten per E-Mail über eine Zweiteilung des Betriebs. Die Fronten bleiben hart. (…) Die jüngsten Vorstöße des Unternehmens wirken dabei wie eine zweigleisige Strategie. Zum einen kündigte das Unternehmen am Mittwoch erste Umsetzungen eines „Maßnahmenplans“ für die Fahrradkuriere an – und scheint damit öffentlich auf die Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen zu reagieren, die die Angestellten nach den wilden Streiks in Berlin gestellt hatten. Zum anderen erhielten die Angestellten nach eigener Angabe noch am selben Abend eine E-Mail, dass organisatorische Veränderungen anstünden: Das Unternehmen werde zukünftig aus zwei getrennten Betrieben bestehen…” Artikel von Antonia Groß vom 8.7.2021 in der Berliner Zeitung online externer Link – ab da im Abo, aber siehe die Mitteilung der Firma über ihre Aufteilung externer Link
    • Gegen beides gab es in Berlin am Donnerstag Abend erneut Proteste vor den Warenlagern, siehe dafür den Twitter-Account vom Gorillas Workers Collective externer Link
    • „Gorillas 2.0“ – der Geheimplan des Liefer-Start-ups
      “… Capital.de liegen nun interne Geschäftspräsentationen aus dem Frühsommer 2021 vor, die Einblicke in die Strategie von Gorillas geben. Sie zeigen auf, wie das Start-up sich in den kommenden Monaten weiter entwickeln will, um künftig Geld zu verdienen. „Gorillas 2.0“ heißt dieser ambitionierte Plan. (…) Für diesen Wachstumsplan hat Gorillas schon im ersten Jahr mehr als 100 Warenlager in europäischen Metropolen eröffnet. Bis Jahresende sollen es 500 sein, wie die Unterlagen zeigen. Deutschland und die USA sind demnach die wichtigsten Schauplätze der Lieferschlacht. Genau diese Warenlager muss Gorillas gut auslasten, um Gewinne einzufahren. Ein Rechenbeispiel aus der Präsentation zeigt: Bei einer Bestellung in Höhe von 23,80 Euro plus 1,80 Euro Liefergebühr bleibt am Ende ein Deckungsbeitrag von lediglich 25 Cent. Der größte Kostenpunkt ist der Einkaufspreis der Ware, gefolgt von den Personalkosten für die Kurierfahrer und Lageristen. Dies ist der Fall bei rund 1.100 Bestellungen pro Tag. Schafft das Unternehmen 700 weitere Orders pro Standort und einen leicht höheren Bestellbetrag, steigt auch der Deckungsbeitrag auf 3,59 Euro. Mit mehr Bestellvolumen und höherer Auslastung bleibt auch eine höhere Marge, rechnet das Unternehmen vor. (…) Ziel ist es, die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Der Plan gliedert sich in vier Säulen: Sortiment erweitern (…) Neue Einnahmequellen: Neben den Erlösen aus dem reinen Liefergeschäft will Gorillas offenbar auch seine App monetarisieren. (…) Automatisierung der Lager: Das Einsammeln, Scannen und Verpacken der Ware – im Fachjargon Picking genannt – läuft bisher weitestgehend händisch ab, ausgeführt von Menschen. Mit der Erweiterung des Sortiments wird diese Aufgabe zunehmend komplex. Gorillas hat sich deshalb eine Optimierung der digitalen und physischen Prozesse im Warenlager vorgenommen. Das könnte zum Beispiel durch Investitionen in bessere Software und Datenanalyse gelingen. Zudem erwähnt das Start-up den Einsatz von Robotern in seinem Gorillas-2.0-Fahrplan. Neue Standorte: Gorillas strebt offenbar eine noch dichtere Präsenz in den Städten an, um näher beim Kunden zu sein. Der Lieferradius soll künftig kleiner werden, die Zahl der Warenlager dafür größer…” Artikel von Hannah Schwär und Caspar Tobias Schlenk vom 6. Juli 2021 bei Capital.de externer Link
  • Ein gewisser Geist der Rebellion. Interview mit drei Berliner Gorillas-Rider*innen aus Chile und Mexiko
    Der neue Lieferdienst Gorillas betreibt seinen aggressiven Expansionskurs buchstäblich auf dem Rücken der Fahrradkurier*innen. Aber in Berlin stößt er auf Gegenwehr. Im Februar legten die Rider*innen wegen der unzumutbaren Wetterbedingungen die Arbeit nieder. Danach organisierten sie sich als Gorillas Workers Collective und bereiteten die Gründung eines Betriebsrates vor. Zur Betriebsversammlung am 3. Juni konnten sie mehr als 200 Kolleg*innen mobilisieren. Ihre bislang spektakulärste Aktion war der spontane Streik am 8. und 9. Juni mit Blockaden von Gorillas-Standorten, für die Wiedereinstellung ihres gekündigten Kollegen Santiago und die Abschaffung der sechsmonatigen Probezeit. Noch vor diesen Ereignissen haben wir Ende Mai mit Carlos und Gladys aus Chile sowie Dario aus Mexiko (Namen geändert) über die Arbeit und die Organisierung bei Gorillas gesprochen…” Interview von Alix Arnold aus der ila 447 externer Link vom Juli/August 2021 vorab veröffentlicht am 05.07.2021 – die Ausgabe externer Link hat übrigens den Schwerpunkt „Auf’s Fahrrad“ mit vielen weiteren spannenden Artikeln und Interviews zum Thema Radfahren und Lateinamerika…
  • Arbeitssoziologin über Gorillas-Streiks: „Solidarität ist etwas Gelebtes“
    Beim Lieferdienst Gorillas treten Beschäftigte in wilde Streiks. Ein Gespräch über die Chancen und Risiken des Arbeitskampfes in der Gig-Economy. (…) Die Lieferdienste gehören zu dem Teil des Arbeitsmarkts, zu dem man relativ leicht Zugang findet, wenn man keine Qualifikation hat oder diese in Deutschland nicht anerkannt wird. Das ist zum Beispiel auch bei Logistikzentren von Amazon so, wo im großen Stile Geflüchtete rekrutiert werden. Wenn die Arbeit so organisiert ist, dass sie wenig Kooperation und Kommunikation erfordert und man sie technisch gut überwachen kann, haben Migrant:innen mit wenig Sprachkenntnissen gute Chancen. Und ich denke, es ist kein Zufall, dass gerade bei Gorillas mit einem hohen Anteil migrantischer Beschäftigter ein wilder Streik ausbricht. Das ist eine alte Erfahrung in der Bundesrepublik. In den 70er-Jahren sind gerade migrantische Belegschaften in wilde Streiks getreten. (…) Aus Perspektive der klassischen Forschung zu Arbeitskämpfen ist es erstaunlich, dass sich Beschäftigte hier überhaupt organisieren: Es sind kurzfristige Jobs, es gibt eine junge und migrantische Belegschaft, kaum Gewerkschaftsmitglieder, keine Betriebsräte. Und es gibt eine Start-up-Ideologie, die den Beschäftigten vormacht: flache Hierarchien, gemeinsames Ziel, wir sind eine Familie. In der Aufbauphase sind Start-ups klein. Man braucht enormen Einsatz, um diese Phase unter wirtschaftlich schwierigen Bedingungen zu bewältigen. Das schafft ein bestimmtes Gefühl von Zusammengehörigkeit. Und dieses Gefühl wird von Unternehmensleitungen systematisch instrumentalisiert. Hinzu kommt, dass der Arbeitsprozess extrem vereinzelt: Man fährt alleine auf seinem Rad und wird über eine App gelotst. [Warum wurde dennoch gestreikt?] Weil die Smartphones mit den Apps auch ein verbindendes Mittel sind. Und weil die Vereinzelung nicht so weit geht, wie wir denken. Auch bei Lieferdiensten trifft man sich. Es gibt Punkte, an denen man Lieferungen in Empfang nimmt. Bei Gorillas spielt das eine große Rolle, weil die mit ihrem Anspruch der schnellen Lieferung ein relativ enges Netz von Lieferzentren brauchen und dort viele Beschäftigte gleichzeitig Lebensmittel abholen. Klassischerweise beginnt die Organisierung, wenn Kolleg:innen miteinander reden und feststellen: Wir haben ein gemeinsames Problem und deshalb gemeinsame Interessen. (…) Arbeitskämpfe sind bei Gorillas überhaupt nur möglich, weil es den persönlichen Kontakt am Verteilzentrum gibt. Arbeitskampf hat immer da gut funktioniert, wo Menschen im Arbeitsprozess zusammengekommen sind und die Erfahrung machen konnten, dass sie gemeinsame Lebens- und Arbeitsbedingungen haben und sich daraus gemeinsame Probleme entwickeln. Ich weiß nicht, wie man das per Mausklick ersetzen soll. (…) Klar wird man deutschen Gewerkschaften teilweise wünschen, dass sie stärker auf Mobilisierung und Aktivität von unten setzen. Aber die Art von Arbeitskampf wie bei Gorillas ist auch eine Antwort darauf, dass es dort bisher keine anderen Strukturen gibt. Mit Blick auf frühere Arbeitskämpfe bei Lieferdiensten oder im Start-up-Bereich befürchte ich, dass dieser eine relativ kurzfristige Angelegenheit bleiben könnte. (…) Kolleg:innen fangen an, sich zu organisieren, ein halbes Jahr später sind sie weg und arbeiten woanders. Deshalb wäre die Gründung eines Betriebsrats wichtig, damit es eine Struktur gibt, die den Konflikt dauerhaft führen kann (…) Die Bedingungen sind günstig, da es ein stark wachsendes Unternehmen ist, das neue Beschäftigte braucht. Deshalb sind die Verhandlungsbedingungen ganz gut, um bestimmte Standards zu etablieren. Aber die Pandemie hat viele Menschen auch in eine Notsituation gebracht, in der sie jeden Job annehmen müssen…” Interview von Volkan Agar vom 6.7.2021 in der taz online externer Link mit der Kollegin Nicole Mayer-Ahuja
  • Neuer Streik bei Gorillas steht bevor. Beide Seiten bereiten sich auf eine neue Arbeitsniederlegung beim Lieferdienst Gorillas vor
    Aus Furcht vor einem neuen Streik hat die Geschäftsleitung des Lieferdienstes Gorillas Buchhalter, Grafikdesigner und Fahrer-Support-Mitarbeiter geschickt, die als Streikbrecher eingesetzt werden sollen. Das gab das Gorillas Workers Collective bei Twitter bekannt externer Link. Ankündigungen für neue Arbeitsniederlegungen teilten die Fahrradkuriere zuvor in internen Chats (…) Da es nicht genügend einsatzfähige Bikes für die Rider gab, seien reparaturbedürftige Räder an die Fahrer ausgegeben worden, berichtet Gorillas Workers Collective am 4. Juli 2021. Im Bergmannkiez habe es dann innerhalb von vier Stunden mehrere Unfälle gegeben. Zwei Rider seien deswegen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Zudem seien Löhne zu spät ausgezahlt und Überstunden falsch abgerechnet worden…” Artikel von Achim Sawall vom 4. Juli 2021 bei Golem externer Link, siehe auch:
    • Lieferdienst Gorillas offenbar kurz vor Großstreik
      Gorillas Workers: we organize in less than 10 minutesDie Situation beim Berliner Kurierdienst Gorillas steht offenbar kurz vor einer weiteren Eskalation. In internen Mitarbeiter-Chats kündigen sich größere Arbeitsniederlegungen an. (…) Ultimaten wurden gestellt und verstrichen. Die Gorillas-Geschäftsführung unter Kağan Sümer blieb hart. Die Kündigung Santiagos ist bis heute nicht zurückgenommen worden. Mediatoren hätten zu diesem Zeitpunkt bereits warnen können, dass eine Deeskalation auf diese Weise nicht zu erreichen ist. In der Folge kamen weitere Beschwerdegründe hinzu. Gehälter würden teils verspätet gezahlt, Überstunden nicht sauber abgerechnet. Die Rucksäcke seien zu schwer, die Schutzkleidung bei Regen nicht dicht genug. Zudem würden nicht alle Mitarbeitenden mit den nötigen Hilfsmittel ausgestattet. Das hatte auch in den vergangenen Tagen immer wieder zu spontanen Streiks geführt. Gorillas sah sich gezwungen, ein improvisiertes Lieferzentrum auf einem Gehweg zu errichten. Das brachte dem Unternehmen zusätzlichen Ärger mit dem Ordnungsamt ein. Auch in der sich stetig weiter aufheizenden Situation scheint die Gorillas-Geschäftsführung den harten Weg beschreiten zu wollen. So hatten sie zuletzt ihre Mitarbeitenden indirekt vor Arbeitsniederlegungen wegen schlechten Wetters gewarnt. (…) Im Unternehmen soll von Abmahnungen die Rede sein, die angesichts von Arbeitsniederlegungen wegen schlechten Wetters eigentlich erteilt werden müssten. Immerhin bekämen eine vollständige Regenuniform zur Verfügung gestellt, „bestehend aus Cape und Regenhose mit Regenfüßlingen“…” Artikel von Dieter Petereit vom 02.07.2021 bei t3n externer Link
  • arbeitsunrechtFM Nr. 26: Streiks gegen miese Jobs bei Gorillas Lieferdienst
    Interview: Elmar Wigand spricht mit Jakob, Rider beim Lieferdienst Gorillas in Berlin. Immer wieder treten die Gorillas-Rider in Streiks, blockieren spontan die Gorillas-Lager oder verweigern gesammelt den Dienst. Im Mitttelpunkt der Kritik stehen fehlerhafte Abrechnungen, 6 Monate Probezeit bei Ein-Jahres-Befristungen, Probleme bei Krankschreibung + Urlaub, keine adäquaten Räder, keine Diensthandys, keine Regen – und Winterkleidung, viel zu schwere Lieferungen bis zu 30 kg.” Podcast bei Arbeitsunrecht externer Link Audio Datei (siehe auch Freitag, der 13.8.21: Gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen bei Lieferdiensten)
  • Ultimatum bis Samstag für ergonomische und regenfeste Ausrüstung – nicht nur der eventuelle berlinweite Streik braucht finanzielle Unterstützung der Gorillas Workers 
    “… Die Streiks bei Gorillas gehen weiter: Diesmal geht es um die Regenausrüstung, die den Fahrerinnen und Fahrern gestellt wird. Am gestrigen Mittwoch legten die Angestellten von zwei Warehouses in Berlin ihre Arbeit nieder, zunächst in Pankow, später dann in Kreuzberg. Sie beklagten, nicht ausreichend gegen den starken Regen geschützt worden zu sein. Das Fahrerkollektiv Gorillas Workers Collective rief unter anderem auf Twitter dazu auf, die Streiks zu unterstützen. Die Proteste dauerten mehrere Stunden an, der Service des 10-Minuten-Lieferdienstes musste zwischendurch eingestellt werden. Auch am heutigen Donnerstagvormittag wurde der Betrieb in einem Berliner Warenlager eingestellt, weil es erneut stark regnete…” Aus dem um das start up besorgten Artikel von Sarah Heuberger am 1. Juli 2021 beim businessinsider.de externer Link – wir sind naturgemäß um die KollegInnen besorgt, die aktuell eine Vorreiterrolle im Widerstand gegen miese Arbeitsbedingungen spielen. Erfreulich ist daher, dass es nun ein Spendenkonto für Streikgeld sowie die Deckung von Rechtskosten gibt:
    Name: fairsichern community e.V
    IBAN: DE48430609677918887700
    BIC: GENODEM1GLS
    Verwendungszweck: SPENDEKX6HV9 – wir bitten um Untestützung! Siehe auch:
    • Gorillas Riders streiken erneut – für notwendige Ausrüstung und sichere Arbeitsbedingungen
      In Berlin wurden am Mittwoch wurden erneut Lagerhäuser des Lieferdienst Gorillas von Fahrer:innen blockiert und bestreikt. Aktueller Anlass war die mangelnde Ausstattung mit wetterfester Kleidung, die bei strömendem Regen in mehrerer Hinsicht die Gesundheit der Riders gefährdet. (…) Dass die vorhandene Kleidung oftmals unzureichend ist, bestätigte sich am Donnerstagmorgen auf traurige Weise: Eine Fahrerin vom Standort Pankow erlitt einen schweren Unfall, weil sich die viel zu große Regenjacke im Rad verhakte, als sie absteigen wollte. Sie musste aufgrund ihrer Verletzungen an der Schulter ins Krankenhaus gebracht werden. Auch die Organisierung hat Fortschritte gemacht: Es wurden nicht nur mehr Kolleg:innen erreicht und für kollektive Aktionen gewonnen, es wird auch immer öfter auf spontanen Versammlungen bei den Streiks über die Forderungen und das weitere Vorgehen diskutiert und entschieden. So einigten sich auch die Rider beim Streik am Mittwoch in Kreuzberg, dass sie erst nach klaren Zugeständnissen die Arbeit wieder aufnehmen. Nach mehreren Stunden und einer auf Video festgehaltenen Zusage für zusätzliches Equipment bis zum Ende der Woche beendeten sie gegen 20 Uhr den Streik. Doch angesichts der bisherigen Bilanz solcher Zusagen und der zahlreichen offenen Probleme ist auch in den kommenden Tagen mit weiteren Aktionen zu rechnen.” Bericht von Lea Lotter vom 1. Juli 2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link
  • Gorillas muss liefern. Beschäftigte des Bringdienstes konfrontieren den Geschäftsführer mit Missständen
    Am Montagmittag ist es noch ruhig vor der Zentrale des Lieferdienstes Gorillas an der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg. Vereinzelt verlassen junge, hippe Mitarbeiter*innen das unscheinbare Gebäude. Einige von ihnen tragen Shirts mit dem Firmenlogo, es ist Zeit für die Mittagspause. Doch plötzlich stören eine Handvoll Personen das ruhige Bild: Sie tragen ein Transparent mit der Aufschrift »Get Off Your Bike and Pay Us« (Runter vom Fahrrad und bezahl uns!) und rufen zum Streik auf. Die Arbeiter*innen sind hier, um den Protest gegen die Arbeitsbedingungen bei dem Start-up, der zuletzt in Blockaden der Warenlager gipfelte, zum Management des Unternehmens zu bringen. Auslöser für den erneut aufflammenden Arbeitskampf sind ausstehende Lohnzahlungen, aber auch andere Missstände. Seit den Blockaden vor zwei Wochen sei nichts Konkretes geschehen, heißt es. Jetzt, gegen Ende des Monats, hätten einige Beschäftigte für die vergangenen Monate zu wenig Lohn ausgezahlt bekommen, wird in Reden und Flugblättern auf der Kundgebung erklärt. Grund dafür wären Krankzeiten gewesen, die vom Unternehmen nicht bezahlt werden. Die Beschäftigten kritisieren auch, dass Gorillas in manchen Fällen nur die Lieferzeiten, nicht aber die tatsächliche Arbeitszeit inklusive der Wartezeiten bezahlen würde. Sie nennen das »offensichtlichen Lohndiebstahl«. Auch soll Gorillas – wie schon im Winter – die wetterbedingten Schwierigkeiten der Rider, also der Kuriere, nicht berücksichtigt haben. »Im Winter hatten wir keine Winterjacken, jetzt haben wir keine Klimaanlagen in den Warenhäusern«, berichtet eine Mitarbeiterin. Generell sei die Ausrüstung mangelhaft. Viele Rider beklagen Rückenschmerzen durch überfüllte Rucksäcke und Probleme wegen technisch mangelhafter Fahrräder. (…) Gerechte Bezahlung sei kein Traum, sondern ein Recht, ruft ein Beschäftigter. Andere wollen konkrete Ansagen zu den Lohnzahlungen. Einer der Kuriere zeigt dem Chef seine Verletzungen von einem Radunfall während der Arbeit. In der Luft liegt der Frust, der sich anscheinend schon lange angestaut hat. Beschwichtigen kann Sümer diesen nicht. In den kommenden Wochen möchte er in 40 Warenhäusern des mittlerweile in ganz Europa operierenden Unternehmens Schichten von je drei Stunden übernehmen und so den Arbeitsalltag besser kennenlernen. »Ich bin ein Rider von Herzen«, sagt er und kündigt Verbesserungen der Arbeitsbedingungen an. Die Beschäftigten können darüber nur lachen. »Runter vom Fahrrad und bezahl uns!«, rufen sie und kündigen an: »Wir machen so lange weiter, bis ihr liefert.«” Artikel von Philip Blees vom 28.06.2021 in ND online externer Link
  • Gorillas: Täglich grüßt das Murmeltier…
    “Auch in diesem Monat fragen sich viele rider, die bei dem Start-up Gorillas beschäftigt sind, wie sie ihre Miete oder Rechnungen bezahlen sollen. In ihren Arbeitsverträgen ist geregelt, dass die Vergütung immer zum 25. erfolgen soll. Doch Fehlanzeige! Viele rider berichten davon, dass Gorillas ihnen zu wenig Geld überwiesen hat, auch die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall wurde oft nicht geleistet. Auf Nachfrage bei den Zuständigen kommt oft, man kümmere sich darum. Dieses Kümmern dauert aber meist ziemlich lange. Das fehlende Geld einzufordern ist oft jedem selbst überlassen, muss aber unbedingt gemacht werden! Ohne Arbeit kein Lohn ist ein Grundsatz im deutschen Arbeitsvertragsrecht, der sich aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch ergibt. Andersrum hat dasselbe zu gelten! Darum sagen wir: Volle Solidarität mit den Protesten der rider! Deine Gewerkschaft NGG unterstützt dich dabei, deine Ansprüche einzufordern…” Artikel in Deutsch und Englisch der NGG Landesbezirk Ost vom 28. Juni 2021 externer Link
  • Protest mit Obergorilla
    Bei einem neuen Protest der Gorillas-Fahrer taucht am Montag der Firmengründer auf. Er spricht von „dreams“, die Riders von „rights“. (…) Für etwa eine halbe Stunde hören er und weitere Vertreter der Chefetage sich die Beschwerden der Fah­re­r*in­nen an. Zentral dabei: Fehler in den Lohnabrechnungen. Eine der Wort­füh­re­r*in­nen, Zeynep Karlıdağ, eine türkische Lehrerin, die seit Februar für Gorillas fährt, hatte der taz zuvor berichtet, dass ihr für den vergangenen Monat 200 Euro zu wenig überwiesen wurden. Dies habe System – und Nachzahlungen würden frühestens im Folgemonat geleistet. Sümer gibt sich reumütig, spricht von 300 fehlerhaften bei insgesamt 3.000 Abrechnungen und verspricht, das Geld schnellstmöglich nachzuzahlen. Sein „dream“ sei eine 100-prozentig korrekte Bezahlung – ein „right“ sei dies, entgegnet ihm ein wütender Fahrer. Um die Gemüter zu besänftigten, sagt der 33-jährige Gorillas-Gründer, dessen Unternehmen zwar Verluste einfährt, aber mit mehr als einer Milliarde Euro als sogenanntes Einhorn bewertet wird, er sei ein „rider by heart“ und zeigt dabei auf sein Rad-Tattoo am Unterarm. (…) Zumindest einen Fortschritt soll es geben: eine App, die das Gewicht der Rucksäcke berechnet, sodass die Rider nur noch maximal 10 Kilo herumschleppen müssen.” Artikel von Erik Peter vom 28.6.2021 in der taz online externer Link
  • Gorillas: Angriffe des Managements zurückschlagen!
    Das Management des Lieferdienstes Gorillas greift mit Lohnklau und Arbeitszeitverlängerung die Beschäftigten an. Diese antworten heute mit erneuten Aktionen vor der Firmenzentrale in Berlin. Unsere Vorschläge für den Kampf. (…) Spätestens nach den neuesten Angriffen wurde für alle klar, dass es keine Alternative für die Riders gibt, außer sich durch Aktionen und Streiks zu verteidigen. Ein Ende der irregulären Bezahlung der Löhne, der Lohnkürzungen, des Personalmangels, der grundlosen Kündigungen sowie die Abschaffung der Probezeit sind zentrale Forderungen, die aktuell diskutiert werden. (…) Damit die Streiks erfolgreich werden, brauchen wir eine breite Solidarität von anderen Sektoren. Bis jetzt gab es in mehreren Städten Solidaritätsaktionen,  aus mehreren Betrieben Videobotschaften, die wir ausbauen können. Damit die Streiktage keine finanzielle Belastung für die Beschäftigten werden, kann eine solche Solidaritätskampagne mit dem Aufbau einer Streikkasse aus Spenden verbunden werden. Die Riders können sich so finanziell absichern, um keine Lohneinbußen wegen ihrer Streikbeteiligung zu erfahren. (…) Damit wir uns jedoch rechtlich gegen Kündigungen verteidigen können, brauchen diese Streiks die offizielle Unterstützung der Gewerkschaften wie NGG und FAU. Daher müssen wir vor allem auf die NGG Druck aufbauen, damit sie offiziell zum Streik aufruft...” Beitrag der Redaktion von Klasse Gegen Klasse vom 28. Juni 2021 externer Link
  • Falsche Glaubenssätze. Zu Arbeitsniederlegungen muss eine Gewerkschaft aufrufen, und die Forderungen müssen in Tarifverträge passen: Das stimmt nicht 
    Sie sind progressiv, kommen aus heiterem Himmel und treffen Unternehmen hart: wilde Streiks. Der Slogan, den die kämpfenden Beschäftigten des Lieferdienstes Gorillas auf ein Banner schrieben, spiegelt das wider: »Wir organisierten uns in weniger als 10 Minuten.« Für Vorgesetzte ist es der Schrecken. »Ich persönlich habe gestreikt, weil es inakzeptabel war, wie uns Gorillas ausbeutet, während sie den Anschein einer hippen, modernen, fairen Firma erwecken wollen. Ich hab’ so viele Verstöße gesehen, dass ich einfach nicht möchte, dass das Unternehmen ungeschoren davonkommt.« Hüseyin gehörte zu der kämpferischen Belegschaft, die in kürzester Zeit weltweit in die Schlagzeilen kam und ein Stück Streikgeschichte schrieb. Gewerkschafter wittern nun die Chance auf eine Ausweitung des Streikrechts. (…) »Nach europäischem Recht – genauer: nach der Europäischen Sozialcharta (ESC) – sind wilde Streiks legal«, so Rechtsanwalt Benedikt Hopmann im Gespräch mit jW. «Denn zu Recht betrachtet das europäische Recht die Koalitionsfreiheit als Ausgangspunkt für Arbeitskämpfe. Und in dieser Logik sind nicht nur Gewerkschaften Koalitionen. Auch Gruppen von Beschäftigten eines Betriebes, die sich – vielleicht sogar spontan – zusammentun, um ihre Interessen zu erstreiken, bilden eine Koalition.« Hopmann rät, bei wilden Streiks einen Verhandlungspartner für die Gegenseite unter den Streikenden zu benennen. (…) Ein weiterer Glaubenssatz des deutschen Richterrechts, der im Arbeitskampf bei Gorillas relevant sein könnte, ist das Dogma, dass Arbeitskampfforderungen tariffähig sein müssen. Zwei der insgesamt drei Forderungen des Gorillas-Streiks lassen sich sicherlich problemlos in einen Tarifvertrag gießen, aber die dritte Forderung, die Rücknahme der Kündigung eines Kollegen, eher nicht. Als tiefere Ursache für den Streik benennen die Gorillas-Beschäftigten das gesamte prekäre, menschenfeindliche System bei Gorillas. Die Kündigung ihres Kollegen Santiago war aber nun einmal der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte müssen nicht alle Forderungen zulässig sein. Allein die Tatsache, dass eine Gruppe von Beschäftigten im Betrieb eine Forderung für streikwürdig hält, legalisiert diese, egal, ob tariffähig oder nicht, wenn gleichzeitig auch tariffähige Forderungen aufgestellt werden…” Artikel von Lukas Schmolzi in der jungen Welt vom 22.06.2021 externer Link
  • [Soli-Aktion bei Gorillas in Essen] „Hey Rider*in, heute schon Pause gemacht?“ 
    Solidarische Grüße aus der Initiative „FAU östliches Ruhrgebiet“ an das Gorillas Workers Collective (@gorillasworkers) in Berlin. Die Frage nach der Pause haben wir Euren Kolleg*innen in Essen am vergangenen, sehr heißen Donnerstag gestellt. Wir haben Euren wilden Streik in Berlin zum Anlass genommen, um uns von den Arbeitsbedingungen Eurer Kolleg*innen an diesem ersten Ruhrgebiets-Standort selbst einen Eindruck zu verschaffen. Mit Kaltgetränken im Eiskübel, einem Planschbecken und Soli-Grüßen auf Papier ausgerüstet postierten wir uns zur Mittagszeit vor dem Warenlager an der Friedrich-List-Straße. Verteilt auf zwei Schichten hatten wir die Möglichkeit mit insgesamt etwa einem Dutzend Beschäftigten zu sprechen. Unter anderem konnten wir beobachten, dass die Arbeitsschutzmaßnahmen wie mit der heißen Nadel gestrickt scheinen. Eines unserer Gespräche wurde durch eine Whatsapp-Nachricht unterbrochen, in der den Beschäftigten mitten an diesem heißesten Tag der Woche kostenlose Versorgung mit Sonnenbrillen und Sonnencreme zugesagt wurde. Wenn man bedenkt, wie heiß es bereits in den vorangegangenen Tagen gewesen war, kann man durchaus schlussfolgern, dass die Bedürfnisse und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten nicht zu den höheren Prioritäten der Verantwortlichen zählen. Umso positiver überrascht waren Eure Kolleg*innen über unser Interesse an Ihrem Wohlbefinden und ihrer alltäglichen Arbeitssituation. Die bunte Auswahl an Kaltgetränken stellte für den Geschmack aller Beschäftigten etwas bereit. Nach diesem erfolgreichen Besuch sind wir sehr motiviert, die Aktion in ähnlicher Weise zu wiederholen. Dies erscheint uns unter Berücksichtigung der Tatsache, dass dieser Standort erst seit dem 07. Juni 2021 existiert sinnvoll, um auch in Zukunft die Auswirkungen der aktuellen Arbeitsbedingungen im Blick zu behalten und für die Beschäftigten als Ansprechpartner*innen vor Ort verfügbar zu sein. Dank eines Tipps einer Kollegin haben wir uns am Folgetag übrigens direkt auch den brandneuen Standort von Gorillas in Bochum angesehen, auf den wir in absehbarer Zeit ebenfalls unsere Aufmerksamkeit richten werden.” Bericht mit Fotos vom 21. Juni 2021 der FAU Duisburg/Ruhrgebiet externer Link
  • Gorillas-Rider fordern: „Give Us a Deadline!“ 
    Wir alle haben am 15.06. gegen 21:00 Uhr die gleiche E-Mail vom Management erhalten. Darin schreibt es, dass es „Bedenken“ bezüglich der Gehaltsabrechnung, der Fahrerbetreuung, der Schichtplanung, der Schwere der Rucksäcke und „klareren Strukturen rund um den Verhaltenskodex und die Abmahnung von Mitarbeiter:innen“ gibt. Aber das sind nur einige der Schwierigkeiten, die die Arbeiter:innen bei Gorillas erleben. Andere wichtige Probleme, die den Bossen bequemerweise entgangen sind, erfordern kostspielige Lösungen. Die ständigen Geschichten über sexuelle Belästigung, rassistische oder Trans*-Diskriminierung würden teure, spezialisierte Mitarbeiter:innen erfordern, die aufklären und Strukturen aufbauen, um diese zu vermeiden oder die Verantwortlichen zur Verantwortung zu ziehen. Die Bezahlung von Arbeiter:innen mit mehr als 10,50€/h oder mehr als 12€/h (wie einige Rider:innen bezahlt werden) zusammen mit der Bezahlung der vollen vertraglichen Stunden (sei es 20, 25, 40, etc.) oder Überstunden würde das Unternehmen mehr kosten, als eine zusätzliche Rider:innen-Unterstützung einzustellen. Die Bereitstellung der notwendigen Ausrüstung für die Arbeit (Fahrradkörbe, Schuhe, atmungsaktive und wasserdichte Jacken, Telefone, Telefonhalterungen usw.) würde ebenfalls einiges kosten. Willkürliche Entlassungen und Visadiskriminierung sind ebenfalls ein großes Anliegen aller Kolleg:innen (insbesondere derer, die keinen EU-Pass haben). Das Unternehmen hat zwar eingeräumt, dass es einige dieser Probleme gibt, ist aber nicht in der Lage, konkrete Ergebnisse zu versprechen und hat sich daher auf das immer wiederkehrende Corporate Geschwätz zurückgezogen: „Wir arbeiten daran, schnelle, aber robuste Lösungen zu finden…“, „Wir freuen uns darauf, Sie auf dem Laufenden zu halten…“. Was hier völlig fehlt, sind DEADLINES und Transparenz! Ein Versprechen von 10 Minuten Lieferzeit an seine Kunden, aber kein konkreter Zeitrahmen, um die Beschwerden der Arbeiter:innen zu lösen? Klingt so, als ob die Arbeiter:innen an letzter Stelle kommen (nach dem HQ-Management, den Bossen, Kund:innen und Investor:innen). (…) Diese wiederholten Beleidigungen gegenüber den Arbeiter:innen veranlassen uns von der GWC, ein transparentes Mittel zum weiteren Vorgehen zu formulieren: keine Treffen mit dem Management ohne 4 Tage Vorankündigung, keine Treffen, bei denen das Protokoll nicht eingehalten und Fristen gesetzt werden, keine Treffen ohne rechtliche Vertretung der Arbeiter:innen, keine Treffen mit dem Management, wenn sie in der Probezeit sind und leicht gefeuert werden können, weil sie alles gesagt haben, was gesagt werden muss, keine unbezahlten Treffen…” Stellungnahme des “Gorillas Workers’ Collective” auf Englisch und Deutsch gespiegelt von Klasse Gegen Klasse am 17. Jun 2021 externer Link
  • Wildcat bei »Gorillas«: Warum Linke sich beeilen sollten, den wilden Streik beim Fahrradlieferdienst zu unterstützen
    “Beim Lebensmittellieferdienst »Gorillas« in Berlin tobt seit letztem Mittwoch ein wilder Streik. Nachdem ein Fahrer aus bislang ungeklärten Gründen gekündigt worden war, versammelten sich Kolleginnen und Kollegen vor dem entsprechenden Lieferzentrum am »Checkpoint Charlie« und forderten seine Wiedereinstellung. Später zogen sie weiter und blockierten ein Lieferzentrum in Berlin-Mitte. Am nächsten Tag waren sie wieder da und machten eine Filiale im Prenzlauer Berg dicht, am Freitag musste wegen der Blockade der Fahrerinnen und Fahrer die Station am Lausitzer Platz in Kreuzberg den Betrieb einstellen. Inzwischen fordern sie auch die Abschaffung der sechsmonatigen Probezeit und bessere Arbeitsbedingungen. Das »Gorillas«-Management geht bislang nicht auf die Forderungen ein, aber die mediale Aufmerksamkeit ist groß, auch weil das Startup stark expandiert und mit seiner Werbung omnipräsent im Stadtbild ist. Aber auch, weil wilde Streiks eine Seltenheit in Deutschland sind. Gemessen daran ist die Unterstützung durch linke Aktivistinnen und Aktivisten noch dürftig – das sollte sich schnellstens ändern. (…) Die gute Nachricht: Bei »Gorillas« stehen die Chancen nicht schlecht. Der Arbeitskampf ist spontan entstanden, aber auch, weil das »Gorillas Workers Collective«, eine Gruppe von Fahrerinnen und Fahrern, dort seit einigen Monaten Kolleginnen und Kollegen organisiert und inzwischen auch einen Prozess zur Wahl eines Betriebsrats eingeleitet hat. Anders als bei Lieferdiensten wie Lieferando, haben die »Gorillas«-Fahrerinnen und -Fahrer den Vorteil, dass es in der Stadt Orte gibt, die blockiert werden können – dann steht der Betrieb still. Das Management versucht, die Sache auszusitzen, bis die Streikenden müde werden, und andere einzuschüchtern, damit sie nicht mitstreiken. Weil bei »Gorillas« zahlreiche Rider noch in der Probezeit sind, können sie von einem Tag auf den anderen gekündigt werden wie der entlassene Fahrer Santiago. Deshalb haben viele Angst, sich zu beteiligen. Gegen die Angst hilft Solidarität von außen: je mehr desto besser. Den Streik zu unterstützen, ist nicht schwer: Man geht zur Blockade und fragt, was man tun kann. Oder man informiert sich auf Twitter beim »Gorillas Workers Collective«. Wer nicht vor Ort sein kann, kann trotzdem helfen. »Gorillas« hat nämlich ebenfalls Angst: um das Image des Unternehmens. Je größer die Unterstützung für den Streik wird, desto eher wird das Management einlenken müssen. Auch bei »Gorillas« auf Instagram zu kommentieren oder vor Filialen in andern Städten zu protestieren ist also nützlich…” Artikel von Jan Ole Arps in der jungen Welt vom 15. Juni 2021
  • Solidarität mit den Gorillas-Riders!!
    wir, die Berliner Aktion gegen Arbeitgeberunrecht – BAGA – rufen zur Unterstützung des mutigen Kampfes der Gorillas-Kolleg:innen durch Teilnahme an ihren Aktionen und/oder durch Solidaritätserklärungen auf. Versenden wir unsere Solidaritätsadressen nicht nur an die Kolleg:innen (gorillasworkers@zohomail.com), sondern auch an ihren Arbeitgeber (hello@gorillasapp.com), um ihn direkt von der solidarischen Öffentlichkeit wissen zu lassen, ob nun verfaßt von Betriebsrats- oder Personalratsgremien, durch gewerkschaftliche Gliederungen, von Politiker*innen oder Einzelpersonen…” Aufruf und Soli-Erklärung vom 12.6.21 der Berliner Aktion gegen Arbeitgeberunrecht externer Link
  • Verletzungen am Rücken haben alle von uns – Interview mit einem Gorillas-Rider
    Im Laufe ihres Streiks enthüllen die Gorilla-Riders die prekären Arbeitsbedingungen und stellen weitergehende Forderungen aufgestellt. Interview über alle Hintergründe. (…) Mein Hauptkritikpunkt ist das Geld, das wir bekommen, es ist völlig unzureichend, es ist ein Job, der viel besser entlohnt werden sollte. Ich verstehe Geld als ein Äquivalent unserer Zeit. Die Tatsache, dass wir 10 Euro pro Stunde bekommen, impliziert, dass unsere Zeit sehr wenig wert ist als die Zeit derjenigen, die die Firma leitet. Um das bildlich zu machen, möchte ich aufzeigen, wie ein Lager aufgebaut ist: Es gibt die Riders, die Lieferleute. Sie sind die Basis der Pyramide von Gorillas. In den Lagerhäusern gibt es Kollegen, die den Einkauf zusammenstellen, die Pickers. Dann gibt es Leute, die die Inventur machen, und es gibt Vorgesetzte für jeden dieser drei Bereiche und von dort aufwärts. Die unterste Ebene des Managements, diejenigen, die exekutive Entscheidungen treffen können, sind unsere direkten Vorgesetzten: Rider-Ups, Warehouse Managers, Pickers-Koordinator. Ich weiß nicht, wie viel diese Leute verdienen. Was ich weiß, ist, dass wir Riders am wenigsten verdienen. Sogar in den Reihen von Riders gibt es eine Lohnspaltung, weil die ersten 100 oder 200 Riders, die Gorillas eingestellt hat, mehr verdienen als andere. Das Bonussystem ist spalterisch und fördert Konkurrenz unter Arbeiter:innen. Es lautet wie folgt: Je mehr Aufträge Sie erteilen, desto mehr werden Sie bezahlt. Jeder würde sagen: Das klingt toll. Aber es ist etwas, das nur den Wettbewerb unter den Arbeiter:innen fördert und Spannungen erzeugt, um zu sehen, wer mehr Befehle ausführt, um zu sehen, wer gehorsam ist. Oft wird uns gesagt, wir sollen das hier putzen, das Bad reinigen, den Müll aufsammeln und so weiter. All dies geschieht mit der Mentalität, dass wir ein Team beziehungsweise eine Familie sind und wir uns daher umeinander kümmern müssen. In den Lagern herrscht eine Atmosphäre der Geschwisterlichkeit und Solidarität, aber sie ist überhaupt nicht politisiert. Der Wettbewerb ist etwas, das die Dinge immer schneller werden lässt, und am Ende des Tages sind es die Beschäftigte, die unter den Folgen leiden. [Wie sieht euer Arbeitsalltag aus?] Neben der schlechten Bezahlung gibt es einen weiteren Punkt, der die Psyche, den Geist und den Körper der Arbeiter betrifft. Diese Sache, die ganze Zeit sehr schnell zu sein, hindert uns daran, Pausen zu machen, Wasser zu trinken oder uns für einen Moment zu entspannen. (…) Ein weiterer Punkt zum Thema körperliches Wohlbefinden ist, dass es eine Menge Anforderungen gibt, die das Gewicht übersteigen. Es gibt ein empfohlenes Gewicht, aber es gibt kein gesetzliches festgelegtes Maximum. Es gibt einen Vorschlag, dass das Höchstgewicht 10 kg betragen sollte, aber das wurde in keinem Lager durchgesetzt. Ich habe deutlich mehr als 10 Kilo tragen müssen. Da ich etwas größer bin als die anderen, sagen sie mir: „Nimm diese 15 Flaschen, der Rucksack reicht! Tu es!“ Nicht alle Arbeiter haben einen Körper wie ich, daher gibt es viele Menschen, die Gewichte tragen müssen, die überhaupt nicht für ihren Körper und ihre Größe geeignet sind. Im Laufe der Zeit hat sich dies auf unsere Gesundheit ausgewirkt. Ich würde sagen, dass die meisten Menschen chronische Rückenschmerzen haben. Ich habe es. Das habe ich schon vorher gehabt, aber das hat es nur noch verschlimmert. Alle meine Kollege:innen im Kollektiv haben es auch, es ist eine Konstante. Die Position, in der wir mit einem Rucksack radeln müssen, ist überhaupt nicht angenehm oder gesund. Es gab schon viele Vorgesetzte, die darauf bestanden, dass wir die Rucksäcke auf dem Rücken tragen, anstatt Dinge in den Korb zu legen, der vor dem Fahrrad steht. Sie haben sogar den Korb entfernt…” Umfangreiches Interview von Anai Paz und Simon Zamora Martin vom 13. Jun 2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link
  • NGG und ver.di müssen den Gorillas-Streik legalisieren!
    Der Streik von den Rider:innen bei Gorillas ist im vollen Gange. Um mögliche Kündigungen zu verhindern und die Forderungen der Kolleg:innen zu erfüllen, sollten sich ver.di und die NGG (Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten) mit einem Streikaufruf offiziell hinter den Arbeitskampf stellen. (…) Die Aktion wird als „wilder Streik“ bezeichnet, weil die Vorstände der Gewerkschaften (NGG und ver.di) noch keinen offiziellen Streikaufruf gemacht haben. Wegen der undemokratischen Satzungen der DGB-Gewerkschaften muss jeder Streik von diesen Vorständen genehmigt werden, damit die Streikenden Kündigungsschutz bekommen. Die bisherigen Streiks seit Mittwoch werden durch Versammlungen der Beschäftigten auf der Ebene der Belegschaft aufgerufen. Der Streik bei Gorillas weist fortschrittliche Elemente auf, weil die Zusammensetzung der Belegschaft (vor allem aus Lateinamerika, Westasien und Europa) zu einem „Import“ der Kampftraditionen aus den Heimatländern nach Deutschland geführt hat, sodass die Streiks mit radikalen Methoden wie Blockaden sowie Streikversammlungen der Beschäftigten geführt wird. Aus diesem Grund fordert der Streik bei Gorillas die gewöhnlichen Rezepte der Bürokratie des deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) heraus, die sich traditionell gegen Streikdemokratie und radikale Aktionen stellt. Es kommt darauf an, diese Dynamik in die anderen Sektoren auszuweiten. Die Schranke besteht darin, dass solange es keinen offiziellen Streikaufruf der Vorstände der DGB-Gewerkschaften gibt, Streiks in Deutschland als rechtswidrig gelten, weshalb der Geschäftsführung das Recht auf Abmahnung und Kündigung zukommt. Falls es also keinen Streikaufruf der NGG für die vergangenen und/oder zukünftige Aktionen gibt, kann es sein, dass das Management versuchen wird die Streikende zu entlassen. Daher ist es notwendig, dass die DGB-Gewerkschaften (NGG und ver.di) sich offiziell hinter die Forderungen der Beschäftigten stellen und an Aktionstagen offizielle Streikaufrufe machen. Die NGG und ver.di könnten ihre Streikaufrufe an Forderungen wie die Abschaffung der Probezeit, Erweiterung des Kündigungsschutzes, Verbesserung der Arbeitsbedingungen, sowie mehr Lohn knüpfen, die im Rahmen eines Tarifvertrages festgelegt werden können. Die Forderungen der Aktionen aus der Belegschaft können und sollten aber über diesen Rahmen hinausgehen. Eine weitere Hürde ist eine mögliche Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Gewerkschaften wie NGG, FAU, aber auch ver.di. Bisher begleiten NGG und FAU den Streik durch persönliche Beratungen, während die Beschäftigten sich langsam gewerkschaftlich organisieren. Da das Unternehmen in den Zuständigkeitsbereich Handel fallen und nicht wie alle anderen Lieferdienste zur Gastro gehören würde, will sich Ver.di in diesem Sektor aufbauen. Die Vorstände der NGG und ver.di sind noch nicht bereit, den wilden Streik durch einen nachträglichen Aufruf zu „legalisieren“. Zwar ist die FAU auch vor Ort und macht Öffentlichkeitsarbeit, doch sie ist außerhalb von DGB-Gewerkschaften strukturiert und kann alleine den Streik nicht legalisieren. Die Konkurrenz zwischen NGG und ver.di ist spalterisch…” Artikel von Baran Serhad und Yunus Özgür vom 13.6.2021 bei Klasse Gegen Klasse externer Link
  • Lieber sterben statt zu deeskalieren. Firmenchef von »Gorillas« geht nicht auf Forderungen der streikenden Kuriere ein
    “»Bei Gorillas geht es ums Fahrradfahren, nicht um Politik«, verkündete Firmenchef Kagan Sümer auf einen kurzzeitig eingeräumten Treffen am Freitag nachmittag. In einer 15minütigen Ansprache wendete er sich an die Rider von Gorillas (…) Über die Entlassung Santiagos und die Proteste erzählte Sümer jedoch Altbackenes. »Es ist nicht in Ordnung, dass sein Fall jetzt für politische Interessen eingesetzt wird«, so der Firmenchef. Was genau diese politischen Interessen sind, ließ er offen. Möglicherweise meint er, dass die Streikenden nicht nur die Rücknahme von Santiagos Kündigung fordern, sondern mittlerweile auch eine Abschaffung der Probezeit. (…) Das »Gorillas Workers Collective« leakte vor dem Treffen Sümers eine Mitteilung des Firmenchefs, welche über den Nachrichtendienst Slack an das mittlere Management gerichtet gewesen sei. Darin heißt es: »Ich habe zu Public Affairs und PR-Agenturen gesprochen«, und weiter: »Sie haben mir gesagt, ich sollte deeskalieren. Ich würde lieber sterben, um die Werte zu verteidigen, als zu deeskalieren«. Eine Neuigkeit hatte Sümer am Freitag dann doch zu verkünden: Ende Juni wolle er eine Fahrradtour durch Deutschland machen, um die verschiedenen Standorte seiner Firma zu besuchen. »Ich glaube, er war high«, kommentiert der Rider Ador die Rede seines Chefs gegenüber jW. Statt die Probleme zu diskutieren, hätte er über seine Liebe zum Fahrradfahren gesprochen. »Wenn er nicht deeskaliert, machen wir es auch nicht«, so Ador. Am Mittwoch hätten die Beschäftigten gegen die Entlassung von Santiago gestreikt, am Donnerstag gegen die Probezeit von sechs Monaten. »Jetzt geht der Kampf um alles: Wir wollen bessere Löhne, einen sicheren Arbeitsplatz und ein Ende der rassistischen und sexistischen Diskriminierung«. Die Beschäftigten seien hochmotiviert und der Arbeitskampf würde in den nächsten Tagen noch intensiviert werden. »Eine Frage hab ich noch an Sümer«, sagte Ador. »Warum ist es für Gorillas schwerer, für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen, als Filialen in Frankreich und New York aus dem Boden zu stampfen?«” Artikel von Simon Zamora Martin vom 11.06.2021 als Online Extra der jungen Welt externer Link
  • Rede von Rider Yasha von @GorillasWorkers auf der Blockade der streikenden #Gorillas-Arbeiter:innen gestern in #Kreuzberg. Er ruft alle Beschäftigten, Nachbar:innen und Kund:innen dazu auf sich mit dem Kampf zu #solidarisieren und stellt Forderungen auf.” Video von Klasse gegen Klasse vom 12.6.21 auf Twitter externer Link
  • Gorillas: Warum das neue Liefer-StartUp jetzt fett Ärger hat
    Aufstand beim hippen, neuen, freshen Lieferdienst Gorillas! Jetzt haben sie einen Streik an der Backe. Beschäftigte führen einen Arbeitskampf und haben ein Warenlager blockiert. Wir zeigen euch, was da gerade bei Gorillas los ist und wie deren cooles Image nun einen ordentlich Knacks bekommt…” Video von WALULIS DAILY vom 11.06.2021 bei youtube externer Link
  • Protest vor Gorillas Warenlager
    Am 10. Juni 2021  protestierten Gorillas Arbeiter_innen vor dem Warenlager in Prenzlauger Berg. Sie fordern die Einstellung ihres am Vortag gefeuerten Kollegen, keine Kündigungen ohne vorherige Warnung und die Abschaffung der Probezeit. “Ohne die Rider kann Gorillas kein Geschäft betreiben. Wir werden gewinnen. Es ist ausgeschlossen, dass wir verlieren.” (aus dem Video)Video bei labournet.tv externer Link (engl. mit dt. UT | 5 min | 2021)
  • #WeWantSantiBack: Streik und Blockaden bei Gorillas in Berlin seit Mittwoch, 9.6.21 
    Seit Mittwoch streiken (fast alle) FahrerInnen für die Wiedereinstellung ihres Kollegen Santiago, der wegen einmaligen Zuspätkommens ohne Vorwarnung gekündigt wurde. Das brachte das Faß zum Überlaufen – unser Dossier dokumentiert eine Vielzahl von miesen Arbeitsbedingungen bishin zum Union Busting.
    Die KollegInnen fordern: 1. Wiedereinstellung von Santiago 2. Abschaffung der Probezeit und 3. keine Kündigungen mehr ohne vorherige Vorwarnung/Abmahnung. (Zum Hintergrund: Alle neuen RiderInnen haben befristete 1-Jahres-Verträge – davon sind 6 Monate Probezeit!) Hierfür führen sie neben dem Streik auch Blockaden mehrerer Gorillas-Logistikzentren in Berlin und erfahren dabei breite Unterstützung. Zwei Ultimaten an die Geschäftsfürung am Donnerstag haben nichts gebracht, der Streik soll zumindest am Freitag fortgeführt werden. Das Management hingegen droht den KollegInnen mit Verwarnungen, wenn sie sich den Streikposten anschließen und versuchen, den entlassenen Santiago zu diffamieren. Und bei ihrem Kampf gegen den Streik wird das Gorillas-Management von Polizei und sogar Staatsschutz unterstützt! Siehe weitere Informationen und erste Artikel dazu:
    • Siehe Gorillas Workers Collective auf Twitter externer Link und #wewantsantiback sowie #gorillas und das Video zum Streik von Gorillas Workers Collective externer Link auf Twitter
    • Zur Diffamierung von Santiago: Die Arbeitgeber bei Gorillas versuchen gerade die entlassene Person zu diffamieren. Sie versuchen vor allem politische Angestellte loszuwerden. Ich kenne einige Leute bei Gorillas, die keine sichere Aufenthaltsgenehmigung haben, migrantisch, Schwarz, Trans & queer sind. Sie sind Teil des Streiks, weil sie sich ausgebeutet und politisch eingeschüchtert fühlen. Ihre vorigen Jobs mussten viele aufgrund der Pandemie aufgeben. Deshalb sind sie vor allem jetzt auf diesen Job angewiesen, sie können da nicht einfach aufhören zu arbeiten. Die Arbeitgeber wissen das und versuchen seit geraumer Zeit jede Form der politischen Organisationen unter den Arbeitnehmer_innen zu unterbinden. Sie entlassen Fahrer_innen aus politischen Motiven. Das ist einfach nur eklig, weil Gorillas in der Pandemie schwarze Zahlen schrieb und von den vielen Einschränkungen profitiert hat.” Thread von Mach Mut vom 10.6.21 mit Foto der Management-Mitteilung externer Link
    • Zur Unterstützung durch Polizei und sogar Staatsschutz:
      • “#b0906 21:52 Berlin Torstraße #Gorillas: Im Arbeitskampf um einen gekündigte*n Kolleg*in lässt der Arbeitgeber sich von 20 Polizist*innen u.a. 3x Wannen 14. EHU unterstützen. Auftreten der Polizei bedrohlich gegenüber den Beschäftigten.” Tweet von Jörg Reichel (dju in ver.di) vom 9.6.2021 externer Link mit Video und:
      • “#b0906 20:10 Berlin #Gorillas: Mittlerweile ist das Berliner LKA (Staatsschutz) eingetroffen mit drei Personen und beobachten die Beschäftigten aus unmittelbarer Nähe. Arbeitskampf unter polizeilicher Beobachtung.” Tweet von Jörg Reichel (dju in ver.di) vom 9.6.2021 externer Link
    • [Video] Protest at Gorillas warehouse
      On June 10, 2021 Gorillas workers protested in front of the warehouse in Berlin/Prenzlauer Berg. They raise three demands: the reinstatement of their colleague Santiago who was fired yesterday, no terminations without previous warnings, and the abolition of the probation period (that is currently 6 months). “Gorillas without the riders cannot do any business. Those guys who are giving us corporate speech all day long and trying to disperse the crowd, – they cannot take 25 kilo backpacks on their back and deliver to customers all day long! They are not gonna do that. …  We will eventually win. There is no way that we can lose”, says a rider in the video.” Video des Interterviews bei labournet.tv externer Link (engl.| 5 min | 2021)
    • No more Probezeit. Arbeiter*innen von Gorillas in Berlin sind im wilden Streik für die Wiedereinstellung eines Kollegen – und organisieren sich in dem rasant wachsenden Unternehmen
      “… »Wir sind heute hier, damit die anderen Arbeiter*innen sehen, dass, wenn wir Arbeiter*innen zusammenkommen, wir unsere Probleme lösen können«, sagt Zeynep. »Wir organisieren uns, damit Arbeiter*innen Macht über die Entscheidungen des Unternehmens bekommen.« Lieferung in nur zehn Minuten – damit wirbt der Lieferdienst Gorillas. Vielleicht nicht in zehn Minuten, aber doch sehr schnell reagierten Fahrer*innen in Berlin, als am Mittwoch, den 9. Juni, ein Kollege in der Kreuzberger Auslieferstation am Checkpoint Charlie in der Probezeit gekündigt wurde: Sie stellten spontan die Arbeit ein, Fahrer*innen aus anderen Lagern kamen daraufhin dazu. (…)  »Die meisten Arbeiter*innen hier sind in der Probezeit«, erklärt Zeynep gegenüber ak. »Das bedeutet, dass beinahe jede*r hier von einem Tag auf den nächsten gefeuert werden kann. Die Manager setzen das als Drohung ein: Ein Warehouse-Manager zum Beispiel hat Leuten gesagt, wenn sie heute am Streik teilnehmen, bekommen sie drei Abmahnungen – das heißt, er hat ihnen mit Kündigung gedroht.« In einem Unternehmen, dass derart schnell wächst und bei dem viele Arbeiter*innen nicht lange bleiben, ist die Probezeit ein besonders mächtiges Mittel in den Händen des Managements. Die Probezeiten und der schlechte Kündigungsschutz sind aber nicht die einzigen Themen, die die Anwesenden beschäftigen. Sie berichten von Zeitdruck und hoher Unfallgefahr, aber auch von mangelhafter Qualität der Ausrüstung: Manche Fahrräder hätten nur Handbremsen, die Transportkisten seien oft schwer und überladen, auch gebe es Probleme mit fehlerhaften Abrechnungen und sowieso mit ungleicher Bezahlung. (…) Die Familiensoße, die Unternehmen wie Gorillas über die Arbeitsbedingungen kippen, wirkt offenbar auch bei manchen Beschäftigten, die sich in dem rasant expandierenden Unternehmen schön reden, dass ihre ehemaligen Kolleg*innen oder sogar Freund*innen nun in der Hierarchie unter ihnen stehen. Auch deshalb ist es bemerkenswert, wie selbstbewusst und schnell sich die Arbeiter*innen organisiert haben. (…) Während in vielen Unternehmen wegen der Pandemiemaßnahmen Gespräche unter Kolleg*innen, eine wichtige Voraussetzung für gemeinsame Organisierung, schwieriger und Kontakte weniger wurden, wurden sie im Chaos der schnell eröffneten Gorillas-Stationen tendenziell leichter. Zudem gibt es inzwischen einen großen Erfahrungsschatz mit Arbeiter*innen-Organisierung in der Tech- und Start-up-Szene – anders als noch vor einigen Jahren ist der Lack der angeblich so hierarchiefreien Arbeitsplätze längst ab…” Artikel von Jan Ole Arps und Nelli Tügel vom 11. Juni 2021 im ak online externer Link
    • Alle Räder stehen still. Die abrupte Entlassung eines Fahrers führt zu wilden Streiks beim Lebensmittel-Lieferdienst Gorillas
      “»Ich war total überrascht von der Kündigung«, sagt Santiago. Der Argentinier hatte bis Mittwochmittag noch Lebensmittel für den Lieferdienst Gorillas am Standort Checkpoint Charlie in Mitte ausgefahren, als sogenannter Rider – so nennt man die Fahrradkuriere des Unternehmens. Santiago berichtet, er sei nach draußen bestellt worden, wo man ihm seine Entlassung mitgeteilt habe. Es hätte ein negatives Feedback zu seiner Arbeit gegeben. »Genaue Gründe hat man mir nicht genannt, auch wurde ich nicht vorgewarnt«, sagt der gefeuerte Kurier zu »nd«. »Ich bin eigentlich sehr zufrieden, hier zu arbeiten«, betont Santiago, der sich in der sechsmonatigen Probezeit seines – gleichwohl nur befristeten – Arbeitsverhältnisses befand. Als Kolleg*innen von der Entscheidung am Mittwoch mitbekommen, solidarisieren sie sich. In zwei Lagerhäusern legen Dutzende Beschäftigte die Arbeit nieder und blockieren den Ausgang des Standorts Checkpoint Charlie an der Charlottenstraße für mehrere Stunden. Nach und nach treffen immer mehr Unterstützer*innen und weitere streikende Rider ein, zuletzt protestieren etwa 50 Personen vor dem Warenlager. Die überwiegend migrantischen Beschäftigten rufen lautstark: »We want Santiago back!« (Wir wollen Santiago zurückhaben!); ein Fahrer des Lieferdienstes Lieferando spricht ein kämpferisches Grußwort an die Versammelten. Gespräche mit einem Manager, der versucht, die aufgebrachten Rider zu beschwichtigen, verlaufen zugleich ergebnislos. Die Streikenden beschließen schließlich, dem Unternehmen eine Frist zur Entscheidung zu setzen. Als auch dies ohne Konsequenzen bleibt, brechen einige am Abend per Fahrrad zum Warenlager in der Torstraße auf. Dort angekommen, informieren sie ihre Kolleg*innen und machen sich daran, auch diesen Standort zu blockieren. Bereits ein paar Minuten zuvor seien dort allerdings keine Bestellungen mehr bearbeitet worden – offiziell sollen angeblich technische Gründe angegeben worden sein, wie Gorillas-Mitarbeiter*innen vor Ort berichten. (…) In der Torstraße ist die Lage seit der Kündigung Santiagos angespannt. Mitglieder des Managements räumen die Fahrräder zur Seite, mit denen die Streikenden die Tür blockiert haben. Diese reagieren mit Sitzblockaden an Vorder- und Hinterausgang des Warenlagers. Auch die Polizei ist mit mehreren Mannschaftswagen vor Ort. In der Nacht zu Donnerstag beschließt das Management schließlich gegen 22 Uhr, den Standort vorzeitig zu schließen. Am Donnerstagmorgen kommt es dann erneut zu einer Blockade, diesmal an der Prenzlauer Allee in Pankow, wo Gorillas ein weiteres Warenlager betreibt. (…) Gleichwohl schließen sich längst nicht alle, die hier arbeiten, der Blockade an. Die Protestierenden versuchen noch, Streikbrecher*innen von ihrem Anliegen zu überzeugen. An den beiden verstellten Türen kommt es in der Folge zu Rangeleien. Auch hier stellt das Warenlager nun den Betrieb ein…” Artikel von Moritz Aschemeyer vom 10.06.2021 im ND online externer Link
    • Die Gesellschaft als Beute
      Die Internetökonomie gilt als Zukunftsbranche. Doch für die Menschen in der Stadt erweist sie sich allzu oft als Dystopie. Allein schon die Arbeitsbedingungen angesichts der ganzen Lieferversprechen. Immer noch profitieren die Unternehmen von dem Image von Freiheit, Abenteuer und ökologischem Bewusstsein, den die in den 1980er Jahren in Deutschland aufkommende Fahrradkurierszene umgab. Doch selbstbestimmt ist da wenig. Oft lückenlos werden die Fahrerinnen und Fahrer überwacht. Irre knappe Lieferzeiten von nur zehn Minuten nach Bestellung, wie bei Gorillas, sorgen für extremen Stress. (…) Kein Wunder, dass vor allem Migranten diese Jobs annehmen. Sie haben kaum eine Wahl, oft haben sie keinen Anspruch auf Sozialleistungen. Arbeite oder stirb. Aus der ganzen Welt sind die Teams zusammengewürfelt. Viele scheinen auch nicht sonderlich sicher auf dem Fahrrad zu sein. Damit gefährden sie sich und andere, denn der Zeitdruck lässt sie viel zu häufig auf den Bürgersteig ausweichen. Anwohner der Restaurantmeilen dieser Stadt können ein Lied davon singen. Für Unternehmen sind Prekarisierte perfekte Ausbeutungskandidaten. Sie mucken kaum auf und kennen oft ihre Rechte nicht oder können sie schlichtweg nicht durchsetzen. So wenig, wie die Geschäftsmodelle sozial nachhaltig sind, sind sie es auch für die Stadt…” Artikel von Nicolas Šustr vom 10.06.2021 im ND online externer Link über den Streik bei Gorillas und das Geschäftsmodell Lieferdienst
    • Streik bei Berliner Millionen-Start-up: Fahrer legen Lagerhaus des Lieferdienstes „Gorillas“ lahm
      Mit einem Streik und einer Blockade protestieren Fahrer des Lieferdienstes „Gorillas“ gegen die Entlassung eines Kollegen. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen. Etwa 50 Beschäftigte des Lieferdienstes “Gorillas” haben am Mittwochabend ein Warenlager des Unternehmens in Berlin-Mitte blockiert. Tagsüber hatten sie gestreikt. Mit der Aktion wollten sie gegen die Entlassung eines Fahrers protestieren und bessere Arbeitsbedingungen einfordern. Dazu aufgerufen hatte eine gewerkschaftsnahe Gruppe. “Wir wollen Santiago zurück!”, riefen die Beschäftigten. Santiago ist ein Fahrer, der vor Kurzem entlassen wurde. Schon seit einer Weile hatte es unternehmensintern Kritik an den Arbeitsbedingungen gegeben. Die Entlassung brachte das Fass für einige offenbar zum Überlaufen. Das “Gorillas Workers Collective” wirft Gorillas schon seit Monaten vor, die Fahrer:innen auszubeuten und die Gründung von Betriebsräten zu behindern. Die Gruppe arbeitet mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sowie der anarchistischen Gewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) zusammen. (…) Im Gebäude befanden sich allerdings auch Angestellte, die sich nicht am Streik beteiligten. Doch auch sie konnten nicht arbeiten. Die Streikenden hatten den Eingang des Gorillas-Gebäudes mit ihren Elektrofahrrädern blockiert. Lieferungen waren nicht möglich. Der stellvertretende Geschäftsführer Harm-Julian Schumacher versuchte die Situation zu klären und schaffte eigenhändig die Räder beiseite. Doch auch das nützte nichts. Die Streikenden setzten sich einfach kurzerhand vor die Tür und versperrten sie somit weiterhin. Die Polizei war mit mehreren Mannschaftswagen vor Ort. Schumacher sprach mit den Beamten und sagte ihnen, dass er nicht wolle, dass die Situation eskaliert. Die Blockade wurde nicht aufgelöst. Gegen 21.50 Uhr gab das Management auf und schloss das Lager. (…) Am Nachmittag hatten die Streikenden bereits ein Lagerhaus in der Charlottenstraße blockiert…”  Artikel von Christoph Kluge vom 10.6.2021 beim Tagesspiegel online externer Link
  • Einkaufsspaß nicht für alle. Der Lieferdienst Gorillas setzt seine Kurierinnen und Kuriere unter Zeitdruck
    “… Was für die Kundschaft als Freizeit­spaß am Smartphone beworben wird, bedeutet für die Beschäftigten schwere körperliche Arbeit. Das eingeworbene Kapital soll die Firma vor allem im Konkurrenzkampf um die bessere Kundenbewertung stärken. Bei den Arbeitenden im Warenlager und auf den Lieferfahrrädern sorgt das für Druck. Die schnelle Vergrößerung des Betriebs vollzieht sich aus ihrer Sicht chaotisch. An vielen Stellen seien die Beschäftigten überfordert, berichtet die Gorillas-Kurierin Nina* der Jungle World. »Manchmal werden Leute zu Schichten eingeteilt, die bereits gefeuert sind«, nennt sie als Beispiel. Dann sei das jeweilige Arbeitsteam unterbesetzt. Solche Pannen müssen die Beschäftigten ausgleichen. Dabei würden Arbeitsrechte missachtet. »Es kommt vor, ­dass man in einer Schicht von acht Stunden keine Pausen nehmen soll, weil es zu busy ist«, sagt die Kurierin. Die versprochene Lieferzeit von zehn Minuten gebe ein hohes Arbeits- und Fahrtempo vor. Auch das von Gorillas zugesicherte Maximalgewicht der Transporttaschen von zehn Kilogramm werde oft weit überschritten, sagt Paul*, ein anderer Kurier. Es gebe keine Waage, aber man könne das Gewicht der eingepackten Waren im Kopf überschlagen. Auch an anderen Stellen gibt es Probleme: Die Lagerräume sind zu klein, ausreichende Pausenräume fehlen. (…) Für viele der Beschäftigten ist es der erste reguläre Job in Deutschland, das Risiko, ihn zu verlieren, ist hoch. Gegen diese Unsicherheit gehen sie vor: Im Februar 2021 haben sich bei Gorillas Beschäftigte zur Verbesserung ihrer Situation zum Gorillas Workers Collective (GWC) zusammengeschlossen. Das Management wehre sich dagegen mit Methoden des sogenannten union busting, also der systematischen Bekämpfung von Arbeitnehmervertretungen, schreibt das GWC in einem Papier, das der Jungle World vorliegt. Angestellten sei bei Treffen mit den Vorgesetzten vorgeworfen worden, sie würden »mit ihren Beschwerden den Vibe ruinieren«. Bei einer Betriebsversammlung am 3. Juni wurden zur Vorbereitung einer Betriebsratswahl neun GWC-Mitglieder zum Wahlvorstand gewählt. Noch in derselben Nacht zweifelte das Management in einer E-Mail die Rechtmäßigkeit der Wahl an.” Artikel von Lisa Bor vom 10.06.2021 in der Jungle World online externer Link
  • Fahrern in die Speichen greifen: Beschäftigte von Lieferdienst »Gorillas« wollen Betriebsrat gründen. Unternehmen mobilisiert Manager zur Wahlversammlung 
    “Die Stimmung vor dem Estrel-Kongresszentrum in Berlin-Neukölln war angespannt. Zwei junge Rider – so nennen sich die Fahrradkuriere des Onlinesupermarktes Gorillas – probierten am Donnerstag einer Gruppe von knapp 50 leitenden Angestellten das Betriebsverfassungsgesetz zu erklären. Die Betriebsversammlung zur Wahl des Wahlvorstandes stünde Beschäftigten offen, aber keinen leitenden Angestellten. Eine Frau im blauen Sommerkleid versuchte die ausgeschlossenen Leitungskräfte zu organisieren. Sie war besonders empört: »Ich bin auch Gorillas-Arbeiterin!« Doch eine E-Mail, die von besagter »Gorillas-Arbeiterin« stammen soll, wurde signiert mit »Special Project Management CEO«. (…) Joaquín*, Mitglied des »Gorillas Workers Collective«, das die Betriebsratsinitiative angestoßen hatte, beklagte gegenüber jW die mangelnde Kooperation des Unternehmens in der Vorbereitung der Wahl. »Erst drei Tage vor der Versammlung haben wir eine Mitarbeiterliste zugeschickt bekommen. Die war aber total veraltet.« Erst am Abend vor der Versammlung hätten sie eine aktualisierte Liste bekommen. Eine Beschreibung der Posten habe das Unternehmen aber nicht zur Verfügung gestellt. »Wie sollen wir etwa wissen, welche Entscheidungskompetenz ein ›Real-Estate Manager‹ hat?« fragte Joaquín. (…) Gegenüber jW bekräftigte das Unternehmen: »Gorillas unterstützt die Gründung des Betriebsrats voll und ganz – dies steht auch in unserem Manifest.« In eine ähnliche Richtung geht auch der erste Teil einer E-Mail, die das Unternehmen am Donnerstag abend an alle Beschäftigen verschickte. Im weiteren Verlauf des Schreibens heißt es dann aber, die Geschäftsführung sei schockiert, dass Manager von den Wahlen ausgeschlossen worden seien, zudem fände eine Prüfung der rechtlichen Grundlagen statt. Beendet wird die Mail mit einer Drohung an das »Gorillas Workers Collective«: »Wir werden keine Gruppe tolerieren, die probiert, uns zu spalten, und diese wunderschöne Firma mit ihrer Kultur und dem Geist der Einheit schaden möchte.«” Artikel von Simon Zamora Martin in der jungen Welt vom 5. Juni 2021 externer Link
  • Too fast too furious: Der Lieferdienst Gorillas soll Investoren viel Geld einfahren – die Beschäftigten organisieren sich 
    “In nur zehn Minuten liefern »unsere legendären Fahrer*innen« frische Lebensmittel direkt an die Haustür – das verspricht Gorillas. Im Mai 2020 startete das Berliner Start-up seinen Online-Supermarkt. Mittlerweile ist es in elf deutschen und sechs niederländischen Städten sowie in Paris und London aktiv. (…) Mit seinem Geschäftsmodell ist Gorillas nicht allein, die Mitbewerber nennen sich Flink oder Grovy und funktionieren genau gleich. Vorbild ist der amerikanische Express-Lieferdienst goPuff, der in den USA seit 2013 existiert. Die treibende Kraft, die hinter dem Aufkommen immer mehr solcher Start-ups steht, ist weniger das besonders originelle Geschäftsmodell oder ein spezieller Bedarf auf Seiten der Kund*innen; es geht in erster Linie um die rasche Vermögensvermehrung privater Anleger*innen. (…) Die Unzufriedenheit unter den Beschäftigten wächst indes. Sie prangern die niedrigen Löhne an, klagen über Rückenschmerzen, haben Angst vor Kündigungen oder dem erhöhten Corona-Risiko in den engen Lagerräumen. Im Februar legten Rider in Berlin spontan ihre Arbeit nieder, weil die Auslieferung bei Minusgraden, Schneefall und glatten Straßen zu gefährlich war. (…) Die Beschäftigten versuchen, bei dieser aggressiven Expansionsstrategie sprichwörtlich nicht unter die Räder zu kommen. Die Arbeitsniederlegung im verschneiten Februar hatte bereits Erfolg, Gorillas stellte damals den Betrieb aus Sicherheitsgründen für mehrere Tage ein. Mittlerweile haben sich einige Rider im Gorillas Workers Collective (GWC) zusammengeschlossen. Für den 3. Juni 2021 planen sie in Berlin eine Betriebsversammlung, um den Wahlvorstand zur Gründung eines Betriebsrats ins Leben zu rufen. Eine klare Ansage an die Unternehmensleitung, deren kumpelhaftes Auftreten sich schnell als Schein entpuppen dürfte, wenn die Beschäftigten weiter für ihre Interessen einstehen. (…) Die Beschäftigten formulieren ihre eigenen Ansprüche und fordern bessere Bedingungen. Letztlich könnte sich gerade die gewollte Fluktuation der Arbeitskräfte, die nicht selten zwischen verschiedenen Lieferdiensten wechseln, gegen die Start-ups wenden; dann nämlich, wenn auch die Erfahrungen von Betriebsratsgründungen und Arbeitskämpfen zu zirkulieren beginnen.” Artikel von Janis Ewen vom 18. Mai 2021 aus ak 671 externer Link
  • Berliner Lieferdienst-Start-up: Daten von 200.000 Gorillas-Kunden lagen ungeschützt im Netz 
    Der Lieferdienst Gorillas hatte wohl eine erhebliche IT-Sicherheitslücke. Daten für eine Million Bestellungen von rund 200.000 Kundinnen und Kunden könnten betroffen sein.  (…) Für etwa 200.000 Kundinnen und Kunden in Berlin, Hamburg, München, aber auch zum Beispiel London, Amsterdam und Paris bedeutet das: Name, Adresse, E-Mail-Adresse, Telefonnummer und bestellte Produkte lassen sich nachvollziehen. In manchen Fällen sind zudem auch Hauseingänge und Klingelschilder abfotografiert worden, um die Zulieferung zu bestätigen. Möglich machte den Zugriff auf die Daten offenbar unter anderem ein Rechte-Problem, das sich mit einem Vergleich erklären lässt. Einfach formuliert: Normalerweise lässt sich eine Wohnungstür nur mit einem speziellen Schlüssel aufsperren. In diesem Fall hätten aber alle Wohnungsschlüssel, aller Bewohner des Hauses diese Tür aufsperren können, so erklären es die Forscher. Der Schlüssel sei in diesem Fall eine lange Zahlen- und Buchstabenkombination, die jeder angemeldete Gorillas-App-Nutzer erhält. (…) Das Datenleck bei Gorillas steht allerdings nicht nur für das inzwischen mit einer Milliarde Euro bewertete Start-up. Der Fall steht für mehr. Zum einen dass die Branche der Lebensmittel-Lieferdienste in der Pandemie im Rekordtempo wächst. Gab es 2019 schätzungsweise laut Erhebung des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel [bevh.org] in diesem Bereich einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro, so kam man 2020 auf 2,7 Milliarden Euro. Ein Zuwachs also von mehr als 60 Prozent. Zum anderen steigt in Deutschland die Zahl der sogenannten Datenpannen massiv. Auf Basis einer Anfrage von NDR und rbb an die Datenschützer der Bundesländer zeigt sich, dass 2020 die Datenschützer 14.959 Mal die Meldung erreichte, dass personenbezogene Daten wohl nicht ausreichend geschützt waren…” Beitrag der Sendung radioeins vom 07.05.21 bei RBB externer Link – siehe auch die Analyse bei zerforschung externer Link
  • Klassenkampf beim Unicorn: Konflikte und Organisierung beim Gorillas Lieferdienst 
    In deutschen und niederländischen Städten ist ein neuer Fahrradkurierservice unterwegs. Das Startup Gorillas liefert im Gegensatz zu Deliveroo, Wolt und anderen aber keine fertigen Speisen aus Restaurants, sondern ganze Supermarkteinkäufe. Und das im innerstädtischen Liefergebiet in zehn Minuten; so lautet zumindest der Werbeclaims des jungen Unternehmens. Alles, was im Supermarkt bestellt werden kann, kann man auch bei Gorillas bestellen – fast zum gleichen Preis. In den Berliner Bezirken, die das Unternehmen beliefert, wurden mittlerweile 13 Lagerflächen angemietet, in denen sogenannte «Picker» die per App bestellten Lebensmittel in die Rucksäcke der Kurier*innen füllen und sie dann mit dem Fahrrad zu den Kund*innen fahren. (…) Das Unternehmen spart an fast allem, was Kosten verursacht: Statt mit Autos und Lieferwagen, wie beispielsweise der Konkurrent Rewe, liefert Gorillas mit Fahrrädern aus, die kostengünstig von Swapfiets, einem anderen Startup, gemietet werden. Dass die nicht für das Berliner Kopfsteinpflaster und schweres Gepäck auf dem Rücken ausgestattet sind, scheint sie dabei wenig zu stören, erzählt mir Silvan (Name geändert), einer der Gorillas-Kuriere. «Selbst die jungen Kollegen haben Rückenschmerzen. Wir haben kein Essen in Pappschachteln auf dem Rücken, wie unsere Lieferando-Kollegen, sondern schwere Einkäufe. Viele bestellen Wein oder Champagner.» Die Kund*innen müssen also während Corona nicht in den Supermarkt, die Kurier*innen drängeln sich hingegen dicht an dicht vor einigen Lagerräumen, denn auch an Betriebs- und Aufenthaltsräumen spart Gorillas. Dies ist für die Fahrer*innen besonders bei schlechtem Wetter unangenehm und führt auch immer wieder zu Stress mit Anwohner*innen: «In den Lagerräumen gibt es keinen Ort für uns, da ist kein Platz und es ist auch oft dreckig, also warten wir vor den Lebensmittellagern auf unsere nächste Fahrt.» In Berlin-Kreuzberg gibt es Beschwerden über Fahrräder und Kuriere auf dem Gehweg. Oftmals sind es die Kurier*innen, die den Ärger abbekommen und nicht das Unternehmen. Auch an Sonderzulagen des Einzelhandels wird gespart: «Wir haben unsere Manager gefragt, warum wir sonntags und nachts keine Schichtzulage bekommen. Verkäufer bekommen dann mehr Lohn, wir nicht.» Statt einer Schichtzulage wurden die kritischen Gorillas-Kurier*innen einzeln zu persönlichen Gesprächen gebeten, in denen Druck auf sie ausgeübt wurde, berichtet Silvan. Das Unternehmen setze generell auf Druck, um sein Versprechen die Lebensmittel in Rekordzeit auszuliefern einzuhalten. «Gorillas will wachsen, das ist ihr Fokus, und je mehr sie wachsen, desto schlechter werden unsere Arbeitsbedingungen. Wir werden ständig erinnert, dass wir uns beeilen sollen, aber ohne Zahlen zu kennen, wo und wann wir langsam waren, aber das erzeugt Druck. (…) Denn hinter der bunten, freundlichen Startup-Fassade gebe es deutliche Hierarchien, berichtet Silvan: «Es gibt nicht nur die Geschäftsführung und das Management, sondern auch ‹Mini-Bosse›, die Berichte über unsere Performance verfassen. Wir vermuten, dass schon einige auf Grund dieser Berichte gefeuert wurden, vor allem die Kollegen, die noch nicht lange in Deutschland sind und das Arbeitsrecht hier nicht kennen.» Silvan kommt wie viele seiner Kolleg*innen nicht aus Deutschland, viele sprechen im Gegensatz zu ihm kaum Deutsch und kennen auch ihre deutschen Arbeitsrechte nicht. (…) Aber nicht nur die Unternehmer, auch die Kurierfahrer*innen sind heute gut organisiert und können auf Erfahrungen aus anderen Kämpfen aufbauen. Silvan und seine Kolleg*innen sind gerade dabei einen Betriebsrat zu gründen, Anfang Juni soll die Wahlversammlung stattfinden, im September wird er dann gewählt. Unterstützung bekommen sie von der Gewerkschaft FAU, die seit 2017 Kurierfahrer*innen innerhalb der Deliverunion-Kampagne organisiert…” Artikel von Nina Scholz vom 1.5.2021 bei der RLS externer Link
  • Gorillas Start-up: Die neuen Verteilungskämpfe 
    “… In Berlin kann man gerade die Expansion des Start-ups Gorillas beobachten, samt diverser Nebenwirkungen für den öffentlichen Raum. Das Unternehmen wirbt damit, innerhalb von zehn Minuten Grundbedarf des täglichen Lebens nach Hause zu liefern. Gerade in Pandemiezeiten ist das ein Service, für den es eine große Nachfrage gibt, auch wenn in Berlin an jeder Ecke ein Späti existiert, der ähnliche Produkte verkauft. Wie viele andere Start-ups aus Berlin ist auch Gorillas keine hiesige Erfindung, sondern ein klassischer Copycat, der die Geschäftsmodelle erfolgreicher Vorbilder aus der Türkei (Getir) und den USA (goPuff) imitiert. Aber Gorillas hat etwas geschafft, was viele andere nicht schafften: In der letzten Investitionsrunde hat das Unternehmen durch eine Finanzspritze in Höhe von 244 Millionen Euro so schnell wie kein anderes Start-up in Deutschland eine Milliardenbewertung erhalten und gilt damit als Einhorn. Mit dem Geld soll die Expansion finanziert werden. Bis Mitte des Jahres will Gorillas „in über 15 europäischen Städten mit mehr als 60 Warenlagern“ vertreten sein. (…)Gorillas-Gründer Kağan Sümer inszeniert sich selbst gerne als Crowdworker Nummer 1 externer Link . Das klingt in Start-up-Blogs und Podcasts gut, die Praxis scheint aber weniger Teamplay zu sein. Crowdworker:innen berichten von Videoüberwachung externer Link fehlenden Ruheräumen und vor allem massivem Stress für einen Stundenlohn von 10,50 Euro, knapp über dem Mindestlohn. Kein Wunder, wenn das Unternehmen verspricht, innerhalb von zehn Minuten ab Bestellung zu liefern – auch wenn das in der Realität selten in dieser Zeit geschieht, wie viele Nutzer:innen-Reviews zeigen. Wenigstens müssen sie ihre Fahrräder nicht selber bezahlen, wie dies bei anderen Lieferservices üblich ist. Der Spiegel schrieb trotzdem externer Link, die Arbeitsbedingungen seien „teilweise die Hölle“. Wir hätten gerne noch die Sichtweise des Unternehmens in diesem Artikel berücksichtigt, aber Gorillas reagierte nicht auf unsere Presseanfrage. (…) „Die tatsächlichen Kosten werden bei Gorillas externalisiert“, sagt Wissenschaftler Dominik Piétron. Fahrer:innen arbeiteten Tag und Nacht zu Niedriglöhnen und die Logistik werde auf die Bürgersteige verlagert. „Die Städte sollten überlegen, ob diese Einnahme des öffentlichen Raums nicht analog zu E-Scooter und Bike-Sharing-Diensten über eine Sondernutzungserlaubnis geregelt werden kann“, gibt er als Vorschlag mit. Gorillas argumentiert gegenüber Anwohner:innen in Kreuzberg, dass man die Sorgen ernst nehme und durch zusätzliche Standorte in der Nähe für eine Entlastung sorgen würde. Man sei bemüht, dass Lieferungen nicht mehr vor sechs Uhr stattfinden würden. Allerdings widerspricht das Versprechen dem eigenen Geschäftsmodell und den hohen Investitionen durch Venture Capital: Dieses lässt Barmherzigkeit und Rücksicht auf Anwohner:innen in Wohnvierteln nicht zu, sondern setzt auf eine möglichst effektive Auslastung der Ressourcen, um möglichst schnell zu wachsen, viel Geld zu verdienen und die Investitionen zu vergolden. Zusätzliche Standorte werden das Problem für einzelne Viertel nicht lösen, sondern die Probleme stattdessen immer weiter verteilen. Gewinner sind dann die Investor:innen, die nicht vor Ort wohnen. Sonst würden wohl auch sie sich dagegen wehren.” Beitrag von Markus Beckedahl vom 29. April 2021 bei Netzpolitik.org externer Link
  • siehe zum Geschäftmodell auch: Quick commerce: pioneering the next generation of delivery. Artikel von Robin Nierynck vom 29.4.2020 bei deliveryhero.com externer Link

Der Beitrag [Q-commerce] Schneller, als die Eiscreme schmilzt: Lieferservice Gorrilas erschien zuerst auf LabourNet Germany.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 227